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Segelmacher (Kiel)

27. April 2010

Wasser ist sein Element. Der leidenschaftliche Windsurfer hat sein Hobby zum Beruf gemacht: Er stellt Segel her und repariert sie. Aus Altmaterial macht er Taschen.

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Nils Molkentin (Foto: DW)
Nils Molkentin

Wenn die Menschen im Norden Deutschlands über das Wetter sprechen, dann ist das nicht einfach nur Smalltalk. Für die Küstenbewohner ist das Wetter wichtig - wegens ihres Berufs, weil sie Wassersport als Hobby betreiben oder weil sie einfach nur einen Wochenendtrip planen.

Auf Nils Molkentin aus Kiel trifft das alles auf einmal zu. Er weiß immer ganz genau, woher der Wind weht. Denn Wind ist die treibende Kraft hinter seiner Arbeit und hinter seinen Hobbys. Das wissen auch seine Arbeitskollegen. Irmgard zum Beispiel, die mit ihm bei der Kieler Segelmacherei Dmoch arbeitet, verlässt sich gerne auf die Wettervorhersagen von Nils: "Von Nils weiß man immer, wie das Wetter am Wochenende wird. Er verfolgt es intensiv, und je stärker der Wind, umso häufiger klingelt sein Handy. Dann verabredet er sich zum Surfen", sagt Irmgard.

Nils Molkentin fühlt mit den Kunden mit

Nils Molkentin an der Nähmaschine (Foto: DW)
Nils Molkentin an der NähmaschineBild: DW

Nils Molkentin ist eigentlich immer startklar. Mit seinen 26 Jahren ist er ledig und frei genug, um sich jederzeit seine Ausrüstung zu schnappen, ein paar Freunde in seinen VW-Bus zu laden und loszufahren: Richtung Dänemark oder zu anderen Surfertreffs in Nordeuropa.

Aber das heißt nicht, dass Nils Molkentins Leben komplett sorgenfrei ist. Surfen und Windsurfen - also dann mit einem Segel - sind nicht gerade günstiges Hobbys. Immerhin bringt ein fester Job als Segelmacher regelmäßiges Geld. Dabei ist die Arbeit für Nils nicht nur Mittel zum Zweck. Er näht jetzt schon seit neun Jahren Segel und angefangen hat er aus den gleichen Gründen, warum er surft: aus Liebe zum Meer. Und praktisch ist es allemal: Wenn mal eins seiner Segel in die Brüche geht, kann er es selbst reparieren.

Doch auch wenn er seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt: Wenn es Richtung Freitag Nachmittag geht, dann hält es Nils Molkentin kaum noch hinter der Nähmaschine. Er will 'raus aufs Wasser. Aber: Nils Molkentin ist keiner, der auf die Uhr schaut, ob er auch ja pünktlich Feierabend machen kann. Das sagt jedenfalls Molkentins Chefin, Andrea Dmoch. Im Gegenteil. Denn Nils weiß ganz genau, was in den Surfern vor sich geht, deren kaputte Segel er repariert: "Wenn zum Beispiel zum Ende der Woche Reparaturen reinkommen, und das Wassersportler sind: Die wollen am Wochenende heraus auf's Meer, ebenso wie Nils am Wochenende surfen möchte. Deshalb ist er der letzte, der sagt: 'Ich repariere dir das Segel nicht', sondern er repariert den Kunden auf jeden Fall das Segel, damit sie am Wochenende auch ihrem Spaß nachgehen können."

Ein zweiten Zweck fürs Segelmachen

Nils Molkentin beim Windsurfen (Foto: DW)
Der Segelmacher in seinem ElementBild: Nils Molkentin

Nils Molkentin hat für seine Fähigkeiten als Segelmacher eine weitere Betätigung gefunden - eigentlich eher aus einer Laune heraus. "Mein Cousin, seine Freundin und ich haben zusammen ein Label gegründet, was sich 'Ho'ohakii' nennt. Das Wort kommt aus dem Hawaiianischen. Es heißt so viel wie 'Einzigartig'. Wir machen Taschen, Portemonnaies und Gürtel aus alten, ausrangierten Windsurfsegeln. Jetzt versuchen wir mit dieser Idee Fuß zu fassen in der Surferszene.“

Die Taschen und anderen Produkte aus recyceltem Material sehen professionell aus und sind extrem robust. Trotz erster Anfangserfolge ist Nils Molkentin weit davon entfernt, seinen alten Job als Segelmacher aufzugeben. Er ist geduldig - wie alle Surfer, die auf die perfekte Welle warten. Aber 'Ho'ohakii', also “Einzigartig”, passt schon ziemlich gut zu ihm und zu seiner Geschäftsidee.

Autor: Matt Zuvela
Redaktion: Birgit Görtz