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Der Guerillakrieg im Irak geht weiter

13. September 2004

Die Lage im Irak gerät immer mehr außer Kontrolle. Etwa achtzig Menschen, darunter Frauen und Kinder, sind am Sonntag und Montag bei Kämpfen und US-Luftangriffen getötet worden.

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Brennender US-Panzer in BagdadBild: AP

Die US-Streitkräfte haben am frühen Montagmorgen (13.09.2004) die sunnitische Widerstandshochburg Falludscha im Irak mit Flugzeugen und Panzern angegriffen. Dabei starben mindestens elf Menschen, darunter Frauen und Kinder, berichteten Nachrichtenagenturen. Zehn weitere Menschen seien verletzt worden.

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Rauch über der "Green Zone", in der der Regierungssitz der irakischen Regierung liegtBild: ap

Eine Panzergranate traf einen Krankenwagen, der Fahrer und sein Begleiter starben. Die Bomben schlugen in demselben Viertel ein, in dem auch das Krankenhaus liegt.

Die amerikanischen Soldaten bombardierten damit erstmals seit Monaten Ziele in der Innenstadt. Bislang richteten sich die US-Luftangriffe gegen mutmaßliche Terroristen-Verstecke vor allem an der südlichen und östlichen Peripherie von Falludscha. Die Stadt wird von Aufständischen kontrolliert, die gegen die von den USA gestützte Übergangsregierung des Irak kämpfen.

Über Lautsprecher forderten US-Soldaten die Bewohner Falludschas auf, mit ihnen zu kooperieren und "Terroristen aus dem Stadtzentrum zu vertreiben". Außerdem richtete die US-Armee Kontrollpunkte an Hauptzufahrtsstraßen im Norden, Westen und Süden Falludschas ein.

Machtlose Sicherheitskräfte

Bereits am Sonntag war der Irak erneut Schauplatz einer Serie von Gewalttaten mit Dutzenden Toten geworden. Der britische Sender BBC sprach unter Berufung auf offizielle irakische Angaben von etwa 70 Toten. Die BBC-Reporterin berichtete aus Bagdad, auch mehr als zwei Monate nach der Machtübergabe an die irakische Übergangsregierung hätten weder die irakischen Sicherheitskräfte noch die US-Truppen die Lage in der Hauptstadt unter Kontrolle.

Allein im Stadtzentrum von Bagdad starben nach US-Angaben bei Kämpfen zwischen US-Soldaten und Aufständischen am Sonntag etwa 30 Menschen, Dutzende seien verletzt worden. In Ramadi 100 Kilometer westlich von Bagdad, griffen die Rebellen an mehreren Stellen US-Verbände an, berichteten Augenzeugen. Nach Angaben von Krankenhausärzten wurden dabei 11 Menschen getötet und 41 verletzt. In US-Medienangaben hieß es, es seien fast 200 Menschen bei Gewalttaten verletzt worden.

Regierung unter Beschuss

Der Guerillakrieg im Irak geht weiter
Ein US-Soldat bewacht die Reste eines MilitärfahrzeugsBild: AP

Während der Kämpfe wurde auch die so genannte Grüne Zone, wo unter anderem die irakische Regierung ihren Sitz hat, mit Raketen und Mörsergranaten angegriffen. Viele Opfer forderte in Bagdad der Angriff eines US-Hubschraubers auf einen von einer Menschenmenge umringten Schützenpanzer, der zuvor bei einem Bombenanschlag beschädigt worden war. Auf der Straße um den brennenden Panzer lagen blutüberströmte junge Männer und Jungen. Mit dem Angriff sollte nach US-Angaben verhindert werden, dass die Waffen an Bord Aufständischen in die Hände fielen.

Unter den Toten war auch ein Reporter von Al Arabija, wie der arabische Fernsehsender bestätigte. Ein irakischer Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters und ein freier Fotograf von Getty Images wurden verletzt.

Angriff auf Gefängnis

Parallel zu einer Serie von Explosionen in Bagdad starteten Aufständische auch einen koordinierten Angriff auf das berüchtigte Gefängnis Abu Ghraib. Nachdem mehrere Granaten vor dem Gefängnis explodiert waren, versuchte ein mit Sprengsätzen bestücktes Auto, die Sperren zu durchbrechen. US-Soldaten eröffneten das Feuer, wobei das Fahrzeug explodierte. Der Fahrer wurde getötet. Zu dem Anschlag auf den Panzer sowie die Attacken auf Abu Ghraib und die Grüne Zone bekannte sich im Internet die Gruppe um den Jordanier Abu Mussab al Sarkawi.

Powell mit Plan

US-Außenminister Colin Powell sagte, die Koalitionstruppen machten im Irak eine "schwierige Zeit" durch. Doch werde der Aufstand bis zu den für Januar 2005 geplanten Wahlen "unter Kontrolle" gebracht werden. Das sei keine "unmögliche Aufgabe", betonte Powell im US-Fernsehsender NBC am Sonntag. Er fügte hinzu, dass er einen Plan zur Niederschlagung des Aufstands habe. Einzelheiten nannte er aber nicht. (mas)