1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Frieden wird an der Wahlurne gewonnen

Patrick Schmelzer18. November 2001

Mehr als zwei Jahre nach dem Kosovo-Krieg haben die Bürger der Provinz ein eigenes Parlament gewählt. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sprach von einer "positiven Beteiligung".

https://p.dw.com/p/1NhR
Die albanische Bevölkerung will die völlige Selbstständigkeit.Bild: AP

Es sind die ersten Parlamentswahlen für die Krisenregion seit dem Krieg 1999. Vor den Angriffen der NATO herrschte im Kosovo ein Unterdrückungsregime, das die Machtclique um Slobodan Milosevic dort installiert hatte. Die albanische Bevölkerung war in ihren Rechten beschränkt. Der von ihr gewählte Präsident Ibrahim Rugova wurde international nie offiziell anerkannt.

Polizistenmörder oder Held?

Heute ragt in der Mitte eines kleinen Platzes in der Hauptstadt Prishtina die Statue eines Freiheitskämpfers empor. Die leicht stalinistisch anmutende Figur zeigt Zahir Pajaziti, mit einem Colt in der Hüfte und einer Kalaschnikow in der rechten Hand. Auf seiner Jacke ist das Emblem der UCK zu sehen. Pajaziti war einer der ersten, die im Jahr 1997 zur Waffe griffen, um gegen die Serben im Kosovo zu kämpfen. Für die Serben ist er ein Polizistenmörder - für die meisten Albaner ein Held. In Überlebensgröße, mächtig und martialisch steht seine Statue im Herzen von Prishtina.

Kandidaten

Hashim Thaci, Parteiführer der Demokratischen Partei Kosovo
Hashim ThaciBild: AP

Gleich hinter der Statue sind an einer Wand Graffitis aufgesprüht. Sie sind ebenfalls einem Helden der UCK gewidmet: Hashim Thaci. Mittlerweile will Thaci nicht mehr mit der Waffe an der Front seine Siege erringen, sondern an der Wahlurne. Seine "Demokratische Partei des Kosovo", abgekürzt PDK, ist einer der Hauptfavoriten in der Parlamentswahl. Ein potenzieller Koalitionspartner für die PDK ist das Bündnis "Allianz für die Zukunft Kosovos" von Ramush Haradinaj. Haradinaj war ebenfalls in der UCK und könnte je nach Stimmenverteilung ein wichtiger Helfer für Thaci werden.

Ambitionen auf das Präsidentenamt

Ibrahim Rugova von der Demokratischen Liga von Kosovo (LDK), der lange als der uneingeschränkte Führer der Kosovo-Albaner galt, weil er ohne Gegenkandidat von den Kosovaren zum Präsidenten des Schattenstaates gewählt wurde, ist der große Gegenspieler von Hashim Thaci. Sowohl Thaci als auch Rugova haben Ambitionen auf das Amt des Präsidenten. Und der wird nach der Parlamentswahl durch die neue Versammlung bestimmt werden.

Für die Parteien im Kosovo gibt es offensichtlich nur ein Programm. Es lautet: Unabhängigkeit. Der Status des Kosovo ist nach wie vor nicht völlig geklärt. Nach der UN-Resolution 1244 gehört die Provinz immer noch zur Bundesrepublik Jugoslawien. Faktisch regiert wird sie von der internationalen Gemeinschaft, vertreten durch den Dänen Hans Häkkerup und seine UNO-Verwaltung. Und so wird das auch noch lange bleiben. Denn schon im Vorfeld der Wahlen ist klar, dass das neue Parlament nicht die Kompetenz besitzen wird, das Kosovo für unabhängig zu erklären. Doch die Albaner im Kosovo wollen unbedingt ihre völlige Selbstständigkeit.