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Der Klangzug "Sounding D"

11. September 2010

Zeitgenössische Musik ist in Deutschland eine der lebendigsten Kunstszenen, die international Anerkennung findet. Die Resonanz beim Publikum ist allerdings ziemlich gering. Das Netzwerk Neue Musik will Interesse wecken.

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Projekt sounding D Neue Musik in Deutschland erfahren: Lok sounding D (© Netzwerk Neue Musik, Foto: Swen Gottschall)
"Sounding D" - der KlangzugBild: Netzwerk Neue Musik

Neue Musik gilt als schwierig und unverständlich. Das bundesweite Projekt "Sounding D" soll Neue Musik erfahrbar machen, und zwar im wörtlichen Sinn. Ein "Klangzug" fährt zweieinhalb Wochen durch Deutschland und lädt in 16 Städten zu musikalischen Entdeckungstouren ein.

Sounding D

Projekt sounding D: An den Bildschirmen im Aufnahmewagen (© Netzwerk Neue Musik, Foto: Astrid Karger)
Im AufnahmewagenBild: Netzwerk Neue Musik

Bahnhof Köln-Deutz, Untergeschoss. Auf einem Seitengleis stehen drei Eisenbahnwagons, weiß gestrichen. Die blaue Aufschrift "Sounding D" leuchtet von weitem. Das Innere der Wagen ist in ein kaltes bläuliches Licht getaucht. Die Ausstattung: eine Aufnahmestation, eine Schneidestation und im dritten Wagen die Abhörstation. Hier können die Besucher die Klänge und Geräusche hören, die an den Haltestellen des Zuges aufgenommen worden sind, z.B. Hafengeräusche und Wasserplätschern in Hamburg oder das Anstoßen von Biergläsern in Freiburg.

Hören im Alltag

In der Klanginstallation Outside In (Blue) von Robin Minard (© Netzwerk Neue Musik, Foto: Astrid Karger)
In der Klanginstallation von Robin MinardBild: Netzwerk Neue Musik

Der kanadische Komponist Robin Minard hat den Klangzug gestaltet und erklärt seine Installationen so: "In diesem Projekt geht es um das Hören im Alltag. Sehr wichtig ist die Wahrnehmung von Prozessen, von Raum, von Klangfarbenänderungen. Das hat Mitte des 20. Jahrhunderts angefangen und ist ein wichtiger Teil der Geschichte der Neuen Musik."

Ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Konzerten, Musiktheateraufführungen oder DJ-Performances ist an jeder Station des Klangzuges zu hören. Es soll zum besseren Kennenlernen der Neuen Musik dienen, denn daran fehle es am meisten, glaubt der künstlerische Leiter des Netzwerks Bojan Budisavljevic: "Sie findet zu wenig statt im öffentlichen Kulturleben. Fände sie mehr statt, wären die Menschen auch daran gewöhnt."

Techno von damals

Eine spannende Entdeckung gibt es beispielsweise im Kölner Museum für Angewandte Kunst. Hier zeigt die "Musikfabrik" gemeinsam mit der Kölner Kinder-Uni, was alles in eine "Tüte Klang" passt. Das Projekt ist dem Komponisten Karlheinz Stockhausen gewidmet und gehört zum Rahmenprogramm des Klangzuges. Peter Veale von der Musikfabrik erzählt: "Die Kinder haben erfahren, wie ein Komponist überhaupt arbeitet. Sie waren im elektronischen Musikstudio, wo Karlheinz Stockhausen seine Experimente gemacht hat und konnten sehen, wie er gearbeitet hat." Und das haben die Schüler dann selber ausprobiert. Ein zehnjähriger Teilnehmer erzählt: "Ich fand es sehr spannend. Es ist einfach toll zu hören, wie man damals so etwas gemacht hat. Ich kenne heute nur Techno als elektronische Musik und deswegen fand ich es einfach klasse zu sehen, wie das damals entstanden ist."

Was bleibt?

Portrait Robin Minard (Foto: P.Amour)
Robin MinardBild: P.Amour

In Eisenach erreicht der Klangzug die Endstation und wird dort mit einem dreitägigen Musikfest gefeiert. Aber was wird von dem Projekt bleiben? Robin Minard ist optimistisch: "Was auf jeden Fall bleibt, ist die Dokumentation 'Wie klingt Deutschland'. Es wird interessant sein zu hören vielleicht in zehn oder zwanzig oder fünfzig Jahren, wie Deutschland 2010 geklungen hat."

Autorin: Gudrun Stegen

Redaktion: Klaus Gehrke