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Theaterregisseurin Schirin Khodadadian

Cornelia Rabitz27. Februar 2009

Gerade hat sie in Bonn eine Uraufführung inszeniert, nun ist sie schon wieder auf dem Weg an die nächste Bühne: Schirin Khodadadian, Regisseurin, Wanderin in den Theaterlandschaften der Republik.

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Unterwegs zwischen den Kulturen und den BühnenBild: Khodadadian

Sie ist eine Begeisterte: Theatermachen, sagt Schirin Khodadadian mit blitzenden blauen Augen, sei ein Abenteuer für alle Beteiligten: "Es ist die Magie des Augenblicks. Heutzutage sind wir alle vernetzt, können an tausenden Orten der Welt gleichzeitig sein – das Theater aber schafft es, Menschen auf, vor, hinter der Bühne miteinander im selben Augenblick räumlich zu verbinden."

"Lampenfieber ist furchtbar"

Die goldenen letzten Jahre
Viel Spaß auf dem Sofa (Szene aus Sibylle Berg: DIE GOLDENEN LETZTEN JAHRE)Bild: Thilo Beu

Das Stück "Die goldenen letzten Jahre" von Sibylle Berg – ein Auftrag der Bonner Bühnen - ist ein satirisches, sozialkritisches Werk über ausgegrenzte, gescheiterte und beschädigte Menschen, Schirin Khodadadian hat daraus eine grellbunte Burleske gemacht. Kurz vor der Premiere wirkt sie äußerlich heiter und gelöst, doch auf die Frage nach dem sprichwörtlichen Lampenfieber kann sie dann doch nicht an sich halten:"Das ist furchtbar, ein grauenhafter Zustand."

Immer auf dem Sprung

Als Regisseurin gibt sie schon nach der Generalprobe den Abend ab und in die Hände der Schauspielerinnen und Schauspieler. An ihnen liegt es nun, ob die Inszenierung ein Publikumserfolg wird oder nicht. Das sei, so Schirin Khodadadian, "wie ein großer Abschied". Immerhin habe man wochenlang geprobt und Lebenszeit intensiv miteinander verbracht. Zum Schluss fühlt sich die Regisseurin dann "schon sehr einsam". Diese Einsamkeit ist wohl auch ein Preis der Freiheit, die Schirin Khodadadian so schätzt.

Nach dem Studium der Literaturwissenschaft hat sie eine Zeit in Frankreich gelebt, später in Deutschland in der freien Theaterszene gearbeitet. Und dann folgten Engagements quer durch die Republik: Inszenierungen in Erfurt, Kassel, Mainz, Chemnitz und Ingolstadt, wo sie inzwischen auch wohnt. Man braucht bei diesem Wanderleben einen Ort, an den man zurückkehren, sich heimisch fühlen, verankert sein kann, sagt sie. Dass Frauen heute Regie führen oder Theater leiten ist nichts Besonderes mehr, aber Spielräume wollen doch erkämpft werden.

Erzähltradition hochhalten

Die goldenen letzten Jahre
Sibylle Berg: DIE GOLDENEN LETZTEN JAHREBild: Thilo Beu

Die 39jährige Regisseurin kennt die Geldnöte vieler Bühnen, Hierarchien und patriarchalische Strukturen. "Ich glaube, man kann sich nur durchsetzen, indem man den Glauben an die Sache tatsächlich auch vermittelt." Schirin Khodadadian setzt in ihrer Arbeit auf Phantasie und, vor allem, auf eine intensive Textarbeit mit den Schauspielern. Von Theatereffekten zum bloßen Selbstzweck, von billigen Bühnentricks hält sie nicht viel. Sie will den Zuschauern spannende, interessante und berührende Geschichten erzählen. Und sie träumt davon, "einen Ort zu finden, an dem man so frei arbeiten kann, wie man möchte".

Die in Bergisch-Gladbach geborene Regisseurin hat einen iranischen Familienhintergrund. Gelebt hat sie in der Heimat ihres Vaters nie. Aber, so sagt sie verschmitzt, ihr Faible für’s Geschichten-Erzählen im Theater, das sei vielleicht das Orientalische in ihr.