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Der erste Botschafter in Kabul

Bettina Marx11. Januar 2002

Mit zweitägiger Verspätung ist das deutsche Vorauskommando der Schutztruppe in Afghanistan am 11.1.2002 gelandet. Der Deutsche Rainer Eberle ist seit Dienstag Botschafter in Kabul. Ein Porträt des Diplomaten.

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Im verwüsteten Kabul hat der deutsche Botschafter seine Arbeit aufgenommenBild: AP

Noch sind die Arbeitsbedingungen in den durch den langen Bürgerkrieg teilweise schwer beschädigten Diensträumen der seit 20 Jahren verwaisten Botschaft schwierig. Aber die Residenz ist inzwischen wieder bewohnbar, die zersplitterten Fensterscheiben sind ersetzt und die Heizung funktioniert wieder. Auch Telefon- und Faxverbindungen sind wenigstens provisorisch wieder hergestellt.

Der erste Botschafter kommt aus Deutschland

Trotzdem ist die Umstellung groß für den neuen deutschen Botschafter, der zugleich der erste offiziell akkreditierte ausländische Botschafter in Kabul nach dem Fall der Taliban-Herrschaft ist. Denn Eberle hatte erst im vergangenen Juli seinen Posten als Ständiger Vertreter des deutschen Generalkonsulats im brasilianischen Sao Paulo übernommen. Doch angesichts der Herausforderung, in Afghanistan nach zwanzig Jahren Krieg und Bürgerkrieg eine stabile Friedensordnung zu schaffen hat er sich gern um die neue Aufgabe beworben.

Er wolle Afghanistan auf dem Weg zum Frieden gern helfen, sagte er in einem Interview mit den "Stuttgarter Nachrichten". Der Friedensplan für Afghanistan habe nur mit der massiven Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft eine gute Chance. In erster Linie gehe darum, Sicherheit in der Hauptstadt, aber auch in den entlegenen Regionen zu schaffen, um überall humanitäre Hilfe leisten zu können. Daneben seien die Gesundheitsversorgung und die Schulbildung von großer Bedeutung. Wichtig sei auch die Räumung der Landminen, die noch immer täglich neue Opfer forderten.

Erfahrung in der Region

Ganz unvertraut ist dem fast 48-jährigen Diplomaten und dreifachen Familienvater die Weltgegend rund um Afghanistan nicht. Denn seinen ersten Auslandsposten bekleidete der Diplomvolkswirt zwischen 1988 und 1991 im pakistanischen Islamabad. Dort betreute er vor allem afghanische Flüchtlinge, die zu Hunderttausenden vor dem Krieg in ihrer Heimat in das Nachbarland flohen.

Danach arbeitete Eberle vier Jahre im Auswärtigen Amt in Bonn, bevor er an die deutsche Botschaft in Brüssel wechselte. Von 1996 bis 2001 war er wieder im Auswärtigen Amt, dann trat er seinen Posten in Brasilien an, wo ihn die Nachricht von dem neu zu besetzenden Amt in Kabul erreichte. Er zögerte keinen Augenblick, sich der Herausforderung zu stellen. Kurzfristig kam er im Dezember nach Bonn zurück und nahm bereits an der Schlussphase der internationalen Afghanistan-Gespräche auf dem Petersberg teil.

Hilfe für Afghanistan

Die Bundesregierung wolle die afghanische Interimsregierung auf dem Weg zu Frieden, zu einer Verfassung und zu demokratischen Wahlen unterstützen und den Menschen in Afghanistan bei der Durchsetzung der Menschenrechte helfen, sagt Rainer Eberle.
Deutschland, das im vergangenen Jahr den Vorsitz in der Afghanistan-Unterstützungs-Gruppe der Vereinten Nationen innehatte, hat Afghanistan 50 Millionen Euro für humanitäre Hilfe und 80 Millionen Euro für den Wiederaufbau zugesagt.