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Der moderne Griot

25. März 2011

Mit seiner Gitarre im Gepäck ist der Guineer Ousmane Kouyaté ständig unterwegs. Der Musiker stammt aus einer traditionellen Griot-Familie. Er modernisiert das kulturelle Erbe seiner Vorfahren und feiert damit Erfolge.

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CD-Cover Dabola, Ousmane Kouyaté
Geschichtenerzähler mit GitarreBild: Universal

Ousmane Kouyaté hat schon mit fast allen großen afrikanischen Künstlern auf der Bühne gestanden. Meistens aber macht er Musik mit Salif Keita, dem Weltmusik-Star aus Mali. Das einzige Problem: Bei den ganzen Tourneen findet Ousmane Kouyaté viel zu wenig Zeit, um ins Studio zu gehen und seine eigene Musik aufzunehmen. Erst zwei CDs hat der 60jährige Sänger und Gitarrist rausgebracht.

Jimi Hendrix (Bild: dpa)
Jimi Hendrix als großes VorbildBild: picture alliance/dpa

Ein Musikstar zu werden, das war schon sin Kindheitstraum "Wir haben immer davon geträumt wie Jimi Hendrix zu sein. Jeder von uns hat versucht, so wie Jimi Hendrix zu spielen", erzählt der Guineer. "Aber ich bin kein Amerikaner, ich bin kein Franzose. Ich bin Afrikaner. Ich muss bei mir selbst bleiben."

Als Musiker geboren

Ousmane Kouyaté will seinen Wurzeln treu bleiben. Und gerade in seinem Fall ist das ganz sicher eine gute Idee. Denn wer in Westafrika als Kouyate geboren wird, der kommt eigentlich schon als Musiker zur Welt. Die Kouyates gehören zu den bekanntesten Griot-Familien. Griots, dass sind die traditionellen Historiker der westafrikanischen Länder. Also sozusagen lebende Geschichtsbücher. Über unzählige Generationen geben sie die kleinen und großen Begebenheiten aus der Region weiter an ihre Nachfahren. Die Griots singen über all das auf Hochzeiten, Taufen und an großen religiösen Feiertagen.

Ode an die Heimat

Alltag Guinea (Bild: AP)
Das Leben in Guinea hat großen Einfluss auf Kouyatés MusikBild: AP Photo

Ousmane Kouyate steht mit seiner Gitarre längst auch auf europäischen und amerikanischen Bühnen. Seine Themen sind aber immer noch die eines afrikanischen Geschichtenerzählers. So wie in Dabola, das von seinem Geburtsort erzählt. Der Song sei eine Hommage an seine Heimatstadt, sagt Kouyaté. "Wenn ich heute der bin der ich bin, dann habe ich einen Teil davon meiner Heimatstadt Dabola zu verdanken. Und alles was ich für meine Stadt tun kann, ist über sie zu singen, damit sie bekannt wird."

Gefällige Musik

Früher haben die Griots alles getan, um ihrem König zu gefallen. Sie haben ihm mit ihren Geschichten geschmeichelt und seine Untertanen daran erinnert, was er alles für sie getan hat. Ein bisschen davon steckt wohl auch heute noch in dem modernen Griot Ousmane Kouyate. Sein Song über seine Heimat findet dann auch großen Anklang in Dabola: "Die Menschen aus Dabola sind dankbar dafür, weil ein Sohn der Stadt ihren Ort bekannt macht", sagt er stolz.

Wenn Ousmane Kouyaté in Europa auftritt, muss er allerdings andere Register ziehen. Seine Texte verstehen die wenigsten Europäer, denn Kouyate singt meistens auf Malinké, seiner Muttersprache . Das europäische Publikum habe einen anderen Blick als das afrikanische Publikum, sagt er. "Oft suchen wir für die Europäer ein besonderes Repertoire aus; eins, bei dem sie die Botschaft verstehen können." Mit seinem Song "Tenter" kommt er seinen europäischen Fans da gleich doppelt entgegen. Zu den bekannten Samba-Rhytmen kann jeder tanzen und ausnahmsweise singt Ousmane Kouyate auch mal auf Französisch… "Ich werde mein schönes Lied singen und dazu meine sanfte Gitarre spielen. Ich werde es versuchen. Je vais tenter."

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Nicola Reyk