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Der Boom der Businessjets

Oliver Samson12. Januar 2008

Geschäftsflüge boomen, die Auftragsbücher der Businessjet-Hersteller sind voll. Die Kundenwünsche sind breit gestreut. Die einen wünschen sich eine Mini-Concorde, andere bevorzugen Flugtaxis auf First-Class-Niveau.

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Die neue Concorde?Bild: Aerion Corp.

Geschäftsreisende sind gegenüber den Mühen des modernen Luftverkehrs wenig tolerant. Wenn Zeit Geld bedeutet, ist sie zu kostbar, um sie beim Umsteigen und in Wartehallen zu vergeuden. Dann darf es auch ein Vielfaches kosten, von A nach B zu kommen. Ob im Firmenjet oder gechartert: Die Nachfrage für Geschäftsflüge ist groß wie nie. "Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen", sagt Robert Krüger, Berater des European Center for Aviation Development (ECAD) in Darmstadt.

14.000 Jets, 22 Milliarden

Die Auftragsbücher der führenden Businessjet-Hersteller Cessna, Bombardier, Embraer, Hawker, Dassault und Gulfstream sind randvoll. Der Systemzulieferer Honeywell erwartet, dass in den nächsten zehn Jahren 14.000 Privatjets gebaut werden, das Marktvolumen soll allein 2009 bei 22,56 Milliarden Dollar liegen. Cessna lieferte 2007 380 Jets aus, in diesem Jahr sollen es 470 werden. Vor allem die Märkte in Asien und Europa legen kräftig zu. 2006 war das erste Jahr, indem die Mehrzahl der Jetbestellungen nicht aus Nordamerika kam.

Überschallflugzeug Aerion
Überschallflugzeug Aerion: Ab 2014 im AngebotBild: Aerion Corp.

Um Termine flexibel, diskret und unabhängig von Flugplänen zu absolvieren, braucht es aber nicht einen fliegenden Palast wie die 350 Passagiere fassende Boeing 767-300ER, die der russische Oligarch Roman Abramowitch besitzt. In der globalisierten Wirtschaft sind Businessjets nicht nur Statussymbole, sondern begehrte Investitionsobjekte. Das haben auch die beiden reichsten Männer Amerikas erkannt: Bill Gates und Warren Buffet sind nicht nur Businessjet-Kunden, sie investieren auch in dem Markt, um das private Fliegen billiger zu machen.

Eine Viertel Jet für die Frau

Buffet setzt auf anteilsmäßige Beteiligungen. Wer nicht täglich durch die Gegend jettet, braucht sich keinen Jet für Millionen in den Hangar stellen – man kann ihn anteilig kaufen und stundenweise benutzen. Buffett erwarb einst 25 Prozent der Anteile an einem Jet bei Netjets - für seine Frau. Das Geschäftmodell und das Potenzial gefielen dem Multimilliardär so gut, dass er 1998 das Unternehmen kaufte. Heute ist Netjets Weltmarktführer mit einer Flotte von über 500 Flugzeugen.

Taxi: Eclipse 500
Taxi: Eclipse 500Bild: AP

Bill Gates hingegen investiert in den US-Flugzeughersteller Eclipse, der einen sechssitzigen Jet für gerade einmal 1,7 Millionen Dollar baut. Luftfahrtanalysten sind sich sicher, dass Mini-Jets oder Very Light Jets (VLJ) wie die Eclipse 500 dem Markt zusätzliche Dynamik verleihen - sie könnten etwa das Geschäftsmodell des fliegenden Taxis weltweit in Schwung bringen. Domhnal Slattery verspricht mit seiner Firma Jetbird sogar eine "Revolution". Er will mit einer Flotte von hundert stundenweise mietbaren Kleinjets ab Mitte 2008 die Kosten von Geschäftsflügen in Europa halbieren, indem er Billigflieger kopiert - kurze Umschlagzeiten, einfaches Preismodell, das Anfliegen kleiner Flughäfen. "Wir werden die EasyJets der Geschäftsfliegerei", verspricht der Ire.

Nur kein Neid: So soll die Mini-Concorde von innen aussehen
Nur kein Neid: So soll die Mini-Concorde von innen aussehenBild: Aerion Corp.

Überschall für 80 Millionen

Aber auch die andere Seite des Marktes ist in Bewegung. Zwei US-Hersteller, Aerion und Supersonic Aerospace International SAI, arbeiten unabhängig voneinander an Konzepten für einen Überschall-Jet für den Business-Bereich. Weltweit, so eine Aerion-Studie, soll es einen Bedarf von bis zu 500 Maschinen geben. Experten wie Achim Figge von der Fachzeitschrift Aero International zeigen sich nur "gedämpft optimistisch", dass die Probleme bei Technik und Regularien gelöst werden können.

Aerion konnte immerhin bei der Dubai AirShow Ende 2007 schon auf 40 unterzeichnete Vorkaufverträge für den 80 Millionen Dollar teuren, 1200 Stundenkilometer schnellen Zwölfsitzer verweisen. Zu den ersten Bestellern zählt auch der milliardenschwere Unternehmer Tarek bin Laden – Ossamas Bruder. Die Kaufwilligen haben jeweils Anzahlungen von einer Viertelmillion Dollar geleistet. Sie müssen sich allerdings noch ein wenig gedulden: Die Auslieferung ist auf 2014 angesetzt - zehn Jahre nach dem letzten Flug der Concorde. So viel Zeit muss sein.