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Der Gegner unter der Lupe

Das Interview führte Vanessa Fischer7. August 2002

Das Pendant zur "Kampa 02" heißt bei der CDU "Arena 02". Die Union hat wahlkampfstrategisch gelernt, unter anderem von der SPD. Ein DW-WORLD-Interview mit CDU-Generalsekretär und Wahlkampfleiter Laurenz Meyer.

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Wahlkämpfer und CDU-General Laurenz Meyer: Die SPD kann es einfach nichtBild: AP

Herr Meyer, welche strategischen Schwerpunkte setzt die Union in diesem Wahlkampf?

Wir haben verschiedene Abschnitte in diesem Wahlkampf: Wir haben die schlechten Leistungen dieser Regierung unter dem Motto "Versprochen und Gebrochen" und "Schlusslicht Deutschland" bekannt gemacht.

Wir haben anschließend unser eigenes Regierungsprogramm vorgestellt und die entsprechenden Köpfe dazu aus unserem Kompetenzteam präsentiert. Es geht insbesondere darum, im Bereich der Wirtschaftspolitik zu zeigen, dass wir es einfach besser können als die Regierung: Nämlich am Arbeitsmarkt und bei den Steuern für gute Bedingungen für den Mittelstand und mehr Einstellungen zu sorgen.

Warum hat sich die Union, im Gegensatz zum Wahlkampf 1998, nun für einen sogenannten "Kompetenzteamwahlkampf" entschieden?

Wir wollen zeigen, dass wir kompetente Mitglieder für die einzelnen Fachbereiche haben und wollen damit auch einen Gegensatz zur SPD setzen, die ja alles nur auf der Person Schröder aufbaut, weil die Bundesregierung sonst niemanden hat, den sie vorzeigen könnte.

Wie lassen sich neue politische Inhalte über ein Kompetenzteam transportieren, in dem überwiegend Personen sitzen, die schon während der Kohl-Ära mitgewirkt haben?

Das ist erst einmal nicht so. Ungefähr die Hälfte sind Kolleginnen und Kollegen, die auch schon zur Ära Kohl eine Rolle gespielt haben, und es sind neue und junge dabei. Das ist eine gute Mischung aus Erfahrung und Erneuerung.

Im übrigen ist es natürlich so, dass wir unser Programm überarbeitet haben. Daran waren auch die erfahrenen Kollegen beteiligt. Wir sind ja 1998 nicht nur abgewählt worden, weil die Menschen gedacht haben 16 Jahre Kohl sind genug, sondern auch weil wir in Teilbereichen, etwa der Arbeitsmarktpolitik oder in der Familienpolitik, nicht die richtigen Zukunftsperspektiven geboten haben.

Wie bekommt man seinen Kandidaten, der bislang Landespolitiker war und den die Menschen auch überwiegend mit eben diesen Regionalismen verbinden, auf Bundesebene getrimmt?

Edmund Stoiber steht in der guten Tradition von Helmut Kohl. Auch Gerhard Schröder war vorher Ministerpräsident und Stoiber hat in Bayern gezeigt, dass er es kann. Edmund Stoiber hat eine wesentlich bessere Bilanz vorzuzeigen, als etwa Schröder in seiner Zeit als Ministerpräsident in Niedersachsen. Die können es einfach nicht, die SPD-Leute.

Dennoch spielt Bayern eine Sonderrolle, die Frage zielte eher darauf ab, wie Herr Stoiber strategisch auf Bundesebene so zu verkaufen ist, dass er auch bei den Menschen im Osten gut ankommt?

Ich glaube, dass die Menschen im Osten auch sehen werden, dass Edmund Stoiber den Strukturwandel von einem Agrarstaat hin zu einem der modernsten Industriestaaten, die es unter den Bundesländern gibt, wesentlich mitgestaltet hat. Ich bin da ganz zuversichtlich, was die Umfragewerte betrifft ...

Es entsteht der Eindruck, die Union ziele – etwa mit der Benennung von Frau Reiche – stärker als zuvor auf Wechsel- und Nichtwähler ab. Fließen hier auch international erfolgreiche Wahlkampfstrategien ein?

Wir haben natürlich internationale Wahlkämpfe ausgewertet. Was die Techniken betrifft, haben wir auch untersucht, wie es die SPD beim letzten Mal gemacht hat. Aber das alles hat mit der Benennung von Frau Reiche nichts zu tun.

Wir haben gesagt: Familie ist da, wo Eltern für Kinder dauerhaft Verantwortung übernehmen. Und Frau Reiche kennt die Situation insbesondere der Problemgruppe, die versucht, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, aus eigener Erfahrung. Das hat aber nichts mit Wahlkampf zu tun.

Also hat die CDU ihr Familienbild revolutioniert?

Wir haben es überarbeitet, das ist richtig. Mag sein, dass manch einer früher auch innerhalb der CDU gedacht hat, dass Frauen die Kinder haben, am besten zu Hause bleiben sollten, während es bei SPD und Grünen die Vorstellung gab, nur eine berufstätige Frau sei eine gute Frau. Wir müssen ihnen die Möglichkeit geben, sich sowohl für die eine als auch für die andere Möglichkeit entscheiden zu können.

Der Wahlkampf in Deutschland ist sehr professionalisiert worden. Auch die Union hat nun ein großes Beraterteam, sie hat was die Internetportale betrifft sehr aufgeholt und es ist die Rede davon, dass der Wahlkampf hier immer amerikanischer wird...

Man muss natürlich die Techniken der Kommunikation anwenden, die zum Beispiel das Internet bietet. Uns dient das Internet dazu, vor allem die Zielgruppe der Jüngeren zu erreichen und wir benutzen es als schnelles Kommunikationsmittel innerhalb der Kreisverbände, Bundestagsabgeordneten, etc..

Wir haben auch die Wahlkampfberater von Herrn Bush zu Seminaren eingeladen. Aber es lässt sich aus dem amerikanischen Wahlkampf nicht sehr viel auf deutsche Verhältnisse überragen. Und wir haben ja mit unserem inhaltlich geprägten Wahlkampf geradezu die Abkehr von der amerikanischen Strategie vollzogen.

Herr Meyer, vielen Dank für dieses Gespräch!