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Der wahre Härtetest

Bernd Gräßler6. März 2009

Die Gesundheitsreform macht wieder Schlagzeilen - allerdings nicht die hiesige. Obama will 50 Millionen Amerikaner krankenversichern. Voller Neugier und Mitgefühl blickt die Berliner Politik über den Großen Teich.

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Bild: DW

Wenn es ein Land gibt, das sich mit Gesundheitsreformen auskennt, dann ist es Deutschland. "Gesundheitsreform" brachte es hierzulande einmal sogar zum Wort des Jahres. In den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnen die Archive fünf Gesundheitsreformen, wobei freilich der Begriff etwas inflationär gebraucht wird.

Beim - vorerst - letzten tiefgreifenden Umgestaltungsversuch vor zwei Jahren flog fast die schwarz-rote Koalition auseinander. Gesundheitsreformen sind politischer Explosivstoff. Alle kennen sich aus und reden mit, schließlich war jeder schon einmal krank. Außerdem liegen sich traditionell alle in die medizinische Betreuung verwickelten Akteure in den Haaren und sind sich nur in einem einig: Es ist zu wenig Geld da.

Die jüngste Gesundheitsreform sollte den deutschen Ärzten angeblich drei Milliarden Euro mehr an Honoraren bringen - doch irgendwie scheinen diese nicht anzukommen, im Gegenteil. Kommende Woche wollen deshalb die Orthopäden und Unfallchirurgen streiken. Einige Ärzte dagegen bekommen von den Krankenkassen so wenig Geld, dass sie von ihren Patienten Vorauszahlungen verlangen.

Aber es scheint auch Gewinner der Reform zu geben. Die gesetzlichen Krankenkassen melden Überschüsse und üppige Gehaltserhöhungen für ihre Vorstände. Bei einer Gesundheitsreform weiß man eben vorher nie, was hinten rauskommt. Wenn es den wirklichen Härtetest für einen Politiker gibt, dann ist es nicht die große Weltpolitik, sondern eine Gesundheitsreform.