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Schwieriger Flirt mit Angola

Antonio Cascais, Guilherme Correia da Silva23. Juli 2015

Deutschland ist Gastland auf Angolas wichtigster internationaler Messe und will auf einem bilateralen Forum Wirtschaftsbeziehungen stärken. Doch die Menschenrechtslage im Land ist desolat.

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Messebesucher auf der FILDA 2015 in Angola
Bild: DW/G. Correia da Silva

Knowhow im Eisenbahn- und Straßenbau, Industrieanlagen und Maschinenbau "Made in Germany" - mit diesem Angebot hoffen deutsche Aussteller auf Angolas wichtigster internationaler Industriemesse FILDA (bis 26.07.2015) punkten zu können. Deutsche Wirtschaftsvertreter und angolanische Geschäftsleute begegnen sich in Angolas Hauptstadt Luanda - dem wirtschaftlichen Zentrum des südwestafrikanischen Landes.

Neben der Messe, auf der Deutschland sich dieses Jahr als Gastland präsentiert, eröffnete Deutschlands Wirtschafts-Staatssekretärin Brigitte Zypries das sechste Deutsch-Angolanische Wirtschaftsforum, das am Mittwoch endete.

"Die Bundesregierung misst der wirtschaftlichen Kooperation mit den aufstrebenden Ländern Afrikas große Bedeutung zu", sagte Zypries. "Ich freue mich sehr, dass Deutschland in diesem Jahr als Sondergastland der Internationalen Multibranchenmesse FILDA in Luanda eingeladen ist und dass sich die Zahl deutscher Aussteller im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent erhöht hat."

Desolate Menschenrechtslage

Doch die deutsche Wirtschaftsdelegation macht Geschäfte in einem Land, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Seit sechs Wochen sitzen 15 Jugendliche im Gefängnis. Der Vorwurf: Sie hätten einen Staatsstreich geplant. Die Jugendlichen hatten lediglich mehrere friedliche Demonstrationen gegen Staatspräsident José Eduardo dos Santos organisiert, der seit 38 Jahren an der Macht ist.

Jugendliche demonstrieren mit verbundenen Händen
Die Menschenrechtslage in Angola ist schlecht - friedliche Demonstranten sitzen im GefängnisBild: picture-alliance/dpa

In der Exklave Cabinda sowie in den ostangolanischen Provinzen Lunda Norte und Lunda Sul werden Dissidenten und Angehörige unbewaffneter Freiheitsbewegungen immer wieder drangsaliert, verfolgt und willkürlich verhaftet. Die Menschen in diesen besonders rohstoffreichen Provinzen verlangen mehr Autonomie. Doch das will die Zentralregierung in Luanda unbedingt verhindern.

Berichte über von angolanischen Sicherheitskräften verübten Massakern an Hunderten Angehörigen einer evangelikalen Sekte in der Provinz Huambo ließen zudem im April die Öffentlichkeit aufschrecken. Oppositionspolitiker und Menschenrechtsgruppen sprechen von 1000 Toten. Die UN verlangten Aufklärung, doch die blieb die Regierung Angolas aber bisher der Weltöffentlichkeit schuldig.

Fatale Abhängigkeit vom Öl

Wirtschaftsfachleute beklagen seit Jahren, dass die Wirtschaft des Landes fast ausschließlich von Öl abhängt. Angola ist der zweitgrößte Erdölproduzent Afrikas. Die ins Bodenlose sinkenden Weltmarktpreise für Rohöl setzten der angolanischen Wirtschaft in den vergangenen Jahren zu. Die Einnahmen des Staates sanken innerhalb eines Jahres um die Hälfte.

Wirtschaftsdelegation in Angola, 6. Deutsch-Angolanisches Business Forum
Auf dem Wirtschaftsforum in Luanda sollten Geschäftsleute miteinander ins Gespräch kommenBild: DW/G. Correia da Silva

Mitten in dieser Krise kommen jetzt die Deutschen: "Speziell im Energiesektor sind einige deutsche Unternehmen in Angola aktiv", sagte Ricardo Gerigk, ein charmanter, stets lächelnder Deutsch-Brasilianer, der seit fünf Jahren als offizieller Leiter der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Luanda tätig ist.

Im Gespräch mit der DW betont er, dass die Anbahnung von Geschäften in Afrika - und insbesondere in Angola - gelernt sein müsse. "Wie bei einem Flirt braucht man Geduld und viel Charme."

In Angola seien bislang etwa 20 deutsche Unternehmen aktiv. 2010, als das Büro der deutschen Wirtschaft in Luanda eröffnet wurde, seien in der ehemaligen portugiesischen Kolonie nur ganze neun deutsche Unternehmen vertreten gewesen.

"Ich bin mir sicher, dass in der Zukunft trotz der Finanzkrise mehr deutsche Firmen Partnerschaften mit angolanischen Firmen eingehen", so Gerigk.