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Starker Euro - schwacher Dollar

Martin Schrader12. Juli 2007

Der Eurokurs befindet sich auf ungebremster Rekordjagd. Der US-Dollar kann dem wenig entgegen setzen. Das spiegelt nach Ansicht von Volkswirten nicht nur die Stärke der EU-Wirtschaft, sondern auch das trübe Bild der USA.

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Symbolbild Euro Dollar Währung
Der Glanz des Euro überstrahlt derzeit den GreenbackBild: AP

Der Euro war gegenüber dem Dollar noch nie so stark wie in diesen Tagen. Am Dienstag (10.7.07) verteuerte er sich erstmals auf 1,37 Dollar, übertraf gleich am Folgetag diese Rekordmarke um mehr als einen halben Cent und erreichte schließlich am Donnerstag die Marke von 1,38 Dollar. Ein Kurs von 1,40 Dollar, so meinen einige Volkswirte, liegt nicht mehr in weiter Ferne.

Wechselstube mit Dollar und Euro Geldscheine
USA-Reisende aus der EU freut der niedrige Dollar-KursBild: AP

Die Gründe für den Höhenflug der EU-Gemeinschaftswährung sind nach Einschätzung von Fachleuten klar. Der Konjunktur-Experte Stefan Kooths vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW nennt vor allem zwei: Die Wirtschaft der EU habe gegenüber den USA aufgeholt, die Wachstumsraten in Europa hätten wiederholt die der USA übertroffen. Zudem drückten die anhaltend hohen Leistungsbilanzdefizite Amerikas nun doch allmählich auf den Dollarkurs.

Unter Bush verlor der Dollar an Wert

Das Leistungsbilanzdefizit ist ein wichtiger Grund, weshalb der schwache Dollar der US-Wirtschaft entgegen kommt, meint Moritz Schularick, Professor für Volkswirtschaftslehre am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien in Berlin. Da eine schwächere Währung amerikanische Exporte auf dem Weltmarkt verbillige, trage sie so zur Reduzierung des Leistungsbilanzdefizits bei.

Der sinkende Dollarkurs ist nach Einschätzung Schularicks auch ein Spiegel für den angeschlagenen Zustand der größten Volkswirtschaft der Welt. Seit Bill Clinton das Präsidentenamt an George W. Bush jr. übergab, verliert der Dollar gegenüber dem Euro an Wert. Ihren Spitzenkurs markierte die US-Währung am Ende der Präsidentschaft Clintons, im Oktober 2000. Damals war der Euro nur noch 82 US-Cents wert. Im November wurde Bush gewählt. Von da an ging es für den Dollar bergab, und der Euro zog an.

Bush erhebt Zeigefinger
Seit seiner Wahl zum Präsidenten verliert die US-Währung an WertBild: ap

Dieser Trend hat aus Schularicks Sicht zwar vielerlei Gründe, die die Politik nicht beeinflussen könne. Er betont aber, man könne Parallelen ziehen zwischen der Politik und der Wechselkursentwicklung. "Natürlich kann man sagen, dass unter Clinton die amerikanische Volkswirtschaft und auch der Status Amerikas als Leitwirtschaft der Welt viel unangefochtener und Amerika viel selbstbewusster war", meint Schularick. Man brauche nur an die IT-Revolution zu denken und an die Nasdaq-Rekorde in den letzten Jahren der Clinton-Zeit. "Natürlich war Amerika damals viel stolzer und nicht das von Selbstzweifeln gezeichnete Land mit der Bürde des Irak-Krieges im Hintergrund und all den wirtschaftlichen Problemen, die sich in den vergangenen Jahren angehäuft haben." Das spiele für die Stärke oder Schwäche der Währung eine Rolle.

Europas Stolz

Neben der brummenden Konjunktur in der EU dürfte deshalb auch dieses trübe Bild der USA ein Grund für das erstarkte Selbstbewusstsein europäischer Manager sein. Obwohl der teure Euro ihnen auf den Weltmärkten das Leben erschwert, halten sie ihre Klagen über die starke Währung viel stärker im Zaum als früher. "Deutsche Exportfirmen schreckt der Euro-Rekord noch nicht", titelte die Finanzagentur Reuters am Mittwoch. Mehrere Unternehmens- und Verbandssprecher sagten dem Bericht zufolge, die Wechselkursrisiken hätten sie im Griff. Ein Konjunkturexperte des Verbands der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer gab sich beispielsweise gelassen: Auf die Produktionserwartungen des VDMA habe der starke Euro keine Auswirkungen, sagte er und fügte hinzu: "Das Problem erreicht uns in einer Phase, in der wir voll ausgelastet sind." Auch Kurse von mehr als 1,40 Dollar, so scheint es, könnten dieses Selbstbewusstsein der Europäer nicht trüben.