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Der kleine Schwarze

25. Dezember 2002

Wer in Italien einen Kaffee ordert, bekommt automatisch einen Espresso. Bestellt er allerdings einen Espresso, outet er sich sofort als Tourist. Denn der kleine Schwarze wird in Italien nur Caffè genannt.

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Klassisches Kaffeehaus ...Bild: Deutscher Kaffee-Verband

Allerdings ist Caffè nicht gleich Caffè: Es gibt ihn coretto (mit Likör), lungo (schwach), corto (stark) und natürlich mit der crema (einem Zuckerschaum). Und der kleine Schwarze ist nicht die einzige Zubereitungsart. Der Capuccino oder der Latte Macchiato (Milchkaffee) werden vornehmlich morgens getrunken - mit einem cornetto (Hörnchen).

Den Caffè hingegen - in welcher Form auch immer - genießt der Italiener nach dem Mittagessen, dem Abendessen oder aber zwischendurch. Er kann entweder in den Bars oder aber auch, mit den praktischen kleinen Kaffeemaschinen, zu Hause zubereitet werden.

2.500 Mixturen

Kaffee spielt in Italien eine große Rolle. In Italien werden im Durchschnitt jährlich fünf Kilogramm pro Kopf getrunken. "In Triest sind es sogar zehn Kilogramm", erklärt Alberto Gattegno, Präsident der Associazione Caffè Trieste. Die norditalienische Stadt ist die Kaffeehochburg Italiens. Hier wird das Rohmaterial eingeführt, weiterverarbeitet und exportiert. Da ist es nicht verwunderlich, dass gerade hier die erste Kaffee-Messe Espresso Expo stattfand: Die nächste Messe wird im Mai 2004 stattfinden.

Coffee-Bar
... und moderne Coffee-BarBild: Deutscher Kaffee-Verband

Wie die Nudeln wurde auch die Kaffeebohne aus fernen Ländern eingeführt. Die Venezianer brachten die kostbare Pflanze im 16. Jahrhundert aus dem Heiligen Land mit. 1592 wurde sie das erste Mal von dem italienischen Arzt Prosper Alpinius in seinem Buch De Plantis aegypti liber erwähnt. Das erste westeuropäische Kaffeehaus wurde 1645 in Venedig errichtet, es folgten Cafés in ganz Italien, England, Deutschland und Holland.

Heute gibt es mehr als 60 Sorten Kaffeepflanzen. Die vier wichtigsten sind die Coffea Arabica, die Coffea Robusta, die Coffea Liberica und die Coffea Excelsa. Die ersten zwei Pflanzen werden von den meisten der 750 italienischen Kaffeerösterein verwendet. Die Zahl der in Italien produzierten Kaffeemischungen variiert. Man geht von mehr als 2.500 verschiedenen Mixturen aus.

Genussmittel und Medizin

Bei allen sind sich aber Wissenschaftler aus aller Welt einig: Kaffee - in kleinen Mengen - ist gesund. Während niederländische Forscher der Vrije Universiteit in Amsterdam glauben, dass Kaffee das Diabetes-Risiko vermindert, haben italienische Nahrungsforscher festgestellt, dass ein paar Tassen am Tag die Konzentration und die Aufnahmefähigkeit unterstützen.

Forscher der amerikanischen Universität in Denver haben sogar ein schonendes Röstverfahren entdeckt, bei dem gewisse Stoffe erhalten bleiben, die den Körper vor Prostata-Krebs schützen. Kaffee ist also nicht nur ein Genussmittel, von dem man nach Angaben der italienischen Forscher auch nicht abhängig werden kann, sondern wirkt auch als Medizin.

Autor: Wim Abbink
Redaktion: Ingun Arnold