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Der Sieger heißt Schröder

Michael Knigge11. September 2002

Nach dem zweiten TV-Duell sind sich die meisten internationalen Beobachter einig: Kanzler Schröder hat dieses Mal besser abgeschnitten als sein Herausforderer Stoiber.

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Zwei Kandidaten, zwei Moderatorinnen: das zweite TV-DuellBild: AP

Für die spanische Tageszeitung "El País" steht der Sieger der Fernseh-Debatte fest. "Mit bissigen Kommentaren, präzisen Argumenten und dem einen oder anderen Scherz hat es der deutsche Kanzler gestern geschafft, seinen Rivalen Edmund Stoiber in den Schatten zu stellen. Mit Erstaunen registriert die Zeitung, wie positiv sich Schröder über seinen Außenminister, den Grünen Joschka Fischer, geäußert habe. Selten, so das Blatt, habe der Kanzler im Wahlkampf so lobend über seinen kleinen Koalitionspartner und den beliebtesten deutschen Politiker gesprochen. "Der Sozialdemokrat Schröder hatte ein klares Ziel vor Augen: für seine rot-grüne Koalition zu werben die weiblichen Wähler zu überzeugen, und seinen Gegner provinziell aussehen zu lassen", schreibt "El País" aus Madrid.

Überzeugender Amtsinhaber

Der Kanzler hat überzeugt, lautet das Fazit der in Turin erscheinenden "La Stampa". "Alle Blicke waren auf Gerhard Schröder gerichtet: Ist er in der Lage, dem Bayern Stoiber standzuhalten oder wird er erneut den Eindruck wie beim ersten Rededuell machen, als er zu sehr in die Defensive ging und nicht richtig lebhaft wurde? Den Beweis, dass er aus seinem ersten Auftritt gelernt hatte, lieferte der Kanzler dann live im Fernsehen. "In jeder Phase des Duells schien er in die Richtung der Fernsehkameras zu sagen: 'Ich bin hier, ich bin zurück'.

Im Vergleich zur Debatte vor zwei Wochen gaben sich die beide Kandidaten am Sonntag deutlich angriffslustiger, bemerkt die "Neue Zürcher Zeitung". "Wobei es sich einmal mehr zeigte, dass Kanzler Schröder sich hier auf seine unbestrittenen medialen Fähigkeiten besser verlassen kann als sein Kontrahent. Stoiber suchte Zuflucht in der beinahe schon mit Penetranz vorgetragenen Wiederholung des Themas Arbeitslosigkeit."

Allerdings brachte auch dieses Duell nach Meinung des Blattes für die Wähler vermutlich nicht die gewünschte Klarheit. "Nur so viel steht nach dem Sonntagabend fest, eine große Koalition lehnen beide ab."

Offener Wahlausgang

Diese Einschätzung teilt auch die Korrespondentin des britischen "Independent". "Nach dem TV-Duell ist der Wahlkampf genau so offen wie zuvor. Dies lässt zwei hektische letzte Wahlkampfwochen erwarten." Dennoch konnte der Amtsinhaber am Sonntag Punkte machen: Gerhard Schröder verbesserte seine Aussichten auf eine Wiederwahl mit einer soliden Vorstellung, heißt es in dem in London herausgegebenen Blatt.

Gerhard Schröder beendete das TV-Duell als Sieger, schreibt die französische Tageszeitung "Le Monde". Der Grund dafür lag dem Blatt zufolge auch an den Moderatorinnen. Sie gestalteten die Debatte lebendiger und ließen den Kandidaten mehr Freiraum, den der Kanzler nutzen konnte, um seine Kommunikationsfähigkeiten auszuspielen.