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Unterstützung für EL-Kaida

Ana Lehmann27. Februar 2009

Die Mehrheit der Menschen in Pakistan, Ägypten und Indonesien wollen einen Abzug der US-Truppen aus islamischen Ländern. Viele von ihnen billigen dafür sogar Angriffe auf amerikanische Soldaten.

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Gläubige Muslime beim GebetBild: picture alliance/dpa

Die meisten Menschen in islamischen Ländern lehnen die Methoden der radikalislamischen El-Kaida-Terroristen ab. Gleichzeitig unterstützen sie aber das erklärte Ziel der Terrororganisation, amerikanische Truppen aus muslimischen Ländern zu vertreiben. Das geht aus einer jüngst veröffentlichten Studie des amerikanischen Meinungsforschungsinstituts „WorldPublicOpinion“ hervor. Mehr als 70 Prozent der Befragten sind demnach der Ansicht, dass die USA beabsichtigen, die islamische Welt zu schwächen und zu entzweien. Die Studie wurde von Juli bis September 2008 in Ägypten, Pakistan, Indonesien, und einigen anderen mehrheitlich islamischen Ländern mit jeweils rund 1100 Teilnehmern durchgeführt. „Die Haupterkenntnis war, dass die muslimische Öffentlichkeit den El-Kaida-Terrorismus ablehnt. Sie ist sehr kritisch gegenüber jeder Art von Angriffen auf Zivilisten, Bombenattentaten oder Mordanschlägen“, erklärt Stephen Kull, der Leiter von „WorldPublicOpinion“. Gleichzeitig aber würden Viele die Ziele El-Kaidas zumindest teilweise billigen.

Muslimisches Studium
Bild: AP

Generelle Kritik an die Adresse Washingtons

Allein in Pakistan sind 60 Prozent dafür, die US-Truppen aus islamischen Ländern, dem Persischen Golf und Afghanistan zu vertreiben. Dies ist eines der Hauptziele der Terrororganisation. Auf die Frage, ob sie dafür auch Angriffe auf US-Militäreinrichtungen billigen würden, antworteten immerhin 20 Prozent mit „ja“. Christian Wagner, Südasienexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, meint, dies sei in erster Linie eine generelle Kritik an der amerikanischen Einmischung in die Innenpolitik islamischer Staaten. „Die Menschen wollen mit ihrer Kritik auch gegen die doppelten Standards protestieren, die die USA ihrer Meinung nach anlegen“, sagt Wagner. So bestünde Washington immer darauf, die Demokratie zu unterstützen, in Pakistan aber hätten die USA hauptsächlich die Militärregierungen gestärkt.

Terrorismus Camps Afghanistan
Taliban-Kämpfer auf einem Hügel bei Dschalalabad in AfghanistanBild: picture-alliance/ dpa

Mehr Sympathien für El-Kaida

Vor zwei Jahren hatte „WorldPublicOpinion“ die erste Studie dieser Art veröffentlicht. Die Haltung der islamischen Welt gegenüber Amerika habe sich seither nicht verändert, sagt Meinungsforscher Stephen Kull. Noch immer erlebten viele Menschen die US-Streitkräfte nicht als stabilisierenden Faktor, sondern als Bedrohung: „Das bringt die Vereinigten Staaten in eine schwierige Position. Als Antwort auf den Terrorismus haben sie ihre militärische Präsenz in muslimischen Staaten ausgebaut.“ Aber das habe eine Art Gegenreaktion erzeugt. „Es führte zu mehr Sympathien für El-Kaida, denn Al-Kaida ist gegen die Militärpräsenz und bekämpft sie.“

Ein weiteres El-Kaida-Ziel, die Einführung des islamischen Rechtssystems der Scharia in allen muslimischen Ländern, befürworten in Ägypten und Indonesien fünf von zehn Befragten. In Pakistan sind es sieben von zehn. Dort hat die nordwestliche Provinzregierung gerade im umkämpften Swat Tal das islamische Recht eingeführt. Es gebe in Pakistan auch bereits Scharia-Gerichtshöfe, erläutert Südasienexperte Christian Wagner. Noch werde die Scharia zwar nur in bestimmten Bereichen des öffentlichen Lebens angewendet und von Zivilgerichten kontrolliert, „aber in dieser Befürwortung der Scharia kommt der konservative Charakter der pakistanischen Gesellschaft zum Ausdruck.“

Obama Konjunkturpaket Ansprache vor Führenden der Wirtschaft 13.02.2009
Barack ObamaBild: AP

Hoffnungsträger Obama

Auch wenn es um die Einhaltung von internationalem Recht geht, messen die USA mit zweierlei Maß. Davon sind fast 80 Prozent aller Befragten in Pakistan überzeugt. Sie sind der Ansicht, die USA diktieren die Regeln anderen Ländern, halten sie jedoch oft selbst nicht ein. Nur etwa zwanzig Prozent glauben im Gegenzug, dass die USA ein guter Führer sind und mit gutem Beispiel voran gehen. Der neue US-Präsident Barack Obama allerdings gilt vielen als Hoffnungsträger. Durch ihn, so glauben sie, könnten sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Rest der Welt nachhaltig verbessern.