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Neuer Freund

Britta Kleymann12. Oktober 2008

Im Schatten von Ländern wie Nigeria und Gabun ist Äquatorial-Guinea auf der Landkarte fast nicht zu finden. Aber seit dort Erdöl sprudelt, hat sich das Interesse an dem Zwergstaat schlagartig erhöht.

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Hafen in Malabo (Quelle: AP)
Erdölförderung ist in der Hauptstadt Malabo allgegenwärtigBild: AP

Das Kuwait Afrikas - diese Bezeichnung stammt von Beratern von Präsident George W. Bush. Auf der Suche nach neuen, sicheren Erdölquellen außerhalb des Nahen Ostens entdeckten die Vereinigten Staaten am Anfang unseres Jahrhunderts den Golf von Guinea. Etwa ein Drittel der Erdölvorkommen Afrikas befindet sich unter dem Meeresboden vor der west- und zentralafrikanischen Küste.

Leichtes Erdöl mit guter Qualität haben die Amerikaner in Äquatorial-Guinea gefunden. Dort Öl zu fördern hat einen weiteren Vorteil: die Vorkommen liegen Offshore, das heißt mitten im Meer und weit weg von der lokalen Bevölkerung, die so bei der Exploration keine Probleme verursachen kann. Etwa 90 Prozent des Erdöls aus Äquatorial-Guinea geht in die USA. Seitdem wächst die Wirtschaft des Landes jährlich um etwa zehn Prozent, es ist nach Nigeria und Angola der drittgrößte Erdöl-Produzent Afrikas südlich der Sahara.

Gute wirtschaftliche Perspektiven

Flughafenbau in Malabo (Quelle: AP)
Flughafenbau in MalaboBild: AP

Unterhalb des Zentrums der Hauptstadt Malabo, die sich auf der Insel Bioko befindet, wird gerade ein moderner Hafen gebaut. Wie die meisten Orte in Äquatorial-Guinea erinnert hier alles an ein riesiges Baufeld. Auf dem Kiesstrand fährt ein gelber Bagger vor und zurück, um eine Straße zu ebnen. Von einer Plattform aus heben zwei Kräne Sand aus den seichten Gewässern. Ein Damm und ein Dock sind beinahe fertig. Vier Pfosten ragen in den Himmel - nur das Dach fehlt noch. Auf der linken Seite des Ufers wird gerade ein Frachtschiff beladen.

Von der Terrasse des Restaurants "Treasure Island" kann Günther Tröster das Treiben am Strand überblicken. Der 50-jährige deutsche Unternehmer ist Eigentümer der Firma Mero TSK, die sich auf Dächer und Bauelemente spezialisiert hat. Er ist zum ersten Mal in Äquatorial Guinea und schon nach nur zwei Tagen sieht er bereits Chancen für sein Unternehmen.

Mit 20 anderen deutschen Unternehmern ist Tröster nach Äquatorial-Guinea gekommen, um wirtschaftliche Perspektiven zu ergründen. Vielleicht könnte er das Dach des neuen Flughafens errichten, der gerade auf dem kontinentalen Teil Äquatorial Guineas gebaut wird. Neben der Insel Bioko mit der Hauptstadt Malabo gehört ein rechteckiger Landstreifen zwischen Kamerun und Gabun zu dem Land.

Politisch umstritten

Tröster will in Äquatorial-Guinea zu investieren - auch weil das Land im Moment sehr stabil ist: "Zumindest ist eine Linie drin, denn wenn alle paar Monate ein Neuer kommt, wird es unberechenbar."

Andere Kommentare über das politische System Äquatorial Guineas überlässt Tröster lieber den Politikern in Berlin. Das afrikanische Land ist international für Menschenrechtsverletzungen, Korruption und die eiserne Hand, mit der Präsident Teodoro Obiang die halbe Million Einwohner regiert, bekannt.

USA bevorzugt

Straßenszene in Malabo (Quelle: AP)
Straßenszene in MalaboBild: AP

Äquatorial-Guinea ist bei internationalen Investoren beliebt. Bei Auslandsinvestitionen verlangt es im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern nur einen geringen nationalen Anteil. Vor allem Unternehmen aus den Vereinigten Staaten dominieren die Erdölwirtschaft in Äquatorial-Guinea. Bürger der Vereinigten Staaten brauchen kein Visum, um dort einzureisen. Kritiker sagen inzwischen, dass diese Vorzugsbehandlung nicht unbedingt zu vorteilhaften Abkommen für Äquatorial-Guinea geführt habe. Deshalb versucht es nun, neben den US-Amerikanern auch andere Investoren ins Land zu holen. Der Generaldirektor der nationalen Ölfirma Sonagaz, Juan António Ndong: "Wir mögen die Amerikaner, aber wir müssen auch variieren. Ich will die Amerikaner ja nicht kritisieren. Die Deutschen sind für uns zum Beispiel interessant. Sie halten ihr Wort."

Vor einem Jahr wurde Äquatorial-Guinea auch zum Erdgas-Exporteur. Erdöl und Erdgas werden aus 1300 Metern Meerestiefe gefördert, durch die Pipelines wird das Erdgas ans Land gebracht und in der Anlage von Punta Europa verflüssigt. Leitungen durch den tropischen Küstenwald leiten das Erdgas zu einer Anlegestelle, wo es in Schiffe gepumpt wird, die es dann ins Ausland bringen.

Neuer Schwerpunkt: Erdgas

Die Regierung sieht aber noch mehr Potenzial für die Erdgasproduktion. Denn bisher wird viel Erdgas, das bei der Ölförderung frei wird, einfach abgefackelt. Und so erleuchtet eine riesige Flamme den nächtlichen Horizont von Punta Europa. Vom Zentrum der Hauptstadt Malabo kann man das brennende Erdgas sehen. In Zukunft will die Regierung Äquatorial Guineas aber, dass der nächtliche Horizont wieder dunkel wird.

Eine zweite Flüssiggas-Anlage wird deshalb bereits errichtet. Auch bei diesem Projekt ist die amerikanische Marathon Oil der Hauptaktionär. Auch der spanische Energieversorger Unión Fenosa und die deutsche E.on Ruhrgas sind dabei.

Seit fast 30 Jahren ist Teodoro Obiang Präsident Äquatorial-Guineas. In beinahe allen seinen Reden spricht er vom Einstieg in die Globalisierung. In den Straßen von Malabo sind allerdings nur die neuen Bauten der Handelskammer und die Toyotas der Minister und der Unternehmer Zeichen des Erdöl-Booms. Hinter dem neuen Präsidentenpalast bilden sich Pfützen in den Schlaglöchern, asphaltierte Straßen sind selten. Viele Familien wohnen in Notunterkünften, bis ein neuer, öffentlicher Wohn-Komplex fertig wird. Diese Notunterkünfte sind spärlich möbliert, es riecht nach Urin, auf den Bücherregalen turnen Mäuse herum.

Trotz des Ölbooms hat Äquatorial-Guinea weiterhin einen niedrigen Entwicklungsstand. Auf der Liste des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen steht das Land auf Platz 127 von 177 aufgeführten Nationen.