1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der wilde, wilde Westen...

11. Oktober 2004

Auf dem Sofa sitzen und TV-Western schauen kann jeder. Sich auf den Sattel schwingen und 1000 Kilometer durch Amerika reiten - das ist schon was anders. Teilnehmer des "Western Trail Ride" versuchen sich als Cowboys.

https://p.dw.com/p/5g15
Vielleicht hätte der gute Mann lieber auf einem Pferd reiten sollenBild: AP

Eine Stunde nach Sonnenaufgang und die kleine Landstraße bei der Ortschaft Seymour in Texas glitzert von Raureif. Pferde wiehern und Kälber blöken, Reiter fluchen verhalten, das Geschirr der Gespanne knirscht. 20 Wagen und mehr als 150 Reiter ziehen gen Norden. Was sich wie eine hübsche Eröffnungssequenz für einen 0815-Western anhört, ist Realität. Denn hier sind wirklich Reiter unterwegs. Auf den Spuren einer historischen Cowboystrecke wollen sie mehr als 1000 Kilometer reiten.

Damals war alles anders

Go West!
Immer geradeaus und ab und zu mit dem Hut winkenBild: dpa

"Western Trail Ride" schimpft sich das Unterfangen, mit dem an die großen Viehtriebe vergangener Zeiten erinnert werden soll. Die Veranstalter, eine Gruppe von Freizeit-Cowboys aus der texanischen Stadt Bandera, haben den historischen Wagenzug minutiös geplant. Sie treiben zwar keine Rinderherde, aber trotzdem sollen in sechseinhalb Wochen 1040 Kilometer bewältigt werden.

Der beschwerliche Weg führt über Flüsse, durch Dörfer und Städte, über Landstraßen und Felder. Ein paar Cowboys reiten immer einige hundert Meter vor dem Zug und auch dahinter, um Autos vorbei zu leiten und für Sicherheit zu sorgen. "Es ist viel Spaß und Kameradschaft hier", sagt ein weißbärtiger Reiter namens Joe. "Aber am Abend ist man schon müde. Und damals hatten sie keine gefederten Wagen und komfortablen Betten wie wir."

Portable Toilettenhäuschen

Seit dem 6. September ist der Wagenzug bereits unterwegs. Auf der Route des "Western Trail" liegen Städte wie Brady, Coleman, Albany, Seymour, Vernon und weitere texanische Orte. Am 23. Oktober soll das Ziel in Dodge City erreicht werden. Pro Tag legt der Wagenzug zwischen 15 und 40 Kilometer zurück, je nach Gelände und Programmplanung.

Rodeomeisterschaften in Las Vegas
Wettbewerb im Rodeo reitenBild: AP

In den angefahrenen Orten gibt es Empfänge, Paraden und Tanzveranstaltungen für die Cowboys von heute. Übernachtet wird auf Dorfplätzen, Ranches oder gemeinsam in Rodeo-Arenen, wo immer man Platz findet. Zum Tross gehören Küchen- und Gerätewagen, Campinganhänger, Zelte und sogar portable Toilettenhäuschen. Der harte Kern von Teilnehmern reitet die gesamte Strecke. Interessierte können allerdings auch unterwegs mit ihren Pferden oder Wagengespannen hinzustoßen und für eine Teilnahme-Gebühr ein paar Tage mitreiten.

Müde Knochen

Der Wagenzug dient übrigens einem gemeinnützigen Zweck. Es wird Geld gesammelt, mit dem entlang der Route des "Western Trail" historische Tafeln errichtet werden sollen. Am 23. Oktober ist für die Ankunft in Dodge City in Kansas eine große Party auf dem Rodeogelände der Stadt geplant. Dann haben die Reiter endlich Zeit, die müden Knochen zu entspannen. Bis dahin ist es noch ein weites Stück. Mit dem richtigen Lied auf den Lippen und etwas Kautabak dahinter, sollte das aber kein Problem sein. (mb)