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Der Weltpolizist im Umbruch

Daniel Scheschkewitz4. Dezember 2003

Moderner, flexibler, schneller – die USA rüsten sich für ihre neue Rolle als Weltpolizist: Truppen sollen weltweit neu positioniert werden, auch in Deutschland, wo derzeit 70.000 US-Soldaten stationiert sind.

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Abzug von US-Soldaten aus der EifelBild: AP

Wenn es um den weltweiten Truppeneinsatz der US-Armee geht, sind im Denken der US-Militärs und Pentagonstrategen keine Tabus erlaubt. Seit dem Ende des Kalten Krieges und erst recht seit den Anschlägen am 11. September 2001 haben sich die Bedrohungsszenarien geändert und neue militärische Planungen sind die Antwort darauf.

Die "Wunderwaffe" sollen neu strukturierte, kleine und vor allem schneller verlegbare Einheiten rund um den Globus sein, die große unbewegliche Truppenkontingente aus dem Zeitalter des Kalten Krieges ersetzen. So sei man gerüstet für einen schnellen und kostengünstigen Einsatz, wo auch immer Terroristen und Schurkenstaaten künftig ihr Unwesen treiben werden, verlautete es aus Pentagon.

Weniger ist effektiver

Konkret: Mit weniger Soldaten und modernerer Technologie soll das US-Militär seiner Rolle als selbst ernannter Weltpolizist gerecht werden. Dazu wollen die USA ihre alten Militär-Allianzen anpassen und neue hinzufügen. Bilaterale Abkommen mit einzelnen Staaten sollen das US-Militär vor Strafverfolgung internationaler Gerichte immun machen. Große Truppenstandorte mit tausenden von Soldaten plus Familienangehörigen sind in dieser strategischen Neuausrichtung nur eine Last. Künftig sollen die Truppenteile von einem zum nächsten Standort rotieren - vagabundierende schnelle Einsatztruppen, deren Unterhalt billig ist und die überall kämpfen können.

Umbau des Truppenstandortes Deutschland

Das wird auch Auswirkungen auf den Truppenstandort Deutschland haben, wo gegenwärtig noch 70.000 US-Soldaten stationiert sind. Der für strategische Zukunftsplanung zuständige Staatsekretär im US-Verteidigungsministerium, Douglas Feith, kündigte an, zusammen mit Staatssekretär Marc Grossmann aus dem US-Außenministerium schon in der nächsten Woche entsprechende Verhandlungen in Deutschland führen zu wollen.

In der Bundesrepublik ist der größte Teil der gegenwärtig etwa 100.000 US-Soldaten in Europa stationiert. Vor allem in Rheinland-Pfalz und in Bayern haben die USA eine ganze Reihe von Standorten, die durch die Strukturreform im US-Militär bedroht sind. Allein in der Region Kaiserslautern leben 40.000 US-Soldaten mit ihren Familien. Viele Arbeitsplätze hängen vom US-Militär ab.

Noch bei seinem letzten Besuch in Washington im Mai dieses Jahres ging Bundesverteidigungsminister Peter Struck davon aus, dass die wichtigen Standorte in der Bundesrepublik von den Umstrukturierungsplänen nicht bedroht seien. Das könnte sich schon bald als Trugschluss erweisen.