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Der sumpfige Boden der Tatsachen

Patrick Tippelt7. August 2006

Suvarnabhumi – unaussprechlich? Machen Sie sich besser mit dem Namen des neuen Bangkoker Flughafens vertraut. Dort werden Sie ab September landen. Und bitte stolpern Sie nicht über eventuelle Hindernisse!

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Da ringen die Rekorde miteinander. Gröβte Baustelle der Erde. Drei Kilometer langes Gebäude. Der Welt höchster Tower. Baukosten von fast vier Milliarden Dollar. Ingenieurtechnische Meisterleistung wird er genannt, in einem Atem mit "architektonischer Perfektion". Willkomen in Bangkoks neuem Flughafen, aus dem sumpfigen Boden gestampft!

Vorgeschoben, nicht verschoben

Am 28. September soll es soweit sein: das war der – aktuellste – offizielle Eröffnungstermin für Suvarnabhumi (Goldenes Land). Während viele Thais Wetten abschlossen, wann das Datum wieder einmal verschoben werden würde, zog das Verkehrsministerium den groβen Tag überraschenderweise ein wenig vor. Schon Mitte September wird der gesamte inländische Flugverkehr vom veralteten Don Muang-Flughafen umgeleitet. Dies solle den Umzug erleichtern, so die (doch triftige) Erklärung.

Sumpf über Sumpf

Fast käme man da aus dem Staunen nicht heraus, wenn, ja wenn man nicht wüsste, dass selbst der vorgezogene Zeitpunkt eine gewaltige Verspätung darstellt. Denn der Staat erwarb den Grund immerhin schon 1973. Dank politischer Rangeleien dauerte es aber drei Jahrzehnte, bis der erste Bagger Sumpfland auszuheben began. Und wärend die Baugrube immer weiter wuchs, häuften sich Skandale, Geschichtchen und Korruptionsfälle rund um das Megaprojekt – von der unsachgemäβ erworbenen US-Sicherheitstechnik bis zu Geistern, die die Arbeiter heimsuchten.

Dann aber kam Thaksin Shinawatra an die Macht. Und erkor den Flughafen prompt zum persönlichen Schoβkind. Verkündete zu rasch einen Eröffnungstermin, den er immer wieder verschieben musste. Im September vorigen Jahres weihte er Suvarnabhumi mithilfe eines Airbus 340-600 ein. Und musste das Versprechen, dass die ersten Passagiere dort im Juli 2006 landen könten, bald wieder zurücknehmen.

Logik, nicht Logistik

Seltsam schon, dass der Eröffnungstermin das gröβte Problem sein kann für bei solch einem Projekt. Aber es hapert halt an der Logistik, wenn auch nicht an der Logik. Denn Thaksin möchte den Flughafen noch als Premierminister eröffnen. Und die nächsten Wahlen stehen am 15. Oktober an. Ob der umstrittene Machtliebhaber die überleben wird, vermag keiner vorherzusehen.

Wo bleibt die Homepage?

Da zählen die wenigen anonymen Insiderquellen aus der Branche nichts. Die rechnen nämlich trotz aller bisherigen Tests mit Alltsagspannen, vor allem beim Gepäckbeförderungssystem. Denn der Alltag ist gewaltig in Suvarnabhumi. Fünfmal so groβ wie der alte Bangkoker Flughafen ist er, immerhin doppelt so groβ wie der Frankfurter. Bis zu vier Millionen Passagiere sollen theoretisch abgefertigt werden können – monatlich.

Flughafenfans werden sich von eventuellen Schwierigkeiten nicht einschüchtern lassen. Sie träumen vom Durchwandern des grazilen Terminals aus Stahl und Glas. Andere bleiben am Boden der Tatsachen – immerhin ist die Homepage des Flughafens noch im Bau, während eine flotte Satire der Suvarnabhumi-Seite den Noch-Premier Thailands mit deftigen Sprüchen kritisiert.