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Wirtschaftsbeziehungen

Julia Dias Carneiro, São Paulo (ina)12. März 2009

Der größte Industriestandort Deutschlands ist - São Paulo. Mit mehr als 800 deutschen Unternehmen ist die Konzentration dort höher als in deutschen Städten. Damit das auch so bleibt, trifft man sich auf der "Ecogerma"

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Blick auf São Paulo mit dem Bergland im Hintergrund, aufgenommen 2006, Foto: dpa
São Paulo, die größte deutsche IndustriemetropoleBild: picture-alliance/ ZB
Logo der Messe Ecogerma 2009 in São Paulo, Brasilien, Quelle: Ecogerma
Soll neue Kontakte schaffen: Die Ecogerma in São Paulo

Über 140 deutsche und brasilianische Unternehmen treffen sich ab Donnerstag (12.03.2009) in São Paulo auf der "Ecogerma", der erste. deutsch-brasilianischen Messe für Nachhaltigkeit und Umwelttechnologie in Wirtschaft und Industrie. Und weil sich gerade für deutsche Unternehmen damit große wirtschaftliche Chancen verbinden, die eine führende Rolle auf dem Weltmarkt der Umwelttechnologie einnehmen, sind auch Bundesforschungsministerin Annette Schavan und der Staatssekretär im Bundesumweltministerium, Matthias Machnig angereist.

Nicht zufällig ist São Paulo Treffpunkt der deutsch-brasilianischen Handelsbeziehungen ausgewählt. Im Großraum São Paulo sind etwa 800 deutsche Unternehmer tätig, eine Konzentration, die es noch nicht einmal in deutschen Städten wie Köln, München oder Hamburg gebe, erklärt Ingo Plöger, ein brasilianischer Unternehmer mit deutschen Wurzeln: "Wir können stolz sagen, dass São Paulo die größte Deutsche Industriestadt ist!“

Frühe Wurzeln

Brasiliens Wirtschaftsentwicklung ist stark von deutschen Investitionen geprägt. Die Wurzeln gehen bis in die 1840er Jahre zurück, als in Brasilien der Industrialisierungsprozess einsetzte und deutsche Ingenieure beteiligt waren, so Plöger: "Der Kaiser war sehr innovativ, er brachte das Telegraphiesystem nach Brasilien und Deutsche waren am Bau der ersten Eisenbahnstrecken beteiligt.“

Nach und nach siedelten sich auch Unternehmen wie Siemens, Bayer oder Hamburg Süd im Großraum São Paulo an, die heute bereits über 100 Jahre in Brasilien tätig sind. Nach dem zweiten Weltkrieg erlebte die Industrie einen zweiten Boom und der führte erst Recht zum Import von deutschem Know-How und deutschen Technologien. Ein Symbol dieser Zeit ist die erste Automobilfabrik Brasiliens: Die Eröffnung des VW-Werks bei São Paulo 1959 war dem damaligen brasilianischen Staatspräsidenten Juscelino Kubitschek wichtig genug, um anwesend zu sein - stolz ließ er sich damals in einem Käfer ablichten.

Mehr Erfahrung im Krisenmanagement

Die Jahrzehnte lange Tätigkeit in Brasilien habe aber auch dazu geführt, dass die Deutschen dort gelernt haben, mit Krisen umzugehen, glaubt Thomas Timm, Geschäftsführender Vizepräsident der Deutsch Brasilianischen Industrie- und Handelkammer in São Paulo: "Vielleicht sogar noch mehr als in Deutschland", sagt er, schließlich gebe es in Brasilien ja erst seit einigen Jahren stabile wirtschaftliche Rahmenbedingungen.

Business Guide Deutschland Brasilien, Quelle: DW
Die deutsch-brasilianischen Handelsbeziehungen haben eine lange TraditionBild: Geraldo Hoffmann
VW-Bulli in São Paulo, 1963, Quelle: Genehmigung: Instituto Moreira Salles, Rio de Janeiro
Die ersten VW-Wagen in BrasilienBild: Hans Günter Flieg/Instituto Moreira Salles

Die aktuelle Weltwirtschaftskrise hat mittlerweile auch Brasilien erreicht: Noch im Oktober hatte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva en "wirtschaftlichen Tsunami" in den USA nicht ernst genommen und behauptet, davon seien in seinem Land nur klitzekleine Wellen zu spüren. Doch jetzt sorgen aktuelle Zahlen für Rezessionsängste im Land: Demnach ging der Absatz von Brasiliens Industrie im Januar um 13,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück; Zu Jahreswende verloren mehr als 750.000 Menschen in der brasilianischen Industrie ihren Job.

Wege aus der Krise

Für März 2009 rechnet Unternehmer Ingo Plöger jedoch schon wieder mit einer Erholung, vor allem in der Automobilindustrie und im Konsumbereich. Auch, weil die negative Effekte der Krise in Brasilien nicht so stark gewesen seien, wie in den USA oder Europa, sagt er. Dass die Ecogerma, die es seit zwei Jahren gibt, jetzt mitten in einer der größten Wirtschaftskrisen der Welt stattfinde, sei auch eine Herausforderung, findet er. "Die Ecogerma findet in einem Moment statt, in dem nach neuen Lösungen gesucht wird", glaubt auch Thomas Timm, schließlich seien Umwelttechnik und nachhaltige Entwicklung die Bereiche mit den besten Wachstumschancen.

Thomas Timm, stellvertretender Geschäftsführer der Deutsch-Brasilianischen Industrie- und Handelskammer, Quelle: AHK São Paulo
Bleibt zuversichtlich: Thomas TimmBild: Cristina Villares/Câmara Brasil-Alemanha

Daran sollen sich künftig deutsch-brasilianische Handelspartnerschaften orientieren. Informationen, Austausch und Kontakte verspricht die Ecogerma mit ihren sechs Hauptbereichen Umwelttechnologie, Energie, Forschung, Verkehrswesen, Industrie und Konsumgüter. "Es ist die Partnerschaft auf Augenhöhe, wo man gemeinsame Lösungen für die Zukunft sucht", sagt Timm, "und wo man gemeinsam mehr erreicht, als wenn man alleine vorgeht!“