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Der Mythos lebt

Arnulf Boettcher (mit sid,dpa)1. August 2012

36 Starts, 36 Siege - der Deutschland-Achter ist für die Konkurrenz zum Alptraum geworden. Das Paradeboot der deutschen Ruderer triumphierte auch im Olympiafinale von London.

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Deutschland-Achter (Foto: REUTERS)
Bild: Reuters

Als der Deutschland-Achter 1988 in Seoul zum letzten Olympiasieg ruderte, war Schlagmann Kristof Wilke drei Jahre alt. "Die Bilder habe ich mir später aber im Internet angeschaut", erzählt der 27-Jährige. Zudem konnte Wilke einen Zeitzeugen täglich direkt befragen. Ralf Holtmeyer trainierte damals das DRV-Paradeboot, und er tut es auch heute. Der Name des 56-Jährigen steht für den Erfolg. Nach dem Untergang des Achters mit dem letzten Platz in Peking kehrte Holtmeyer 2008 auf die Kommandobrücke zurück. Die schier unglaubliche Siegesserie mit drei WM-Titeln und mittlerweile 36 Siegen in Folge begann.

Der Erfolgstrainer genießt bei seinen Ruderern ein hohes Ansehen. Dabei ist der Deutschland-Achter keine Wohlfühloase. "Wenn sie die harmonischste Mannschaft haben wollen, dann ist das die Theken-Mannschaft, die sich einmal in der Woche trifft", so Holtmeyer. Es scheint, als sei die Crew dem von Holtmeyer angestrebten Idealzustand ganz nah: "Man muss auch gewinnen können, wenn nicht alles optimal läuft. Die Mannschaft ist stark, gerade im Wettkampf, wenn es darauf ankommt."

Ruder-Trainer Ralf Holtmeyer (Foto: Getty Images)
Erfolgstrainer Ralf HoltmeyerBild: Getty Images

Extreme Vorbereitung

Der Achter, dessen Mythos auf dem Olympiasieg 1960 in Rom gründet, trifft sich seit über acht Monaten zu drei Trainingseinheiten täglich. Da wird auch der eine oder andere Konflikt ausgetragen. Man versuche sich immer zu verbessern, das gehe nicht immer mit Harmonie, so Trainer Holtmeyer. Dennoch: "Solange ich dabei bin, hatten wir noch nie eine so ausgeglichene Mannschaft." Bei ihren Erfolgen profitierte die Crew von ihrem Stehvermögen und ihrer Nervenstärke. "Dadurch haben wir auch eine Menge Selbstvertrauen", erklärte Steuermann Martin Sauer.

Nichts wurde im Team dem Zufall überlassen. Um die acht Plätze im Boot bewarb sich ein Kreis von 20 Athleten. Die Wahl fiel schließlich auf Philip Adamski, Andreas Kuffner, Eric Johannesen, Maximilian Reinelt, Richard Schmidt, Lukas Müller, Florian Mennigen und Kristof Wilke.

Der deutsche Ruder-Achter jubelt nach Olympiagold (Foto:Armando Franca/AP/dapd)
Ungeschlagen und weiterhin unschlagbar: Der deutsche Ruder-AchterBild: dapd

In der Vorbereitung wurde zuletzt extrem geklotzt: Es gab zwei Trainingslager in Italien, eins in Spanien. Zwei Trainingslager in Dortmund folgten, hinzu kamen die Siege bei den Weltcups in Belgrad und Luzern. Das Training hat sich ausgezahlt. Das deutsche Boot holte in London den vierten Olympiasieg nach 1960, 1968 und 1988. Zweimal gewann ein Achter der DDR: 1976 und 1980.