1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Einsatz endet nicht mit der Rückkehr

Steffen Leidel6. Februar 2004

Die Vorbereitung deutscher Soldaten für Auslandseinsätze ist gut. Darüber sind sich Experten einig. Doch die Betreuung der Soldaten nach dem Einsatz könnte noch besser werden.

https://p.dw.com/p/4duc
Probleme erst nach dem EinsatzBild: AP

"Die Vorbereitungsseminare für einen Auslandseinsatz sind harte Arbeit", sagt Michael Sauer, Vizepräsident vom Reservistenverband. Er hat gerade einen Vorbereitungskurs für einen Einsatz in Mostar im Schulungszentrum Hammelburg hinter sich. Zur optimalen Vorbereitung gehört nicht nur, zu wissen, wie man richtig durch den Schlamm robbt. Die Bundeswehr zeigt den Teilnehmern von Auslandsmissionen auch, wie sie mit traumatisierenden Erlebnissen umgehen können: Wie soll man reagieren, wenn die Kameraden auf eine Mine treten oder wenn plötzlich die eigene Einheit Opfer eines Anschlags wird?

Nachbereitung als lästige Pflicht

Bei jedem Auslandseinsatz reisen Truppenpsychologen mit den Soldaten ins Einsatzgebiet. Außerdem gibt es in jeder Einheit so genannte "Peers", speziell ausgebildete Soldaten, die ihren Kameraden nach einem traumatischen Erlebnis "Erste Seelenhilfe" geben sollen. Nach der Rückkehr vom Einsatz wird jeder Soldat vom Truppenarzt untersucht und nimmt an einem zweitägigen "Einsatznachbereitungsseminar" teil.

Hier sollen die Soldaten über ihre Erlebnisse berichten und die Seminarleiter halten Ausschau, ob es bei den Soldaten Anzeichen auf posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) gibt. Viele empfinden diese Seminare jedoch als lästige Pflichtübung. Auch das Ministerium räumt ein, dass es noch "Defizite im allgemeinen Verständnis vieler Soldaten für die Wichtigkeit dieser Maßnahme besteht".

14 Truppenpsychologen

Insgesamt beschäftigt die Bundeswehr nach Angaben des Verteidigungsministeriums 14 hauptamtliche Truppenpsychologen sowie 30 Psychologen, die bei Bedarf als solche eingesetzt werden können. Nach Ansicht des Leiters der Fachabteilung Psychatrie und Neurologie am Bundeswehrkrankenhaus in Hamburg, Karl-Heinz Biesold, reicht das nicht aus "Wir haben noch immer nicht ausreichend Psychiater und Psychotherapeuten, um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden", stellt er in einem Interview mit dem Reservisten-Magazin "loyal" (Februarausgabe) fest.

Reservisten im Nachteil?

Vor allem für Reservisten bleibt die Nachbetreuung oft theoretisch. "Reservisten fallen häufig durchs Raster, da sie nach dem Einsatz gleich wieder aus dem Dienst bei der Bundeswehr ausscheiden und in ihr normales Berufsleben zurückkehren", sagt Marcus Garbers vom Bundeswehrverband. Das Verständnis der Arbeitgeber ist in vielen Fälle gering, wenn der Reservist erneut eine Auszeit für einen "Nachbereitungsseminar" seines Einsatzes bittet. Hier fordert der Reservistenverband die Bundeswehr auf, sich mehr um die Akzeptanz der Arbeitgeber zu kümmern. "Ein Reservist darf nicht Gefahr laufen, dass ihm durch sein Engagement für die Bundeswehr berufliche Nachteile entstehen", teilte Ernst-Reinhard Beck, Präsident des Verbandes und CDU-Bundestagsabgeordneter, in einer schriftlichen Stellungnahme an DW-WORLD mit.