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Ernüchterung

13. Mai 2009

Der Papst reist ins Westjordanland und wirbt für die Zwei-Staaten-Lösung. Dass er jedoch politisch etwas bewirken kann, bezweifelt der palästinensische Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem im Gespräch mit DW-WORLD.

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Der evangelische Pfarrer Mitri Raheb, Foto: dpa
Macht sich wenig Illusionen: Mitri RahebBild: picture-alliance/ dpa

DW-WORLD.DE: Bethlehem ist die nächste Station von Papst Benedikt – dort will er sich auch mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas treffen. Wie hat sich ihre Stadt auf den Papst vorbereitet?

Mitri Raheb: Die Stadt und die Straßen hier wurden saniert, überall hängen Schilder, die den Papst willkommen heißen, am Krippenplatz wurde eine Bühne für den Papst und die Chöre aufgebaut, das sind die wichtigsten Vorbereitungen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas hat in der Region die Geschicke schon lange nicht mehr in der Hand. Ist denn das Treffen des Papstes mit ihm mehr als eine Geste?

Der Papst hat den jordanischen König und den israelischen Präsidenten getroffen und er kann natürlich nicht in die Region reisen, ohne sich nicht auch mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zu treffen, das gehört dazu.


Der Papst hat sich wiederholt für eine Zwei-Staaten-Lösung ausgesprochen. Freut Sie das als Palästinenser?

"Freuen" wäre zuviel gesagt. Ich glaube, dass das zu einer "koscheren" Sprache gehört, dass man so etwas heute sagt.

Glauben Sie denn, dass er die israelischen Politiker mit seiner Vorstellung vom Ausgleich und einer Zwei-Staaten-Lösung überzeugen kann?

Also ich glaube nicht, dass das wirklich ein Anliegen für ihn ist. Ich glaube, seine Anliegen sind andere. Ich denke, es geht der katholischen Kirche vor allem um Grundstücke, um finanzielle Rechte, die der Vatikan meiner Meinung nach mit Recht fordert. Es geht um die Anerkennung der katholischen Kirche in Israel als Kirche und nicht als Nicht-Regierungsorganisation. Und es geht darum, dass er als Papst mit seinem deutschem Hintergrund in Israel willkommen geheißen wird. Ich denke das Wichtigste, was er hier bewirken wird ist, den Tourismus in diesem Land etwas anzukurbeln. Denn wenn der Papst ein Land besucht, dann folgen normalerweise auch viele Katholiken seinem Beispiel.

Mitri Raheb ist palästinensischer Christ und Gründer des Internationalen Begegnungszentrums in Bethlehem. 2008 wurde er mit dem Karlspreis ausgezeichnet.

Das Interview führte Günther Birkenstock
Redaktion: Mahmoud Tawfik