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Gemeinsamer Stillstand

15. November 2007

Streiks deutscher und französischer Eisenbahner lähmen in beiden Ländern den Verkehr. Während in Frankreich ein Kompromiss möglich scheint, verhärten sich hierzulande die Fronten zwischen Bahnvorstand und Lokführern.

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leere Gleise, nur eine Frau auf dem Bahnsteig (Quelle: AP)
Es fährt kein Zug nach nirgendwo: Der verwaiste Hauptbahnhof in Kiel am DonnerstagmorgenBild: AP

Die Streiks der Lokführer im Güter- und Personenverkehr der Bahn haben am Donnerstagmorgen (15.11.2007) und am Vormittag bundesweit zu erheblichen Beeinträchtigungen geführt. Besonders Ostdeutschland sei wegen des hohen Organisationsgrades der Lokführer dort stark betroffen, teilte die Deutsche Bahn in Berlin mit. Dort fuhren am Morgen nur 15 Prozent der Regionalbahnen. Im Westen seien es 50 Prozent der Bahnen gewesen. In den Großstädten und Ballungszentren wie Hamburg, Berlin, München, Nordrhein-Westfalen und im Großraum Halle Leipzig fuhren S-Bahnen nur eingeschränkt. Im Fernverkehr dagegen fuhren nach Angaben der Bahn zwei Drittel aller Züge, vor allem ICE.

Stehende Güterzüge auf einem Rangierbahnhof (Quelle: AP)
Der Güterverkehr ist nach Angaben der Bahn am schlimmsten betroffenBild: AP

"Immer kritischer" werde die Lage im Güterverkehr, teilte die Bahn mit. Bundesweit seien mehr als 40 Prozent der Züge ausgefallen oder abgestellt worden. Vor allem in Ostdeutschland sei der Güterverkehr auf der Schiene "massiv" behindert. Laut Gewerkschaft der Lokführer (GDL) beteiligten sich bis 8 Uhr morgens 3070 Lokführer am bislang größten Ausstand in der Geschichte der Bahn. Der Streik hatte am Mittwochmittag im Güterverkehr begonnen. Am Donnerstagmorgen um 2 Uhr weitete die GDL ihn auf Personenzüge im Nah- und Fernverkehr aus. Er soll am Samstagmorgen um 2 Uhr zu Ende gehen.

Bahnchaos auch in Frankreich

Demonstrierende Menge mit Bannern und Plakaten (Quelle: AP)
In Frankreich streiken neben den Bahnern auch die Beschäftigrten der EnergieversorgerBild: AP

In Frankreich dauert das Verkehrschaos durch einen landesweiten Eisenbahnerstreik gegen die geplante Abschaffung von Rentenprivilegien an: Ein Großteil der Beschäftigten bei der staatlichen Bahn (SNCF) und bei den Pariser Verkehrsbetrieben ließ die Arbeit auch am Donnerstag – am zweiten Tag in Folge – ruhen. Im Großraum Paris bildeten sich am Morgen erneut mehrere hundert Kilometer Stau, weil viele Pendler mit dem Auto zur Arbeit fuhren. Die Schnellbahnen von und zu den Pariser Flughäfen standen praktisch still, in der Stadt fuhr durchschnittlich nur jede dritte oder vierte U-Bahn. Die meisten Hochgeschwindigkeitszüge innerhalb Frankreichs fielen aus.

Die Gewerkschaften der Verkehrsbetriebe und der staatlichen Energieversorger EDF und GDF hatten ab Dienstagabend zum Streik aufgerufen, näherten sich seitdem aber in Gesprächen der Regierung an. Staatschef Nicolas Sarkozy forderte am Mittwochabend auf, den Ausstand zu beenden – alle Bedingungen dafür seien erfüllt. Die Beschäftigten wehren sich mit dem Streik gegen Sarkozys Vorhaben, die Frührenten bei den staatlichen Betrieben zu kippen. (rri)