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Der geläuterte Kriegsveteran

Daniel Scheschkewitz18. Februar 2004

Das Feld der Kandidaten der Demokraten verkleinert sich. Ex-Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark kündigte seinen Rückzug an, nachdem John Kerry nun auch die Vorwahlen in Virginia und Tennesse gewonnen hat.

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Intellektueller, Kriegsheld und einfühlsamer DraufgängerBild: AP

John Kerry (Fotos), ist der Mann von dem viele glauben, dass er die besten Chancen hat, George Bush zu schlagen. Steht man ihm gegenüber, dann beeindruckt der hochdekorierte Vietnamveteran schon durch sein Statur. Mit Gardemaß, scharfem Intellekt und dem typischen Humor des vermögenden Neuenglandbürgers ausgestattet blickt John Kerry inzwischen auf eine fast zwanzigjährige Erfahrung als US-Senator zurück.

John Kerry mit Thumbnail
Kerry beim WahlkampfBild: AP

Aus dem Vietnamkrieg zurückgekehrt wurde Kerry zum Kriegsgegner und avancierte bald zum Liebling der Protestgeneration. Kerrry begann seine politische Karriere für den Frieden, soziale Gerechtigkeit und die Bürgerrechte in den USA, wie der Senator für Massachusetts heute gerne rückblickend betont. „Ich bin stolz darauf gegen und nicht für Nixon gewesen zu sein. Ich weiß, was es bedeutet von der eigenen Regierung ausspioniert zu werden. Das haben sie nämlich mit mir gemacht als ich aus Vietnam zurück kam und gegen den Krieg gekämpft habe. Und das letzte was wir in diesem Land brauchen ist ein Justizminister der sein eigenes Volk ausspioniert.“

Bürgerrechte und Umweltschutz

Doch Kerry liegen nicht nur die Bürgerrechte am Herzen. Unter Präsident Clinton verteidigte er die Umweltschutzgesetze gegen die wütenden Angriffe der republikanischen Kongressmehrheit unter Newt Gingrich. An der Klimakonferenz in Kyoto nahm er selbst als Delegierter teil. Und als langjähriges Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Senats ist ihm die Außenpolitik Präsident Bushs ein besonderer Dorn im Auge. Vor allem im Hinblick auf den Irak. So sagt Kerry heute: “Wir haben es versäumt diplomatisch vorzugehen. Und wir haben nicht aus der Position der Stärke gehandelt in die wir durch kluge Politik hätten kommen können. Dafür muss das amerikanische Volk nun den Preis bezahlen. Bush und Cheney sollten sich dafür entschuldigen und sich gegenüber dem Rest der Welt in Bescheidenheit üben, um diesen Fehler gutzumachen.“

Für und gegen den Irakkrieg

Doch genau in diesem Punkt ist Kerry angreifbar, denn wie viele andere demokratische Abgeordnete auch votierte der Senator für die Kongressresolution die Bush einen Blankoscheck für den Einmarsch in den Irak ausstellte. Andererseits hat Kerry die gewandelte Einstellung zum Irakkrieg mit vielen seiner demokratischen Anhänger gemein. Der auf Schweizer Privatschulen erzogene Sohn eines US-Diplomaten aus reichen Verhältnissen ist heute mit einer Tochter portugiesischer Einwanderer verheiratet. Ungewöhnlich für die anti-europäische Stimmung in weiten Teilen der USA und entgegen dem puritanischen Trend bezeichnet Kerry sie als "europäisch und sexy."

Prostataoperation mit Folgen

Der Sechzigjährige musste sich im vergangenen Jahr einer Krebsoperation an der Prostata unterziehen. Doch wenn ihn Zweifler fragen, ob ein Mann ohne Prostata überhaupt Präsident der Vereinigten Staaten werden könne, hat John Kerry ein schlagfertige Antwort parat: "Nun ich sage diesen Leuten, warum nicht? Schließlich hatten wir ja auch eine Menge republikanischer Präsidenten ohne Herz.“