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Der Traum vom Fliegen

16. Juli 2009

Fallschirmspringer haben sich den Traum vom Fliegen verwirklicht. Während in einigen Ländern der Welt die "Skydiver" Profis sind, hat der Sport in Deutschland Amateurstatus. Trainiert wird in einem Windtunnel in Bottrop.

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US-Fallschirmspringer beim 4er Formationsspringen (Foto: AP)
"Skydiver" formatieren sichBild: AP

Für das sportliche Fallschirmspringen hat sich der englische Begriff Skydiving durchgesetzt. Mittlerweile bietet dieser Sport eine Vielzahl von Wettbewerben in unterschiedlichen Disziplinen, etwa das 4er-Formationsspringen. Im September findet in Tschechien ein Weltcup statt, bei dem auch die Deutsche Nationalmannschaft der Frauen startet. Und dafür trainieren die leidenschaftlichen Skydiverinnen fleißig, obwohl - "als Hobbysportler haben wir Schwierigkeiten gegen die Profi-Teams zu bestehen“, so die 47-jährige Chirurgin Nina Kübler, die erfahrenste Springerin im deutschen Team.

Grundlagen am Boden

Das deutsche Nationalteam der Frauen (Foto: Mara Thellmann)
Die "Chicas", die deutsche Frauen-NationalmannschaftBild: mara thellmann

Insgesamt bringen es die vier Frauen auf über 15.000 Sprünge. Für ihr gemeinsames Hobby treffen sie sich regelmäßig - alle zwei bis vier Wochen zum gemeinsamen Training; und im Winter vor allem im Windtunnel. Oder sie reisen in Länder, in denen die Wetterbedingungen besser sind als in Deutschland. Aller Anfang neuer Formationen ist allerdings am Boden, meint die 44-jährige Betriebswirtin Marion Thomas: "Da gibt es sogenannte Rollbretter, auf denen wir bäuchlings liegen, wie auf dem Luftkissen im Freien Fall. Denn man muss auf dem Boden die Wege genau trainieren und das Verständnis dafür haben, wo man hin möchte. Dann erst hat man die Möglichkeit, das in den Freien Fall zu übersetzen.“

Der Windtunnel

Training im Windtunnel von Bottrop (Foto: Mara Thellmann)
Training im Windtunnel von BottropBild: mara thellmann

Seit kurzem haben die "Chicas“, wie sich die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nennt, eine neue Trainingsstätte für sich gefunden. So wurde in Bottrop in Nordrhein-Westfalen einer der weltweit modernsten Windtunnel eröffnet. "Der Luftstrom ist sehr gleichmäßig, zum Training optimal geeignet. Und die Atmosphäre ist sehr speziell, durch diese Glasröhre. In anderen Tunneln ist oft mehr Metall und mehr Abgrenzung. Das sieht schon sehr spacig aus“, schwärmt die 43-jährige Internistin Petra Bärenfänger und freut sich außerdem, dass hier so viel Trubel herrsche. "Es freut uns natürlich, dass wir Zuschauer haben.“ Der vertikale Tunnel in Bottrop ist komplett verglast, hat einen Durchmesser von über vier Metern und ist mit 17 Metern der höchste in Europa. Die Zuschauer, von denen Petra Bärenfänger spricht, sind überwiegend Anfänger, die die Möglichkeit haben, ihre ersten Flugversuche zu starten.

Der Traum vom Fliegen

Um sprichwörtlich in die Luft zu gehen, werden die Flug-Einsteiger vor Ort eingekleidet wie die Profis, mit einem speziellen Overall, einem Helm und einer Brille. Und natürlich gibt es auch eine Einweisung vom Trainer, der mit in den Tunnel kommt. Denn, um auf dem Luftstrom schweben zu können, muss man auf so einiges achten wie auf die ausgestreckten Hände neben dem Kopf, angewinkelte Unterschenkel und das Hohlkreuz. "Es ist wie Liegen auf einem Kissen. Wenn man es schafft, sich zu entspannen, ist es einfach grandios!“, beschreibt ein Fluggast sein erstes Mal und "vor allem gibt keine negativen Randrisiken wie ein nicht aufgehender Fallschirm.“

Respekt ja - Angst nein

Die französischen Weltmeister im Fallschirmspringen Nicola Arnaud und Robin Dubois (Foto: picture-alliance)
Im freien FallBild: picture-alliance/ASA

Für Marion Thomas liegt die größte Faszination mittlerweile im Sprung aus dem Flugzeug - oder von der Heckrampe eines Hubschraubers. "Das ist schon was Besonderes!“ Denn: Bei einer üblichen Absprunghöhe von 4000 Metern über dem Grund dauert der freie Fall nur rund 60 Sekunden. Die Skydiverinnen haben also nicht allzu lange Zeit, zu Fliegen und ihre Formationen vorzuführen - schließlich muss der Fallschirm zur sicheren Landung etwa 1000 Meter über dem Boden geöffnet werden. Angst ist für Marion Thomas bei der Ausübung ihres Sports nach über 20 Jahren und mehr als 3000 Sprüngen kein Thema mehr: "Respekt trifft es eher, und das ist auch gut und wichtig. Das sollte man immer beibehalten.“

Autor: Mara Thellmann
Redaktion: Arnulf Boettcher