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Deutschland und Arabien: Handel boomt

26. Juni 2009

Das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Arabien hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht und bleibt auch in der Krise stabil. Das Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum in Berlin will die Beziehung vertiefen.

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Der "Kingdom Tower" in Riad
Öl und Gas bescherten der arabischen Welt Prunk und GlanzBild: AP

Man kennt sich, man schätzt sich, die Atmosphäre in den Räumen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages ist locker. 800 Geschäftsleute und Politiker aus Deutschland und Ländern wie Kuwait, Saudi-Arabien, Katar, Ägypten, Syrien, Algerien, Tunesien und Irak – um nur einige zu nennen – sind zum 12. Deutsch-arabischen Wirtschaftsforum nach Berlin gekommen, das am 26. Juni zu Ende geht. Es wird über Öl und Gas, über erneuerbare Energien, über Infrastruktur und Logistik, Stadtentwicklung und Tourismus gesprochen und natürlich über die Wirtschaftskrise. In der, das gibt der Hauptgeschäftsführer des DIHK, Martin Wansleben, unumwunden zu, verkörpert der Nahe Osten so etwas wie Stabilität: "Ein arabisches Sprichwort sagt: In schwierigen Zeiten lernst du deine Freunde kennen. Wenn wir heute über Arabien reden, dann reden wir über Chancen." In vielen Märkten habe die deutsche Wirtschaft schon ganz schön zu strampeln. In der arabischen Region gehe es uns noch gut, so Wansleben. "Inzwischen ist das Geschäftsvolumen , das wir mit der arabischen Welt machen, deutlich über dem, was wir mit Südamerika machen und knapp unter dem, was mit China gemacht wird." Sagt der Hauptgeschäftsführer des DIHK Martin Wansleben weiter.

Die Bedürfnisse ergänzen sich ideal

Das neue Technologie-Zentrum bei Kairo (Foto: AP)
Das neue Technologie-Zentrum bei Kairo: Technologie wird in Arabien groß geschrieben - Chance für DeutschlandBild: AP

Auf 42 Milliarden Euro belief sich das Handelsvolumen mit der arabischen Welt im Jahr 2008. Es war ein Boomjahr mit einem Export-Plus von allein 20 Prozent. Doch auch im ersten Quartal dieses Jahres, in dem die deutsche Exportwirtschaft mit erschreckender Wucht einbrach, wuchs das Geschäft mit der arabischen Welt gegen den Trend um knapp drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Länder wie Ägypten, Katar und der Irak, die im laufenden Jahr ein Wirtschaftswachstum von bis zu fast 10 Prozent erzielen werden, können es sich leisten, bei deutschen Unternehmen einzukaufen, wie Thomas Bach, der Präsident der arabisch-deutschen Handelskammer Ghorfa deutlich macht: "Die arabischen Staaten haben sich große Ziele bei der Fortführung ihrer Wachstumspolitik gesetzt. Deren Realisierung wird eine hohe Nachfrage nach Ingenieurleistungen, Industrieanlagen, Baumaschinen und sonstigen technischen Ausrüstungen generieren." Dabei decke das technologisch-innovative Leistungsangebot der deutschen Industrie- und Dienstleistungswirtschaft diesen Modernisierungsbedarf der arabischen Länder nahezu ideal ab, meint Bach.

Arabische Investitionen sind in der Krise willkommen

Dieter Zetsche, rechts, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG, und Khadem Al Qubaisi, Vorstandsvorsitzender der Aabar Investments PJSC (Foto: AP)
Verstehen sich bestens: Dieter Zetsche und Al Qubaisi aus Abu Dhabi, sein Investmentfonds besitzt neun Prozent von DaimlerBild: AP

Nach Schätzung der Deutschen Auslandshandelskammern planen die Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas über die nächsten fünf Jahre Investitionen im Wert von 600 Milliarden US-Dollar. Dazu kommt, dass arabische Fonds zunehmend in mittelständische Unternehmen und moderne Technologien in Deutschland investieren. Für Thomas Bach sind das strategische Partnerschaften, die für die Zukunft sowohl deutscher, als auch arabischer Unternehmen sehr wichtig seien: "Sichtbarer Ausdruck dessen sind die Partnerschaften des Emirats Abu Dhabi mit MAN Ferrostaal und der Daimler AG. Solche, auf Nachhaltigkeit angelegten Kooperationen eröffnen neue Möglichkeiten, wie etwa die gemeinsame Erschließung von Drittmärkten."

Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit werden auch im Bildungsbereich gesehen. Der Anteil junger Menschen an der Gesamtbevölkerung ist gerade in arabischen Ländern sehr hoch, die Jugendarbeitslosigkeit eine Herausforderung. Deutschland hat im Bildungsbereich einen guten Ruf, vor allem auch bei der betrieblichen Ausbildung junger Menschen. Auch dieses Know-how könnte exportiert werden. Deutschland, so sagt Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der die Schirmherrschaft für das deutsch-arabische Wirtschaftsforum übernommen hat, könne die arabischen Länder in ihrer Entwicklung in vielerlei Hinsicht begleiten und unterstützen und dabei selbst profitieren: "Und deswegen kommt es um so mehr auf internationale Arbeitsteilung an. Es kommt um so mehr auf offene Märkte an, darauf, dass wir jeden auch nur ansatzweise herum spukenden Geist des Protektionismus nicht nur des Raumes, sondern der Gedankenwelt verweisen."

Syrien führt die soziale Marktwirtschaft ein

Tagung über Sozialmarktwirtschaft in Syrien, organisiert von Goethe Institut in Damascus (Foto: DW)
Von Deutschland lernen: Tagung über Sozialmarktwirtschaft in DamascusBild: DW / Afraa Mohamad

Lobende Worte findet zu Guttenberg für die Wirtschafts- und Strukturreformen in einigen arabischen Ländern. Dabei hat er vor allem Syrien im Blick. Das Land ist seit ein paar Jahren bestrebt, die soziale Marktwirtschaft einzuführen, mit deutscher Hilfe. In diesem Jahr ist Syrien Partnerland des deutsch-arabischen Wirtschaftsforums. Vizepremier Abdullah Al-Dardari ist mit einer 150-köpfigen Wirtschaftsdelegation nach Berlin gekommen. Syrien wolle bis 2015 rund 100 Milliarden Euro investieren und damit ein Wirtschaftswachstum von acht Prozent generieren, kündigt Al-Dardari an: "Deutsche Technologien und arabische Finanzmittel sollen Syrien zu dem machen, was es verdient und dafür sorgen, dass es seine Rolle in der Region wieder einnehmen kann. Frieden und Wohlstand sind untrennbar miteinander verbunden."

Damit meint Al-Dardari auch den Irak. Syrien möchte beim Wiederaufbau des Landes eine Vermittlerrolle spielen. Der kürzeste Landweg vom Mittelmeer in den Irak, so sagt der Vizepremier, führe durch sein Land.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Zhang Danhong