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Der Himmel füllt sich

23. Januar 2002

Nicht voller Geigen, sonder voller Flugzeuge hängt bald der Himmel über Europa. Ab Donnerstag (24.01.) gelten neue Verkehrsregeln.

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Fluglotsen auf Schiphol Airport, AmsterdamBild: AP

Im oberen Luftraum, ab knapp 10.000 Metern Höhe, müssen Piloten dann nur noch etwa 300 statt bislang 600 Meter Sicherheitsabstand zum nächsten Flugzeug über oder unter ihnen einhalten. So verteilt sich der Luftverkehr auf mehr Flughöhen als bisher, was besonders viel beflogene Strecken wie etwa die Luftstraßen über den Alpen entlasten soll.

Die Deutsche Flugsicherung schätzt, dass sich die Kapazität im oberen Luftraum damit um etwa 20 Prozent erhöhen wird. Weitere Auswirkungen: eine spürbare Senkung des Kerosinverbrauchs, weniger Verspätungen und dadurch Einsparungen in Milliardenhöhe. Über eine Verringerung des Abstandes war seit den 70er-Jahren diskutiert worden. Möglich wurde sie nun durch exaktere Höhenmesser.

Kein Sicherheitsproblem

Durch den geringeren Sicherheitsabstand im Luftraum zwischen der Ukraine und Portugal entstehen sechs neue Flughöhen zwischen 29.000 und 41.000 Fuß (ca. 10.000 bis 14.000 Meter), wo die meisten Verkehrsflugzeuge unterwegs sind. Ein Sicherheitsproblem sehen die Experten nicht: Über dem Nordatlantik und dem Nordpazifik fliegen die Piloten bereits seit einiger Zeit problemlos mit dem geringeren Abstand, und auch in Europa gilt unter 10.000 Metern ohnehin der kleinere Abstand. Für den oberen Luftraum war der Sicherheitsabstand vor Jahrzehnten nur deshalb großzügiger bemessen worden, weil damals die Höhenmesser noch nicht so zuverlässig gewesen waren wie heute.

Hinzu kommt, dass nur die Flugzeuge den Sicherheitsabstand reduzieren dürfen, die zusätzlich mit dem Kollisions-Warnsystem TCAS ausgerüstet sind. Hiermit wird der Pilot im Notfall 90 Sekunden vor einem bevorstehenden Zusammenstoß gewarnt - genügend Zeit für ein Ausweichmanöver. In Höhen über 41.000 Fuß (etwa 14.000 Meter) wird allerdings weiter ein Sicherheitsabstand von 2000 Fuß gelten, weil die Luft dort dünner ist und noch nicht klar sei, ob die Messgeräte dort exakt funktionieren.

Auch die Umwelt profitiert von den Einsparungen

Die dünnere Luft ist im übrigen auch die Erklärung für die künftige Verringerung des Treibstoffverbrauchs, weil es weniger Luftwiderstand gibt. Abgesehen von den Kosteneinsparungen kommt die Umstellung auch der Umwelt zu Gute. Der Ausstoß von Kohlendioxid könnte schätzungsweise um rund 900.000 Tonnen reduziert werden.

Auch die Deutsche Lufthansa ist mit der neuen Regelung zufrieden. Die Fluggesellschaft hat bereits vor drei Jahren begonnen, ihre Flugzeuge auf die Umstellung vorzubereiten. Bei jedem einzelnen der über 280 Flugzeuge sind die drei Höhenmess-Systeme an Bord auf ihre Genauigkeit überprüft worden. Mit dem Kollisions-Warnsystem TCAS war die gesamte Flotte ohnehin seit einigen Jahren ausgerüstet. Nach Angaben der Lufthansa haben die Pilotinnen und Piloten das Fliegen mit geringeren Höhenabständen im Simulator trainiert. (rtr / wga)