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Kim wird Weltbank-Chef

Andreas Becker16. April 2012

Am Ende haben sich die USA und Europa wieder durchgesetzt: Der neue Präsident der Weltbank ist wie immer ein US-Amerikaner. Dennoch ist der Mediziner Jim Yong Kim anders als seine Vorgänger. Ein Porträt.

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Jim Yong Kim und Barack Obama (Foto: Reuters)
Jim Yong Kim und Barack ObamaBild: Reuters

Jim Yong Kim wurde 1959 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geboren. Seine Eltern wanderten in die USA ein, als er fünf Jahre alt war. Sein Vater war Zahnarzt, seine Mutter hatte einen Doktor in Philosophie. Kim ist verheiratet und hat zwei Kinder.

US-Präsident Barack Obama hatte den Akademiker Kim vor gut drei Wochen überraschend für den Chefposten bei der Weltbank nominiert. "Es ist an der Zeit, dass ein Entwicklungsexperte die größte Entwicklungsorganisation anführt", so Obama. "Für diese Aufgabe ist niemand besser qualifiziert als Dr. Jim Kim."

Der 52-jährige Kim hat einen Doktortitel in Medizin und einen in Anthropologie. Zur Zeit leitet er die Elite-Universität Dartmouth im US-Staat New Hampshire. Ein Finanzfachmann ist Kim jedoch nicht. Trotzdem wird er als zukünftiger Chef der Weltbank über milliardenschwere Kredite und Bürgschaften für arme Länder entscheiden.

Kein Finanzfachmann

Die Kritik, er habe als Mediziner nicht genug Wissen um andere wichtige Entwicklungsthemen, weist Kim jedoch zurück. Die wirtschaftliche Entwicklung und der Kampf gegen Armut seien derart komplexe Themen, dass eine einzige Disziplin ohnehin nicht ausreiche, um sie voranzutreiben. "Die Weltbank hat viele extrem erfahrende Volkswirtschaftler. Ich kann es kaum erwarten, mit ihnen zu arbeiten", sagte Kim in einem Interview mit der "New York Times". In der Entwicklungszusammenarbeit ist Kim schon seit Jahrzehnten aktiv. "Ich habe mein ganzes Leben versucht, soziale Probleme auf der ganzen Welt zu lösen", so Kim.

Kim wird neuer Weltbank-Präsident

Noch als Medizinstudent in Harvard gründete Kim mit Kollegen 1987 die humanitäre Einrichtung "Partners in Health". Die Organisation ist heute in zwölf Ländern aktiv und setzt sich für die medizinische Behandlung von Armen ein. Kim half bei der Entwicklung von Behandlungsprogrammen gegen Tuberkulose, einer Krankheit, die in armen Ländern lange nicht bekämpft wurde, weil die Behandlung zu teuer war.

Medizinische Versorgung für Arme

"Partners in Health" verfolgte dabei einen Ansatz in den Gemeinden, schulte lokale Mitarbeiter und handelte günstigere Konditionen für Medikamente aus. Die Erfolge, erst in Haiti, Mitte der 90er Jahre auch in Peru, beeindruckten die Weltgesundheitsorganisation WHO. Diese übernahm das Behandlungsmodell, inzwischen gibt es ähnliche Programme in 40 Ländern.

2003 gab Kim seinen Posten als Exekutivdirektor von "Partners in Health" auf und wechselte zur WHO. Dort verantwortete er sämtliche Maßnahmen zur Bekämpfung von AIDS und HIV. Dazu gehörte die ambitionierte Initiative, bis Ende 2005 drei Millionen AIDS-Patienten medizinisch zu behandeln. Das Ziel wurde zwar erst 2007 erreicht, doch nach Angaben der WHO trug das Programm maßgeblich dazu bei, die Behandlungsstrategie für AIDS in Afrika voranzutreiben. Bis heute konnten so zwölf Millionen Kranke behandelt werden.

Von 1993 bis 2009 wandte sich Jim Yong Kim wieder der Wissenschaft zu und übernahm an der Universität von Harvard Professuren für Medizin, Sozialmedizin und Menschenrechte. 2009 wurde er dann, als erster Amerikaner asiatischer Herkunft, Präsident des Dartmouth College, einer sogenannten Ivy League Universität, die zu den renommiertesten Hochschulen der USA gehört.

Kritik an Entwicklungshilfe der Industrieländer

Kims Erfahrung in Gesundheitsthemen können ein erster Anhaltspunkt dafür sein, wie er die Arbeit der Weltbank als Präsident gestalten möchte. Kim hat in der Vergangenheit immer wieder die Entwicklungshilfe der Industriestaaten kritisiert, die seiner Ansicht nach zu niedrig und zu wenig zielgerichtet ist. 2002 forderte er in einem Auftritt vor dem US-Senat, die Ausgaben der USA für den Kampf gegen Aids "deutlich" zu steigern.

Allerdings wollte Jim Yong Kim nach seiner Nominierung den Eindruck vermeiden, er setze vor allem auf eine Ausweitung der Hilfszahlungen. "Ökonomisches Wachstum ist wichtig, um Ressourcen für Investitionen in Gesundheit, Bildung und öffentliche Güter zu schaffen", sagte er bei einer Vorstellungsreise durch acht Länder nach seiner Nominierung.