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Zwischenruf

23. November 2009

Wie soll ich das nur meinen Jungs erklären? "Fußball ist ein fairer Wettkampf, ihr habt immer eine Chance, wenn ihr Euch anstrengt!" Das predigen wir Fußball-Eltern den Kindern. Mit den Vorbildern wird es nun schwierig.

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Kinder spielen Fussball (Foto: Bildbox)
Bild: BildBox

Wie oft musste ich meinem 10-jährigen Sohn schon versichern, dass der Schiedsrichter halt nicht gesehen hat, dass der Gegner im Abseits stand oder böse gefoult hat: "Der Mann tut bestimmt nur sein Bestes, um für ein faires Spiel zu sorgen", tröstete ich ihn.

"Faires Spiel", wie Hohn klingt mir das in den Ohren, wenn ich höre, dass Schiedsrichter auch Jahre nach dem Hoyzer-Skandal Spiele manipulierten.

Das eigene Team in die Niederlage treiben

Fast noch frustrierender aber ist, dass offenbar auch Mitspieler die eigene Mannschaft für ein paar tausend Euro in die Niederlage trieben. "Einer für alle, alle für einen", das ruft die D-Jugend meines 12-jährigen Sohnes vor jedem Spiel. Sollten sie stattdessen etwa rufen: "Jeder für den, der am meisten bezahlt?"

Natürlich wussten wir schon lange, dass es im Profi-Fußball um sehr viel Geld geht. Trotzdem glauben die Jungs an faire Chancen auf dem Spielfeld für jeden, der im Team sein bestes gibt. "Bloß nicht aufgeben, das Spiel ist erst mit dem Schlusspfiff entschieden", so motivieren die Trainer unsere Jungs in der Halbzeit und wir feuern sie bei Wind und Wetter vom Spielfeldrand an.

Wenn sie nach hartem Kampf dann trotzdem eine bittere 5:6-Niederlage einstecken müssen, dann reden wir ihnen zu, faire Verlierer zu sein. Das sind sie dann auch, selbst wenn manchmal noch Tränen fließen. Freiwillig verlieren würden sie nie.

Und da soll ich ihnen jetzt erzählen, dass im größten Wettskandal der europäischen Fußballgeschichte gewissenlose Geschäftemacher Schiedsrichter und Fußballer dazu bringen, das Gegenteil dessen zu tun, wofür sie auf dem Platz stehen und wofür die Zuschauer sie beklatschen und anfeuern?

Verrat an fairen Sportlern

Eine Wettmafia, die dutzende Spiele manipuliert, führt den sportlichen Wettkampf und den Fairnessgedanken ad absurdum. Ein Spiel, bei dem vorher feststeht, wie es ausgehen soll, ist Verrat an den Sportlern, die den fairen Wettkampf suchen.

Damit ist der Wettskandal auch eine Ohrfeige für zehntausende Kinder und Jugendliche, die ihren erwachsenen Vorbildern nacheifern. Woche für Woche vertrauen sie darauf, dass am Ende der bessere gewinnt und nicht das Team, dessen Sieg den Geschäftemachern den meisten Profit einbringt. Wer bei diesem Betrug mitgemacht hat, der hat im Fußball nichts mehr verloren. Dieses Signal sind wir auch den Nachwuchskickern schuldig.

Autorin: Andrea Grunau

Redaktion: Kay-Alexander Scholz