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Der Blick vom Balkon

Christine Gruler15. Januar 2004

Das Dorf in der Stadt und die Welt in der Provinz: Wladimir Kaminer hat Deutschland unnachahmlich mit seinen Anekdoten bestellt. Nun steht der Meister der Alltagsgroteske auf der großen Bühne - präsentiert von DW-WOLRD.

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Ein florierendes Geschäft: Wladimir KaminerBild: Kaminer

Ein Wort-Reichtum der besonderen Art: In deutscher Sprache schildert der 1967 in Moskau geborene Kaminer den "Dschungel" Deutschland. Dabei hat er sich den deutschen Wortschatz erst nach der Ausreise aus der ehemaligen Sowjetunion vor nunmehr 13 Jahren angeeignet.

Buchcover: Wladimir Kaminer - Mein deutsches Dschungelbuch (Hörbuch)

Deutsch, russisch, jüdisch, witzig

Deutsch, russisch, jüdisch – das Biotop, aus dem der Autor gewachsen ist, liegt genau in der Schnittmenge zwischen Ost und West, Kaltem Krieg und der Ankunft in Deutschlands Neuer Mitte: Berlin, Metropole und doch allzu oft auch Provinz. Am Prenzlauer Berg, dem umtriebigen Szene-Viertel der Nachwendezeit, hat sich Wladimir Kaminer häuslich niedergelassen. Hier ist sein Mikrokosmos, hier hat er seine wichtigsten Bekanntschaften gemacht, seine "Russendisko" im Kaffee Burger (das allerdings in Berlin-Mitte zu finden ist) zum Kult erhoben. In diesem Berlin begann er seine Beobachtungen aufzuzeichnen und hier bezog er auch die Wohnung in der "Schönhauser Allee", die zum Buchtitel wurde.

Dass dort der alltägliche Blick über die Balkonbrüstung ungeahnte Ernte einbringen würde, hätte der selbstbewusste Russe wohl niemals zu träumen geahnt. Seine Neugier auf den Mikrokosmos seines Viertels lohnte sich nicht nur literarisch: Die Verkaufszahlen seiner mittlerweile sieben Bücher sind alles andere als alltäglich.

Schillernd, das Einfache

Wladimir Kaminer
Wladimir KaminerBild: Marianne Fleitmann

Der Durchbruch mit dem Episodenroman "Russendisko" führte ihn auf unzählige Lesebühnen. Und mit dem im Herbst 2003 erschienenen Titel "Mein deutsches Dschungelbuch" bewies der Deutschen liebster Russe einmal mehr seine Vorliebe für das Alltägliche: Schillernd ist das Einfache. Was für den einen schlichtweg deutsches Mauerblümchen ist, gedeiht unter Kaminers Feder zur exotischen Blume.

Doch Kaminer tauscht die kleinen Lesebühnen gern auch mal mit dem großen Rampenlicht: Am 17. Januar 2004 steht er im Berliner Tempodrom auf der Bühne der Großen Arena, präsentiert von DW-WORLD - und das ist selbst für Kaminer nicht alltäglich.