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Der Kandidat und sein Ökonom

Jens Korte2. August 2008

Die Wirtschaft steht im Fokus des US-Wahlkampfes. Der Demokratische Kandidat Obama lässt sich von einem 37-jährigen Experten beraten. Der sei zu liberal sagen die einen, zu jung, die anderen. Wer ist Jason Furman?

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Obama hinter Rednerpult (25.7.2005, Chicago, Quelle: AP)
Obama bei einer Rede vor Gewerkschaftern - kann er sie von seinem Wirtschaftsberater überzeugen?Bild: AP
Jason Furman - zu jung?, Quelle: AP
Jason Furman - zu jung?Bild: AP

Es verdichten sich Anzeichen, dass sich die USA inmitten einer Rezession befinden. Und jetzt, drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen, ist nicht der Irak-Krieg oder die diplomatischen Beziehungen zum Ausland, sondern die Konjunktur das Hauptthema beim Stimmenfang. Barack Obama hat mit dem 37-jährigen Jason Furman einen ungewöhnlich jungen Kandidaten zu seinem Wirtschaftsberater gekürt. Wie sehen Furmans Pläne aus, um den Supertanker USA wieder auf Kurs zu bringen? Und warum reagieren die Gewerkschaften skeptisch, wenn sie den Namen Furman hören?

"It's the economy, stupid" – es ist die Wirtschaft, Dummkopf! Dieser Spruch prägte Anfang der 1990-er Jahre die Kampagne von Bill Clinton gegen den Vater des heutigen Präsidenten George Bush. Damals wie heute standen die USA am Rande einer Rezession. Und die Wirtschaftskarte bescherte Bill Clinton letztlich den Wahlsieg. Diesen Erfolg will Barack Obama wiederholen. Und dabei soll ihm Jason Furman helfen, der sich in einem Radiointerview betont bescheiden gibt: "Ich habe viel mit Barack Obama über Wirtschaftspolitik geredet. Und wenn er mehr Zeit hätte, dann würde er meinen Job viel besser machen als ich selbst", sagt Furman. Obama verstehe wirklich viel von der Konjunktur. "Als Präsident wäre er ausgezeichnet für die Wirtschaft."

Gewerkschaften nicht begeistert

Schild vor Haus (2.9.2007, Denver - USA, Quelle: AP)
Die Immobilienkrise könnte die Rezession in den USA einleitenBild: AP

Wie die meisten einflussreichen Wirtschaftsberater in Washington hat Furman an der Harvard-Universität studiert. Bei der letzten Präsidentschaftswahl stand er der Kampagne von John Kerry zur Seite. In den vergangenen Jahren arbeitete er als Direktor für das Hamilton Project, ein politisches Forschungsinstitut, das von Clintons ehemaligem Finanzminister Robert Rubin ins Leben gerufen wurde. Die enge Verbindung zu Rubin ist einer der Hauptgründe, weshalb die amerikanischen Gewerkschaften die Nominierung von Furman alles andere als begrüßen.

Sie haben Schwierigkeiten mit den Positionen Furmans etwa zum Freihandel. "Jason Furman wird Senator Obama verdeutlichen, wie wichtig Freihandel ist", sagt Andrew Busch, politischer Analyst der Investmentfirma BMO Capital Markets. "In den letzten Monaten war Handel, waren Exporte der Hauptantrieb für die US-Wirtschaft, vermutlich der einzige Lichtblick der letzten Zeit."

Die Gewerkschaften würden sich einen stärkeren Schutz der heimischen Industrie vor Billig-Importen wünschen. Bereits unter den Vertretern der "Rubinomics" – der Politik von Robert Rubin – hätte der Fokus zu stark auf den Interessen der Konzerne und zu wenig auf den Interessen der Arbeiter gelegen, so die Beschwerde. Doch gerade dieses Bekenntnis zum Handel war ein entscheidender Faktor, weshalb die Wahl auf ihn fiel. Obama hatte mit kritischen Äußerungen zum Freihandelsabkommen NAFTA für einiges Stirnrunzeln in der Wirtschaftswelt gesorgt. Und die Demokraten gelten ohnehin als protektionistischer als die Republikaner.

Wahlkampfmunition für die Republikaner

Bei dem Job des Wirtschaftsberaters gehe es in der momentanen Phase des Wahlkampfs weniger um eigene Programme sondern eher darum, die Pläne der Gegenseite zu torpedieren, sagt Jared Bernstein, Ökonom und selbst bis vor wenigen Monaten als Wirtschaftsberater im Gespräch: "Kurzfristig steht die Defensive im Vordergrund. Jede Seite beschuldigt die andere, dass deren Pläne die Wirtschaft schädigen, dass es den Leuten dann schlechter geht." Und diese Botschaft werde über die Wirtschaftsberater übermittelt, sagt Bernstein. "Gleichzeitig werden die eigenen, besseren Pläne vorgestellt. Es ist wie eine Partie Schach", erläutert er.

Während das eigene Lager Furman für seine Nähe zur Wirtschaftswelt kritisiert, dürfte sich das Lager des republikanischen Kandidaten John McCain auf das jugendliche Alter und einen Mangel an Erfahrung einschießen, erwartet Andrew Busch: "Es ist ein bisschen diese John F. Kennedy-Dynamik, mit vielen junge Leuten, mit viel Energie. Aber der Nachteil: Furman ist sehr jung, auch wenn er mit Sicherheit sehr intelligent ist. Auf gewisse Art hat er den gleichen Nachteil wie Obama: und das ist ein Mangel an Erfahrung."

Trotz seiner 37 Jahre, trotz der Kritik der Gewerkschaften – Jason Furman gilt als einer der cleversten Wirtschaftsköpfe in Washington. In einem Punkt müsste Furman jedoch noch dazu lernen, rät Busch: "Wie es bei uns so schön heißt: Hüte Dich davor, in der US-Politik die Wahrheit zu sagen."