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Der Mond - eine Alternative zu Monaco?

Peter Wozny22. Januar 2004

Wenn US-Präsident George W. Bush eine Raumstation auf dem Mond bauen möchte, dann könnte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben. Denn der Mond gehört längst nicht mehr der Allgemeinheit.

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Wer besitzt den Mond?Bild: ASTROX GmbH

Tausende von Privatpersonen auf der ganzen Welt haben Mondgrundstücke gekauft. Harald Schmidt, Tom Hanks oder Dieter Bohlen gehören zu denen, die der Präsident erst einmal fragen müsste, ob die NASA auf ihrem Grundstück bauen dürfte. Kaufen oder Pachten könnte Bush sein eigenes Grundstück übrigens in Bayern.

Dass US-Präsident ihn tatsächlich anrufen wird, glaubt Holger Czajka zwar nicht, doch richtig fände er es. Denn George W. Bush hat medienwirksam angekündigt auf dem Grund zu bauen, der vielleicht dem Mann aus Wartenberg in Bayern gehört: Auf dem Mond. Holger Czajka besitzt auf dem Erdtrabanten nicht nur ein riesiges Areal, er betätigt sich auch noch als Grundstücksmakler für Mondfans. Einsteigerpakete mit 1000 Quadratmeter gibt es bereits ab 26,95 Euro - Lieferzeit: drei Tage. Der Kauf ist ohne Risiko: Es gibt ein 14-tägiges Rückgaberecht - "ohne wenn und aber".

Eintragen im Grundbuchamt

Holger Czajka und die anderen Teilhaber des Mondes profitieren von einer Gesetzeslücke, die ausgerechnet zuerst in den USA entdeckt und ausgenutzt wurde: Als erste Schritte in der Raumfahrt unternommen wurden, verabschiedeten die Vereinten Nationen ein Gesetz namens "Outer Space Treaty" von 1967. Es besagt, dass keine Regierung Besitz an außerirdischen Grundstücken haben darf. Das Gesetz spricht jedoch nur von Regierungen - nicht von Privatpersonen oder Firmen.

Die Bronzefigur "Ad Astra" bedroht den Mond
Der Mond als Ziel der BegierdeBild: AP

1980 nutzte Dennis Hope aus Nevada in den USA diese Gesetzeslücke, um Mondbesitzer zu werden. Dabei half ihm ein amerikanisches Gesetz aus der Pionierzeit: Wer ein Stück Land für sich beansprucht, muss es ins Grundbuchamt eintragen lassen - widerspricht dann acht Jahre lang niemand, gehört es dem Antragssteller.

Hope ließ sich also die Eigentumsrechte am Mond im Grundbuchamt von San Francisco eintragen. Gleichzeitig sandte er ein Schreiben an die Vereinten Nationen und die Sowjetunion und informierte sie über seine Aktion. Acht Jahre später war immer noch kein Widerspruch eingegangen - und seit 1988 ist der Mond ganz offiziell unter dem Besitzer Dennis Hope registriert.

Erleuchtete Grundstücke mit Kraterblick

38 Millionen Quadratkilometern Mondfläche gehörten plötzlich dem Mann aus Nevada, was natürlich zu viel für eine einzelne Person war. Hope begann also Grundstücke zu verkaufen. 300 Millionen Parzellen stehen zur Verfügung, alle auf der erleuchteten Seite des Mondes mit Aussicht auf die Erde. Die ganz exklusiven Grundstücke haben sogar zusätzlich Ausblick auf einen Krater.

Holger Czajka stieß vor fünf Jahren im Internet auf das Angebot und hielt wenig später sein Zertifikat in den Händen, das ihn als Grundstücksbesitzer auf dem Mond auswies. Da auch ihm sein Mondanteil zu groß erschien, verkauft er nun selbst Hektarweise Mondfläche. Seinen Kunden kann er von vielen prominenten Nachbarn berichten.

Gewisse Landbereiche stehen übrigens noch nicht einmal für die Superreichen zum Verkauf: Die Apollo-Landestellen und die Krater, in denen man Wasser erhofft, sollen der Allgemeinheit erhalten bleiben - quasi als öffentliche Plätze. Aber die sind ohnehin nicht so gut geeignet für eine Raumstation.

Der Mond als Alterssitz?

Noch hat sich unter den Mondgrundstücksbesitzern keine Panik wegen der bevorstehenden amerikanischen Invasion breit gemacht. Über die Weltraumpläne des US-Präsidenten macht sich der Mondmakler Holger Czajka dennoch seine Gedanken: "Ich gehe davon aus, dass (…) auch der Herr Bush (…) sich nicht einfach über die bestehenden amerikanischen Gesetze hinwegsetzt."

Für Holger Czajka, der inzwischen auch Grundstücke auf Mars und Venus im Angebot hat und außerdem Patenschaften an spanischen Olivenbäumen vermittelt, bieten die Raumfahrtpläne des US-Präsidenten zumindest die theoretische Möglichkeit, sein Grundstück einmal zu betreten. Allerdings verspürt er nicht viel Lust, der NASA ein kleines Stückchen Mondland abtreten, damit die Pläne des George W. Bush nicht am Platzmangel scheitern: "Zum Herrn Bush hab' ich kein besonderes Verhältnis, ich glaube, da hätte er keine Chance."

Sollte George W. Bush für seine Mondstation keinen anderen Grundstückseigner finden, der ihm Asyl gewährt, kann er es immer noch so machen, wie zwei seiner Vorgänger: Ronald Reagan und Jimmy Carter haben jeweils ein großes Grundstück auf dem Mond gekauft - allerdings erst nach Ende ihrer Amtszeit...