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Obamas Wähler im Ausland

Das Interview führte Peter Deselaers14. Juli 2008

Sechs Millionen US-Amerikaner leben im Ausland. Obama kommt auf Wahlkampftour nach Berlin. Shari Temple von den "Democrats Abroad Germany" erläutert, warum er der beste Präsident für die US-Amerikaner im Ausland ist.

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Barack Obama bei einer Wahlkampfrede
Er soll das angekratzte Bild der USA im Ausland wieder aufpolierenBild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD.DE: Warum sollten Amerikaner, die im Ausland leben, Barack Obama wählen? Senator John McCain von den Republikanern sagt, Obama sei nicht sonderlich erfahren in der Außenpolitik.

Shari Temple: Das ist doch nur politisches Gerede. Barack Obama hat schon im Ausland gelebt, er hat andere Kulturen kennen gelernt und versteht den Unterschied. Auch wenn er vielleicht noch nicht direkt Außenpolitik betrieben hat, saß er im Senat in mehreren Komitees für auswärtige Politik. Seine Präsidentschaftskampagne ist sogar die erste, die Repräsentanten im Ausland haben wird.

Barack Obama ist also ein guter Präsidentschaftskandidat für US-Amerikaner, die im Ausland leben?

Symbolbild: eine Euro-Münze steht auf einer Dollar-Banknote
Thema Wirtschaft: Viele US-Amerikaner, die im Ausland leben, leiden unter dem schwachen DollarBild: AP

Er ist der beste Kandidat für US-Amerikaner im Ausland. Er ist offen für Diplomatie und seine Außenpolitik ist vollkommen anders ist als das, was wir in den vergangenen acht Jahren gesehen haben. Und er wird dafür sorgen, dass wir uns schneller aus dem Irak zurückziehen.

Welche Themen sind denn für die US-Amerikaner im Ausland wichtig?

Der Irakkrieg ist sicherlich eines der Topthemen. Wir tun alles, um dort so schnell wie möglich heraus zu kommen. Außerdem ist Wirtschaftspolitik wichtig, vor allem wegen des schwachen Dollars. Viele US-Amerikaner im Ausland haben ihre Altersvorsorge in Dollar angelegt, und die verliert durch den Wechselkurs an Wert. Deshalb ist alles gut, was der Wirtschaft hilft und das Außenhandelsdefizit verkleinert. Außerdem bekommen die US-Amerikaner im Ausland natürlich das Image der Vereinigten Staaten in anderen Ländern viel stärker mit. Und das hat in den vergangenen acht Jahren ziemlich gelitten. Wenn wir nun auf den nächsten Präsidenten sehen, dann achten wir darauf, dass es jemand ist, der die Beziehungen zu anderen Regierungen verbessern und das Image aufpolieren kann.

US-Präsident Bush serviert den US-Truppen in Bagdad Truthahn zum Erntedankfest (Archivbild aus dem Jahr 2003)
Vom nächsten US-Präsidenten wünschen sich die US-Amerikaner, die im Ausland leben, ein bekömmlicheres Menü in der AußenpolitikBild: AP

Obama ist auch in Deutschland ziemlich beliebt - 72 Prozent der Deutschen würden ihn wählen. Wissen Sie warum?

Ich denke, er wird als willkommener Wechsel zu den vergangenen acht Jahren gesehen. Manche Zeitungen haben ihn sogar schon als "schwarzen John F. Kennedy" bezeichnet. Sein Stil und seine Ideen erinnern an JFK, und die Deutschen denken natürlich immer noch sehr positiv über ihn. Teilweise ist es wohl auch dasgleiche Phänomen wie in den USA. Viele junge Menschen unter 40 lassen sich dort erstmals für die Wahl registrieren, damit sie ihn wählen können. Er ist offen, er redet Klartext und er ist unter 50.

Hat Barack Obama denn ein besonderes Verhältnis zu Deutschland?

Nach seinem Besuch bestimmt, da bin ich mir sicher.

Wie können US-Amerikaner eigentlich im Ausland wählen?

Das ist leider unterschiedlich. Es hängt davon ab, in welchem Bundesstaat man wählt. Jeder US-Amerikaner im Ausland muss sich in dem Bundesstaat registrieren, in dem er zuletzt gelebt hat. Und in 18 Staaten kann man sich auch registrieren, wenn man US-Bürger ist, aber noch nie in den Vereinigten Staaten gelebt hat. Dann gilt der letzte Wohnort von einem der beiden Eltern.

Klingt kompliziert.

Deshalb haben wir eine Internetseite eingerichtet, wo man ein paar Fragen beantworten muss, und dann wird das entsprechende Formular automatisch ausgefüllt: www.votefromabroad.org.

US-Militärfahrzeuge im Irak
Auf dem Weg nach Hause? Auch die US-Soldaten im Ausland wählen am 4. November einen neuen PräsidentenBild: AP

Die Wählerlisten sind in den USA immer wieder ein heißes Thema. Sind sie überzeugt, dass alle Stimmen der Auslandsamerikaner gezählt werden?

Nach den Problemen in Florida 2000 wurde das System generalüberholt. Die Bundesstaaten müssen jetzt Informationen einschicken, die belegen, dass alle Stimmen gezählt wurden. Für die Stimmen aus dem Ausland gibt es verschiedene Regeln. In einigen Staaten werden sie direkt mitgezählt für die Wahl am 4. November. In anderen Staaten werden sie nur bei einem knappen Ergebnis gezählt.

Vertrauen sie diesem System?

Zu 98 Prozent.

Weshalb zwei Prozent Zweifel?

Menschen machen Fehler. Aber der Prozess ist deutlich besser geworden. In beiden Parteien gibt es Gruppen, die sich dafür einsetzen, dass es besser wird. Aber das Wahlsystem ist noch nicht perfekt.

Würden Sie auf einen Wahlsieg von Barack Obama wetten?

Wenn ich heute wetten würde, dann schon. Aber ich weiß auch, dass die Medien viel anstellen können, damit sich das Blatt wendet. Aber wenn die Wahl heute wäre, dann würde Barack Obama sicher gewinnen.

Shari Temple, Stellvertretende Vorsitzende von Democrats Abroad Germany.
Shari Temple

Shari Temple lebt in Marzling bei München, sie vertritt "Democrats Abroad Germany", die Auslandsvertretung der Demokratischen Partei in den USA, bei den Wahlen für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten.

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