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Der Müll-Exportschlager

Christian Fuchs4. Juli 2002

Die Deutschen trennen fleißig ihren Müll. Verpackungen, die einen "Grünen Punkt" tragen, kommen in eine eigene Tonne - seit 11 Jahren. 15 europäische Länder haben das System inzwischen kopiert.

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Recycling: Ausspülen nicht nötig, löffelrein genügtBild: Duales System Deutschland AG

Die Wege benutzer Joghurtbecher und Saftkartons sind verschlungen. Die Chancen für ihre Wiederverwertung stehen jedoch nicht schlecht: Seit vor 11 Jahren das "Duale System" eingeführt wurde, sind die Deutschen dem Ziel eines umfangreichen Recyclings von Verpackungsmüll ein gutes Stück nähergekommen. Am 5. Juli 2002 stellt die Firma "Duales System Deutschland AG" ihre Jahresbilanz vor.

Hersteller müssen Müll zurücknehmen

In Deutschland wird seit 1991 der Verpackungsmüll getrennt. Alle Verpackungen mit dem so genannten "Grünen Punkt" werden in speziellen Mülltonnen gesammelt. Grund für die Einführung dieses Siegels war eine Verpackungsverordnung, die den Herstellern vorschrieb, ihren Verpackungsmüll zurückzunehmen und zu recyceln. Um die Verwertung nicht selbst durchführen zu müssen wurde die Duales System Deutschland AG gegründet.

Die Hersteller zahlen eine Lizenzgebühr an das Duale System und dieses übernimmt dafür die Organisation der Entsorgung und Verwertung. Es beauftragt verschiedene Unternehmen mit der Entsorgung und bezahlt diese aus den Lizenzgebühren. Die Lizenzgebühr für den "Grünen Punkt" ist für die Hersteller umso geringer, je weniger die Verpackung wiegt - damit soll Müll vermieden werden.

"Grüner Punkt" umstritten

Zwar erfüllt das Duale System nach anfänglichen Problemen inzwischen die vom Verpackungsgesetz geforderten Quoten der Wiederverwertung - mittlerweile werden fünfzig Prozent der Verpackungen werkstofflich recycelt - doch im Volkbewusstsein ist das Duale System immer noch umstritten und wenige realisieren den eigentlichen Sinn dahinter.

Ein beliebtes Vorurteil ist, dass der mühsam getrennte Müll ja doch am Ende wieder mit dem anderen Müll zusammen verbrannt werde. Achim Struchholz, Pressesprecher des Dualen Systems Deutschland, bestreitet dies jedoch ausdrücklich: "Kein Müll, der sortenrein aussortiert wurde, wird im Dualen System verbrannt oder deponiert. Es würde überhaupt keinen Sinn machen, Dinge, die schon gesammelt sind, wieder zu verbrennen. Wir haben aber vor allem in den gelben Tonnen und Säcken einen Anteil von etwa 30 Prozent an so genannten Fehlwürfen, also Stoffe, die nicht ins Duale System, sondern in den Restmüll gehört hätten. Diese Dinge werden dann deponiert oder verbrannt."

Modell für Nachbarländer

Nach eigenen Angaben senkte das Duale System die Verpackungsmenge pro Jahr pro Bundesbürger von 95 Kilo im Jahre 1991 auf 82 Kilo 1999, ein Rückgang von 14 Prozent.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist der Rückgang des Verpackungsmülls höher einzuschätzen, als es auf den ersten Blick scheint. Die Niederlande zum Beispiel verzeichneten von 1991 bis 1999 einen Zuwachs des Verpackungsmüll von zwanzig Prozent. Zu beachten ist beim Rückgang des Verpackungsmülls in Deutschland auch, dass gleichzeitig die Wirtschaft wuchs. Ein weiterer Aspekt, der für den grünen Punkt spricht: Mittlerweile haben fünfzehn europäische Länder Systeme ähnlich dem grünen Punkt eingeführt.