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Der Klang der Globalisierung

Christine Gruler13. Januar 2003

Mit der Musikreihe "transonic" wagt sich das Berliner Haus der Kulturen der Welt auf Neuland. DW-WORLD war bei der Premiere dabei: Ein gelungener Start und eine virtuose Uraufführung.

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Traditionelle chinesische Musik meets BluesBild: Haus der Kulturen der Welt

Schwarze Lederhosen hat Liu Sola mit Blumenstoff und Farben aus der chinesischen Folklore kombiniert, als sie in Berlin auf die Bühne tritt. Liu Sola ist Sängerin und Komponistin, ein Star der chinesischen Avantgarde. Ihre Kleidung steht für ihr Programm: "Sola Hard" vereint traditionelle chinesische Musik mit Jazz und Blues. Keine leichte Synthese!

Peking-Oper, Jazz und Blues

Liu Sola, Sängerin
Liu SolaBild: Transonic

Mit den hohen, für westliche Ohren schrill klingenden Vokalpartien der Peking-Oper, setzt Liu Sola an, bewegt sich wie ein flatterndes Huhn. Dann hält sie in ihrem Gesang inne und überlässt ihren musikalischen Begleitern das Feld. Wie im Free Jazz wechselt zeitweise die Rollenverteilung. Auf das Solo des schwarzen Schlagzeugers etwa folgt ein Solo der Pipa-Virtuosin. Und immer wieder zerfließen die einzelnen Töne und Klänge zu einer glamourösen Polyphonie, die seltsamerweise überhaupt nicht befremdet: Ohne Zweifel, dieses Experiment ist gelungen.

"The blues is within me!", hatte Liu Sola bei einer Amerikareise im Jahr 1987 begeistert notiert. Seither hat sie nicht nur viel experimentiert, sie hat sich auch ihren Herzenswunsch erfüllt: "Ich habe mir immer gewünscht, dass eines Tages meine chinesischen Freunde mit meinen afro-amerikanischen Musikern in einem Konzert gemeinsam spielen."

Produktionsforum und Experimentierfeld

Yôko Nishi, Transoni, Ausstellung in Berlin im Haus der Kulturen
Yôko NishiBild: Haus der Kulturen der Welt

Das Publikum jedenfalls zeigte sich begeistert: Lang anhaltender Applaus ist eine gute Resonanz. Bleibt abzuwarten, ob auch die darauffolgenden Projekte so erfolgreich sind. Noch für zwei weitere Wochen ist die Musikbühne der "Schwangeren Auster" Produktionsforum und Experimentierfeld.

Einige der Musiker und Komponisten werden erstmals gemeinsam auftreten. Doch Kurator Gene Coleman, Bassklarinettist und Komponist aus Chicago, hat eine sichere Hand in der Auswahl der Künstler. In der experimentellen Musikszene längst zu Hause, wurde für ihn ein Aufenthalt in Japan zum neuen Bezugsrahmen.

Er selbst repräsentiert in vielen seiner Projekte die neuen Beziehungen zwischen westlicher und nicht-westlicher, traditioneller und Neuer Musik, die es für "transonic" auszuloten gilt.

Globalisierung ohne Vereinnahmung

Auch gesellschaftliche und politische Fragen spielen in diesem Kontext eine Rolle. Wie ist es möglich eine globale Kultur zu entfalten ohne den nicht-westlichen Partner zu vereinnahmen? "Wir sind überzeugt, dass eine bestimmte Art der kulturellen Globalisierung sehr positive Auswirkungen haben wird", sagt Coleman.

Höhepunkt und Abschluss

"The Combination of the Four Elements" heißt die Auftragskomposition, die Coleman gemeinsam mit Otomo Yoshihide als Höhepunkt und Abschluss der diesjährigen Musikreihe zur Aufführung bringen wird. Yoshihide ist eine der kreativsten Figuren der experimentellen Musikszene Japans.

Wer immer schon mal wissen wollte was passiert, wenn zwei Musiker unterschiedlicher kultureller Herkunft Kompositionen für identische Instrumente schreiben, sollte sich das Werk von Coleman und Yoshihide anhören. Spannend ist das allemal.