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Im Dienste der deutschen US-Presse

2. Juni 2015

Der Verleger und Journalist Werner Baroni ist mit 87 Jahren in Florida verstorben. Baroni prägte die deutschsprachige Presse in den USA wie kaum ein anderer. 1972 gründete er die "Amerika-Woche".

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Zeitungsjunge in den USA 1939
Zeitungsjungen in den USA gehörten lange Zeit zum StraßenbildBild: Keystone/Getty Images

Wie erst heute bekannt wurde, verstarb der deutsch-amerikanische Journalist und Verleger Werner Baroni bereits am 26. Mai 2015. In der Nachkriegszeit hatte Baroni beim "Südwest Echo", Karlsruhe, und bei der "Süddeutschen Allgemeinen Zeitung" (heute "Pforzheimer Zeitung") sein Volontariat absolviert. 1951 begann er seine journalistische Karriere als Redakteur beim Bonner "General-Anzeiger".

Mit Kind und Kegel in die USA

Bevor er mit Ehefrau und Kind 1957 in die Vereinigten Staaten auswanderte, war er noch für die "Badischen Neuesten Nachrichten", die "Rhein-Neckar-Zeitung" und den "Mannheimer Morgen" tätig.

In den USA leitete er zunächst die Redaktion der deutschsprachigen "New Yorker Staats-Zeitung". Darauf folgte für zehn Jahre ein Engagement als Chefredakteur der Tageszeitung "Abendpost" in Chicago. Dort gründete er 1972 auch seine erste eigene Zeitung: die "Amerika-Woche". 1994 verkaufte er sie und zog nach Florida um.

"Reporter zwischen zwei Welten"

Von dort aus arbeitete Baroni weiter als freier Journalist für viele deutsch-amerikanische Publikationen und befasste sich in wissenschaftlichen Abhandlungen mit der beeindruckenden 300-jährigen Geschichte der deutschsprachigen US-Presse. Zahlreiche Erzählungen, Reportagen und Lebenserinnerungen hat er in seinem Buch "Reporter zwischen zwei Welten" zusammengefasst.

Screenshot Facebook Amerika Woche
Die "Amerika-Woche", die Baroni 1972 aus der Taufe hob, verkaufte sich bestensBild: Facebook/Amerika Woche

Björn Akstinat, Leiter der Internationalen Medienhilfe (IMH), des Verbandes der deutschsprachigen Auslandsmedien würdigte Baroni als "echten Vollblut-Zeitungsmacher." Kaum ein anderer habe die deutschsprachige Presseszene in den Vereinigten Staaten nach dem Krieg so stark geprägt wie Baroni. Es sei deshalb nicht verwunderlich, dass er für seine beruflichen Leistungen und seine Verdienste um die transatlantische Freundschaft mehrere Journalistenpreise und das Bundesverdienstkreuz erhalten habe. "Mit ihm" - so Akstinat - "ist ein wichtiger 'Motor' der großen deutschamerikanischen Gemeinschaft verloren gegangen."

Viele US-Bürger haben deutsche Wurzeln

Der Erfolg und Einfluss des 1927 in Pforzheim geborenen Journalisten und Verlegers erklärt sich auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass Deutschstämmige eine große Bevölkerungsgruppe in den Vereinigten Staaten bilden. Im Rahmen der letzten US-Volkszählung gaben rund 50 Millionen Menschen an, deutsche Vorfahren zu haben.

Und: Etwa zehn Prozent der Deutschstämmigen sprechen oder verstehen noch Deutsch - darunter sind Prominente wie Sandra Bullock, Henry Kissinger oder Leonardo DiCaprio. Für diese rund fünf Millionen Menschen werden in den USA gegenwärtig über 100 Zeitungen, Zeitschriften und Mitteilungsblätter sowie etwa 100 lokale Radiosendungen und circa 20 lokale Fernsehprogramm-Fenster auf Deutsch produziert.

Besonders bemerkenswert ist, dass in den Vereinigten Staaten die weltweit ältesten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erscheinen - an erster Stelle die "New Yorker Staats-Zeitung" von 1834. Sie gehörte in ihrer Anfangszeit zu den größten Zeitungen der USA.

haz/sc (Internationale Medienhilfe, IMH)