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Der Pass alleine genügt nicht mehr

Tina von Löhneysen, Washington DC30. September 2004

Fingerabdruck und Digitalfoto - ab sofort nehmen an den Flug- und Seehäfen der USA Grenzbeamte die biometrischen Daten auch westeuropäischer Touristen, um sie zu überprüfen. Doch das ist nicht die letzte Änderung.

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Kontrolle des Fingerabdrucks am Flughafen von AtlantaBild: AP

Seit Donnerstag (30.9.2004) gibt es für viele Touristen, die in die USA wollen, ein neues Prozedere. Die Einreisebeamten werden nicht nur die Pässe sehen wollen und ein paar Fragen stellen. Hinzu kommen das Scannen der Fingerabdrücke und ein Digitalfoto. Mit beidem soll die Identität jeder Person festgestellt werden. Diese Regelung gilt seit Jahresbeginn 2004 bereits für alle Besucher, die mit einem Visum in die USA reisen. Nun müssen auch Ausländer ohne Visum die Prozedur über sich ergehen lassen. Auch wenn die neuen Maßnahmen abschreckend wirken, sollen sie den Einreisenden nutzen, sagt Asa Hutchinson, Staatsekretär im Ministerium für Heimatschutz: "Das oberste Ziel ist, dass jemand aus Finnland oder Deutschland in die USA kommen kann und spürt, dass wir alles Erdenkliche getan haben, damit sein Aufenthalt in unserem Land sicher ist."

"Eine Art Big-Brother-Staat"

Biometrie Fingerscanner
Biometrie FingerscannerBild: AP

Von der neuen Regelung sind 27 Länder betroffen. Darunter die westeuropäischen Staaten, aber auch Länder wie Japan und Neuseeland. Bisher konnten Reisende aus diesen Ländern - nur mit Pass ausgestattet - bis zu 90 Tage in den USA bleiben. Nun müssen sie ihre biometrischen Daten bei der Einreise überprüfen lassen. Ab dem 26. Oktober 2004 müssen Reisende aus diesen Ländern, die am Visa Waiver Program (VWP) teilnehmen, außerdem einen elektronisch lesbaren Reisepass oder ein Visum für die USA vorweisen.

Viele Touristen sind dadurch verunsichert. "Wer weiß, was die Leute mit den Informationen machen. Ich meine, dass ist doch die große Sorge, die man hat. Es ist eine Art Big-Brother-Staat", sagt ein britischer Tourist. "Ich glaube, letztendlich werden wir mit dem Big-Brother-Syndrom leben müssen. Die Leute beobachten dich und wissen persönliche Dinge über dich. Aber ich fürchte, dass es darauf hinauslaufen wird", ergänzt seine Mitreisende.

US-Tourismusindustrie ist kritisch

Die neue Regelung bedeutet: 13 Millionen Besucher im Jahr zusätzlich müssen durch die verschärften Sicherheitskontrollen - pro Person dauert das etwa 15 Sekunden. Schnell genug, sagt das Ministerium - und will zunächst keine weiteren Mitarbeiter einstellen.

Die amerikanische Tourismusindustrie befürchtet, dass solche Entscheidungen im Ausland einen schlechten Eindruck machen. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Tourismusindustrie zum ersten Mal seit den Anschlägen vom 11. September 2001 wieder im Aufschwung befindet, kritisiert Ed Fluhr, von der Travel Industry Association in Washington. "Unsere größte Sorge ist, dass dieses Sicherheitsprogramm die allgemeine Auffassung verschärft, dass internationale Besucher in den USA nicht willkommen sind. Deshalb werden wir diese und andere Maßnahmen des Ministeriums für Innere Sicherheit sehr genau beobachten und darauf achten, dass sie richtig funktionieren und im Ausland nicht falsch verstanden werden", sagt Fluhr.

Den Befürchtungen steht bislang nur ein magerer Erfolg gegenüber. Die US-Sicherheitsbehörden haben mit Hilfe der biometrischen Daten seit Januar lediglich 200 Personen festgenommen. Sie hatten gegen die Einreisebestimmungen verstoßen oder standen wegen anderer Vergehen auf den Fahndungslisten - Terroristen waren nicht darunter.