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Der geläuterte Veteran

Daniel Scheschkewitz, Washington27. Januar 2004

Im US-Bundesstaat New Hampshire findet die zweite Vorwahl der oppositionellen Demokraten-Partei statt. In den Meinungsumfragen führt John Kerry. Wer ist der Überraschungsfavorit?

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John Kerry mit seiner Frau Teresa Heinz KerryBild: AP

John Kerry ist der Mann, von dem viele glauben, dass er die besten Chancen hat, George W. Bush am 2. November 2004 zu schlagen. Steht man ihm gegenüber, dann beeindruckt der hochdekorierte Vietnam-Veteran schon durch seine Statur. Mit Gardemaß, scharfem Intellekt und dem typischen Humor des vermögenden Neuengland-Bürgers ausgestattet, blickt Kerry inzwischen auf eine fast 20-jährige Erfahrung als US-Senator zurück. Aus dem Vietnam-Krieg zurückgekehrt, wurde er zum Kriegsgegner und avancierte bald zum Liebling der Protestgeneration.

Vom Saulus zum Paulus?

Kerry begann seine politische Karriere für den Frieden, für soziale Gerechtigkeit und die Bürgerrechte in den USA, wie der Senator für Massachusetts gerne betont. Unter Präsident Bill Clinton verteidigte er die Umweltschutzgesetze gegen die wütenden Angriffe der republikanischen Kongressmehrheit unter Newt Gingrich. An der Klima-Konferenz in Kyoto nahm er selbst als Delegierter teil. Und als langjähriges Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Senats ist ihm die Außenpolitik Präsident Bushs ein besonderer Dorn im Auge: "Eine Außenpolitik, in der wir fast alleine sind auf der Welt, ist schlecht für Amerika."

Doch genau in diesem Punkt ist Kerry angreifbar. Denn wie viele andere Demokraten-Abgeordnete votierte auch Senator Kerry für die Kongress-Resolution, die US-Präsident Bush die Legitimation für den Einmarsch in den Irak ausstellte. Andererseits hat Kerry die gewandelte Einstellung zum Irak-Krieg mit vielen seiner Anhänger gemein.

Reich und sexy

Der auf Schweizer Privatschulen erzogene Sohn eines US-Diplomaten aus reichen Verhältnissen ist seit 1995 mit einer Tochter portugiesischer Einwanderer verheiratet. Ihr gehört das Heinz-Ketchup-Unternehmen. Ungewöhnlich für die anti-europäische Stimmung in weiten Teilen der USA und entgegen dem puritanischen Trend bezeichnet Kerry sie als "europäisch und sexy".

Der 60-Jährige musste sich im vergangenen Jahr einer Krebsoperation an der Prostata unterziehen. Doch wenn ihn Zweifler fragen, ob ein Mann ohne Prostata überhaupt Präsident der Vereinigten Staaten werden könne, hat Kerry eine schlagfertige Antwort parat: "Nun, ich sage diesen Leuten, warum nicht? Schließlich hatten wir ja auch eine Menge Rpublikanischer-Präsidenten ohne Herz."