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Der Tag danach

28. Februar 2007

Nach dem Aktien-Absturz vom Vortag verloren die asiatischen Börsen zunächst weiter an Wert. In Frankfurt verlangsamt sich die Talfahrt - weil es in Schanghai schon wieder bergauf ging.

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Ziehen Asiens Börsen die Weltwirtschaft nach unten?
Rote Zahlen: Die Börse in SchanghaiBild: AP

In Asien verloren die Aktien am Mittwoch (28.2.07) soviel an Wert wie seit fünf Jahren nicht mehr. In Schanghai selbst, wo der Börsencrash seinen Anfang nahm, legten die Kurse allerdings schon wieder zu: Der Schanghai Composite Index gewann 3,9 Prozent auf 2881,07 Punkte. Die weltweite Börsen-Talfahrt hatte auch den deutschen Aktienmarkt zunächst weiter nach unten gezogen. Zu Handelsbeginn am Mittwoch notierte der Deutsche Aktienindex (DAX) bei rund 6726 Punkten, 1,37 Prozent weniger als am Dienstagabend. Doch konnten die deutschen Aktien die Talfahrt etwas abbremsen. Nachmittags lag der DAX nur noch mit 0,7 Prozent im Minus bei 6770 Punkten.

Asien unter Druck

Der japanische Nikkei-Index gab zu Beginn des Handels um 528,36 Punkte oder 2,92 Prozent auf 17.591,56 nach. Auch am australischen Aktienmarkt in Sydney brachen die Kurse binnen einer halben Stunde nach Handelsbeginn um fast 3,5 Prozent ein. In Hongkong sackte der Hang-Seng-Index um mehr als 600 Punkte oder drei Prozent ab, auch in Südkorea und Singapur gaben die Hauptindizes nach, während die Börse in Taiwan praktisch unverändert tendierte.

Börse in Hongkong
Börse in HongkongBild: dpa

Der Sog des Kurseinbruchs an der Schanghaier Börse hatte auch die US-Aktienmärkte abstürzen lassen. In New York brach die Wall Street am Dienstag (Ortszeit) ein wie seit dem 11. September 2001 nicht mehr. Die wichtigsten US-Börsenbarometer sackten um drei bis vier Prozent ab.

Kasse machen in Schanghai

In Schanghai hatten professionelle Investoren am Dienstag massenhaft Aktien verkauft, um in dem heiß gelaufenen Markt Kasse zu machen. Der Absturz wurde von Händlern weniger als Trendwende, denn als seit Wochen erwartete Kurskorrektur auf dem überhitzten Wertpapiermarkt in China gewertet. Mehr als die Hälfte der Aktien verlor am schwarzen Dienstag zehn
Prozent – mehr ist nach den Regeln in Shanghai an einem Tag nicht möglich. Der Handel wurde vorzeitig gestoppt. Besonders schwer
dürfte dies die vielen Kleinanleger getroffen haben, die vom Boom
von 130 Prozent Steigerung in nur einem Jahr profitieren wollen.

Führende Ökonomen warnten schon seit Wochen vor einer Aktienblase, die sich an den Börsen von Schanghai und Shenzhen entwickelt habe. Nach Angaben von Analysten war der Dienstag auch der Tag mit dem höchsten Handelsvolumen in Schanghai. Viele Anleger folgten dem Trend und verkauften.

Wirbel um Nikko

Ein Bericht über einen angeblich bevorstehenden Ausschluss von Nikko Cordial vom Tokioter Handel hat die Aktien des skandalumwobenen japanischen Handelshauses um rund 15 Prozent einbrechen lassen. Die Zeitung "Nikkei" berichtete am Mittwoch, die Börse treffe die letzten Vorbereitungen, um die Notierung der Papiere einzustellen. Die in den Bilanzen und bei Dokumenten vorgenommenen Fälschungen seinen nach Auffassung des Handelsplatzbetreibers "systemisch" und "bösartig". Die Tokioter Börse teilte mit, sie habe nichts zu dem Thema anzukündigen. Nikko kündigte an, etwaige "wichtige Fakten zu gegebener Zeit" zu veröffentlichen.

Nikko war im Dezember in Schwierigkeiten geraten, als ein Händler zugegeben hatte, Dokumente gefälscht zu haben. Auch seien 300 Millionen Dollar übermäßiger Gewinn verbucht worden. Die Tokioter Börse will im März bekannt geben, ob das drittgrößte Handelshaus des Landes die Börse verlassen muss. Dies würde Nikko unter anderem anfälliger für Übernahmen machen. Als Interessenten gelten der weltgrößte Finanzkonzern Citigroup und die einheimische Mizuho Financial Group. Beide halten zurzeit je fünf Prozent an Nikko. (sams)