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In God we trust

Christina Bergmann, Washington14. April 2008

Es steht auf jedem Dollar: "In God We Trust". Auf Gott zu vertrauen ist selbstverständlich. Auch, dass jeder Präsident sich zu seinem Glauben an Gott bekennt. Die römisch-katholische Kirche könnte sich eigentlich freuen.

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Zwei Amerikaner bei einer Aschermittwochsprozession in Santa Fe, New Mexiko (6.2.2008, Quelle: AP)
US-Amerikaner bekennen sich eher zu ihrem Glauben als EuropäerBild: AP
Eine katholische Kirche in Ardmore, Pennsylvania, USA. (20.3.2008, Quelle: AP)
Unter den Katholiken gehen 41 Prozent mindestens einmal pro Woche in die KircheBild: AP

Von einer Glaubenskrise ist bei den US-Amerikanern nichts zu spüren. 38 Prozent von ihnen gehen mindestens einmal in der Woche in die Kirche, so das Ergebnis einer Umfrage des überparteilichen Pew Research Centers im Jahr 2007. Papst Benedikt, so die Einschätzung von David Schindler, gefällt dieser Aspekt der US-amerikanischen Kultur. Er sagt: "Anders als die Europäer sind die Amerikaner nicht zynisch. Ihrem Denken unterliegt eine gewisse Einfachheit. Wenn sie sagen, sie glauben an Gott, dann glauben sie an Gott." Schindler ist Dekan des nach Johannes Paul II. benannten Kulturzentrums in Washington. "Papst Benedikt steht dieser Einfachheit wohlwollend gegenüber."

Anderer Meinung als Rom


Doch mangelt es nach Ansicht der römisch-katholischen Kirche bei ihren Gläubigen an der richtigen Tiefe: In ihren Ansichten stimmen viele US-amerikanische Katholiken nicht mit denen der Kirche überein. Auch das belegen Umfragen des Pew Research Centers: 51 Prozent der US-Katholiken meinen, dass Abtreibung in den meisten Fällen legal sein sollte. 55 Prozent geben der Stammzellenforschung den Vorrang vor dem Erhalt von menschlichen Embryos. Immerhin 42 Prozent befürworten gleichgeschlechtliche Ehe und 60 Prozent sind für die Todesstrafe. In diesen Fragen darf Papst Benedikt XVI. also eher auf die Unterstützung von nicht-katholischer Seite hoffen.

Ein katholisches Krankenhaus in den USA (Quelle: AP)
"Die Amerikaner sind seinem Herzen sehr nahe, besonders die Verletzbaren, Schwachen, Kranken, Einsamen."Bild: AP

Schindler sagt: "Es war sehr bezeichnend, dass der Papst gesagt hat, als er über seine Amerikareise gesprochen hat, dass die Amerikaner seinem Herzen sehr nahe sind, besonders die Verletzbaren, Schwachen, Kranken, Einsamen." An einem anderen Punkt rechnet die katholische Kirche mit Unterstützung von den evangelikalen, nicht-katholischen Christen. "Ich denke, er wird der amerikanischen Tendenz kritisch gegenüber stehen, soweit sie die verletzbarsten und unschuldigsten Mitglieder betreffen: die gerade Gezeugten, die Ungeborenen, die chronisch Kranken", sagte Schindler.

Wichtige gesellschaftliche Aufgabe

Ein Gottesdienstbesucher spendet einige Euros und Cents in den Klingelbeutel. (9.5.2003, Quelle: dpa)
Karitative Einrichtungen in den USA leben von SpendenBild: picture-alliance/dpa

In vielen Bereichen spielt die katholische Kirche in der US-Gesellschaft aber eine große Rolle, wie John Allen, Vatikan-Journalist und Experte des US-Fernsehsenders CNN erklärt: "Als Institution unterhält die katholische Kirche das landesweit größte private Schulsystem, sie betreibt die größte private Gesundheitsversorgung." Im vergangenen Jahr wurden 2,3 Millionen Kinder in katholischen Schulen ausgebildet, mehr als 100 Milliarden Dollar an karitativer Hilfe wurde von katholischen Einrichtungen gezahlt. Katholische Krankenhäuser haben fast 30 Milliarden Dollar für die Versorgungen von armen Menschen ausgegeben. "Das Netz der US-amerikanischen Gesellschaft würde sich auflösen, wenn die Katholiken in diesem Land keine Spenden mehr geben würden", so Allen.

In den Medien der USA, vor allem im Fernsehen, werde über die Kirche und den Glauben allerdings kaum berichtet. "Religion an sich hat keinen Nachrichtenwert – das ist aber zum Beispiel in Deutschland nicht anders", kritisiert der Vatikan-Journalist, der selbst überzeugter Katholik ist. "Über Religion wird berichtet, wenn es einen großen Streit oder ein Ereignis gibt, das uns gute Bilder liefert. Das geschieht nicht aus Bösartigkeit, sondern weil Journalisten mit den Themen Glauben und Religion nichts anfangen können. Es ist für sie ein unbekanntes Land."