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Der päpstliche Euro

Philipp Kreisselmeier 13. Dezember 2001

Auch der Papst zahlt demnächst in Euro. Durch ein Konkordat mit Italien darf der Vatikan eigene Euro-Münzen prägen.

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Johannes Paul II. - Sein Portrait wird auf der Rückseite der vatikanischen Euro-Münzen erscheinenBild: AP

Scudi und Baiocci hießen die Gold- und Silbermünzen der Päpste bis 1866. Dann wurde auch im Vatikan, dem Staat der katholischen Kirche, die Lira eingeführt: die Lira Pontifica, die päpstliche Lira.

Seit den Lateran-Verträgen von 1929, dem Konkordat des italienischen Diktators Benito Mussolinis mit dem Vatikan, gibt es eine Art von Währungsunion zwischen dem kleinen Staat in Rom und dem ihm umgebenen Land. Das heißt, eine päpstliche Lira entspricht genau einer "normalen" italienischen Lira. Das Konkordat ist nicht nur auf diesem Gebiet noch heute gültig.

Größere Geld-Beträge können aber innerhalb der Stadtmauern des Vatikan nur mit italienischem Geld bezahlt werden. Denn, so erläutert Pierre-Paolo Francini, der Vatikanstaat stelle nur eigene Münzen her: "In der Vatikanstadt hat man nie eigene Banknoten gedruckt, sondern nur metallene Münzen. Daher der gegenseitige Gebrauch von Geld aus dem Vatikan und Italien."

Francini leitet im Vatikan die Behörde für Philatelie und Numismatik, also für die Briefmarken und Münzen. Dass er ab dem 1.1.2002 nicht mehr Vatikan-Lira-Münzen, sondern Vatikan-Euro prägen wird, erfüllt ihn mit Stolz. Für den Vatikanstaat handele es sich beim Euro, wie für die anderen teilnehmenden Länder um die künftige eigene Währung: "Das ist dann auch unser Geld."

Der Vatikan als Anhängsel

Andererseits verneint der Vatikan-Numismatiker die Frage, ob es ihn denn störe, dass die Welt von einer Währung von zwölf Staaten spricht. Bei den zwölf Euro-Staaten sei ja sein kleiner Staat schließlich nicht mitgezählt. Francini gibt sich bescheiden, der Vatikan-Staat sei beim Euro einfach nur Nutznießer, ein Anhängsel. Die Europäische Währungsunion sei etwas größeres: "Wir profitieren nur von der Situation. Aber wir profitieren mit großer Zufriedenheit."

Bei der Ausgabe von Geldstücken mit dem Konterfei der Papstes Johannes Paul II. gilt neben den Verträgen von 1929 zwischen Italien und dem Vatikan ein Erlass des EU-Ministerrats von 1998. Laut diesen Bestimmungen umfasst das Münzprägerecht des katholischen Kleinstaats eine Summe von 670.000 Euro im Jahr. Sollte ein Papst sterben, dürfen einmalig zusätzliche 210.000 Münzen geprägt werden, um die zusätzliche Nachfrage der Sammler abzudecken.

All diese Münzen gelten nach Angaben der Europäischen Zentralbank EZB im gesamten Eurogebiet als Zahlungsmittel. Ähnliche Abkommen gibt es mit San Marino und Monaco, die ebenfalls ihre eigenen nationalen Münzrückseiten haben.

Geldquelle - die Sammlermünzen

Generell sei das Volumen der geprägten Vatikan-Münzen nicht sehr hoch, betont der Münzherr des Vatikan, Francini. Außerdem gebe es einen großen Anteil an Spezialanfertigungen für Sammler, die nicht für normale Zahlungen verwendet würden: "Es geht da um einen sehr, sehr bescheidenen Betrag."

Für Francini ist es wichtig, zwischen den Münzen, die als normales, legales Zahlungsmittel für den Vatikan hergestellt werden, und den Sammlermünzen zu unterscheiden. Die gewöhnlichen Vatikan-Münzen brächten nur geringe Gewinnmargen für den Emittenten. Dagegen werde es bei den Sammlermünzen für den kleinen Staatshaushalt interessant: "Bei den numismatischen Münzen gibt es in der Tat einen Gewinn. Aber dies machen alle Länder so."