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Der Mythos Nürburgring lebt

10. Juli 2009

Der frühere Formel-1-Rennfahrer und heutige Motorsport-Experte Hans-Joachim Stuck fiebert dem Großen Preis von Deutschland entgegen. Für das Rennen am Sonntag auf dem Nürburgring rechnet er mit einem Duell Button-Vettel.

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Ex-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck. Foto: Jörg Carstensen, dpa
Ex-Rennfahrer Hans-Joachim StuckBild: picture-alliance/ dpa

Hans-Joachim Stuck ist einer der wohl bekanntesten deutschen Rennfahrer. Als 19-Jähriger wurde er 1970 erstmals Sieger des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Über die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft kam er 1974 in die Formel 1 und bestritt dort insgesamt 74 Rennen. Heute ist Stuck als Experte hautnah bei jedem Formel-1-Rennen dabei. Dem Grand Prix auf dem Nürburgring am Sonntag sieht Stuck gegenüber DW-WORLD.DE mit Spannung entgegen.

DW-WORLD.DE: Hans-Joachim Stuck, am Sonntag wird das Formel-1-Rennen, der Große Preis von Deutschland, auf dem Nürburgring ausgetragen. Wer wird dort triumphieren?

Hans-Joachim Stuck: Wenn man das wüsste, könnte man viel Geld verdienen. Ich glaube schon, dass wir einige Aspiranten haben, die hier für einen Sieg gut sind. Natürlich muss man an Jenson Button denken im Brawn GP, momentan der Führende in der WM. Wir müssen an Sebastian Vettel denken, der in letzter Zeit sehr stark aufgeholt hat. Da wird die Temperatur eine große Rolle spielen. Der Reifen arbeitet in einem sehr schmalen Temperaturbereich. Der Nürburgring ist bekannt für Unbilden des Wetters. Also, es ist auf jeden Fall große Spannung geboten.

Sebastian Vettel hat in Silverstone gewonnen. Glauben Sie, dass er seinen Erfolg beim Heim-Grand-Prix wiederholen kann?

Es ist immer am schwersten, das Heimrennen zu gewinnen, weil die ganze Woche über Druck aufgebaut wird und gerade nach Vettels Erfolg beim letzten Rennen. Und da gibt es immer irgendeinen Mist, der vom Sieg abfällt. Also, ich habe das selbst auch schon ein paar Mal probiert, nicht nur in der Formel 1, sondern auch in anderen Serien. Dieses Heimatrennen zu gewinnen ist unglaublich schwierig. Vettel hat das Zeug dazu, gar keine Frage, aber das Umfeld muss auch stimmen, wie gesagt auch die Temperatur, dann ist alles möglich.

"Vettels Popometer ist sehr sensibel"

Vettel in seinem Red Bull beim Regen-Rennen in Schanghai am 19 April 2009. Foto: Jens Büttner, dpa
Vettel, der neue RegenkönigBild: picture-alliance/ dpa

Sebastian Vettel gilt ja als Regenfahrer. Möglicherweise gibt es am Sonntag einige Regentropfen. Hat er dann wirklich bessere Chance als seine Konkurrenten?

Das liegt natürlich am Popometer. Das ist der Hintern, auf dem man sitzt, der die Verbindung zwischen Auto und Strasse herstellt. Der ist bei Sebastian Vettel sehr sensibel, das muss man sagen. Er kann das Regenfahren. Er hat das in den Rennserien, die er vorher bestritten hat wie etwa die Formel-BMW, entsprechend geübt. Das Auto passt auch dazu. Und wenn es regnet, wäre das für Sebastian Vettel sicher kein Nachteil.

Kann man denn sagen, dass Sebastian Vettel einmal in die Fußstapfen von Michael Schumacher treten kann, was die Popularität angeht?

Das würde ich gar nicht einmal so sehen. Schumacher hatte eine Ära. Wir hatten früher einmal andere Leute, im Tennis einen Boris Becker, im Skifahren Rosi Mittermaier. Da gibt es eine Abwechslung, die auch einmal gut tut. Vettel wird Vettel sein. Schumacher war Schumacher.

Was für ein Rennen erwarten Sie denn jetzt, wie eng wird es zwischen Brawn GP und Red Bull? Werden die üblichen Favoriten vorne stehen?

Davon bin ich überzeugt. Es wird sich gegenüber dem letzten Rennen ja nicht groß etwas geändert haben. Vielleicht fährt einer taktisch mit ein bisschen weniger Sprit. Toyota ist da oftmals sehr gut unterwegs. Auch Alonso im Renault ist immer recht mutig, mit wenig Benzin loszufahren. Auch wird man sehen, wie das Wetter ausschaut. Ich glaube schon, dass es ein enges dichtes Feld sein wird, wie es auch schon vorher der Fall war.

Der Mythos lebt

Eröffnung des Freizeit und Businesszentrums am Nürburgring am 9. Juli 2009
Das neue Freitzeitzentrum mit der schnellsten Achterbahn der Welt.Bild: DW

Man spricht ja vom Mythos Nürburgring. Ist der immer noch vorhanden, auch ohne die alte Nordschleife?

Ja sicher, allein durch die geographische Lage. Auch der Grand-Prix-Kurs Nürburgring ist eine Strecke, die noch sehr anspruchsvoll ist, die nicht durch irgendwelche komischen Schikanen zerstört worden ist. Hier wird schon wirklich Motorsport pur geboten. Es ist auch für die Fahrer sehr anspruchsvoll. Und der Nürburgring-Mythos lebt sicherlich auch damit weiter.

Es wurde einiges in die Infrastruktur gesteckt, einiges gebaut am Nürburgring. Wie gefällt Ihnen das?

Ich finde das toll. Ich hoffe, die Fans werden das hoffentlich alles nützen. Der Nürburgring, gerade die Eifel, die von der Struktur etwas schwächer angesiedelt ist, wird sicher davon profitieren. Wie Ministerpräsident Kurt Beck bei der Eröffnung des neuen Ferien- und Erlebnisparks Nürburgring gesagt hat, gibt es sehr viele neue Arbeitsplätze, die hier geschaffen worden sind. Eine mutige Entscheidung. Und wollen wir hoffen, dass es sich auszahlt.

Es gibt ja auch einen Ring-Racer, die schnellste Achterbahn der Welt. Werden Sie damit auch fahren?

Ganz sicher nicht. Ich bin nicht der Achterbahntyp. Mir wird da totenübel. Alles, was fährt und ich nicht selbst kontrollieren kann, ist nicht meine Welt.

Das Interview führte Arnulf Boettcher.

Redaktion: Jürgen Bergheim