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Deutsch-türkische Musikbeziehungen

29. November 2010

Gemeinsam musizieren, Musikgeschichte erleben und dabei Kontakte vertiefen: Das bot die Orchesterakademie von Young Euro Classic türkischen und deutschen Musikern im Ruhrgebiet.

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Young Euro Classic Orchester in der Philharmonie Essen Konzert am 20.11.2010 (Foto: Christoph Müller-Girod)
Young Euro Classic OrchesterBild: Christoph Müller-Girod

Musik wird in Essen, dem Zentrum der europäischen Kulturhauptstadt Ruhr 2010, in diesem Jahr besonders groß geschrieben: Die Liste an Veranstaltungen ist lang. Auf dem Programm stehen auch Kooperationen mit der anderen europäischen Kulturhauptstadt Istanbul. Jetzt hat in Essen eine einwöchige deutsch-türkische Orchesterakademie stattgefunden, die von der internationalen Organisation Young Euro Classic organisiert worden war.

Mit Händen und Füßen verständigen

Young Euro Classic Orchester in der Philharmonie Essen Konzert am 20.11.2010 (Foto: Christoph Müller-Girod)
Young Euro ClassicBild: Christoph Müller-Girod

Für die Orchesterakademie sind Studenten verschiedener Istanbuler Konservatorien und der Essener Folkwang Hochschule zusammengekommen. Obwohl sie die jeweils andere Sprache nicht beherrschen, gibt es kaum Kommunikationsprobleme: "Man spielt sich einfach gegenseitig vor und der andere versteht das", sagt der Cellist Sebastian Hennemann, "und sonst kann man sich mit Englisch oder Händen und Füßen verständigen". Auch der türkische Dirigent Cem Mansur ist von der offenen und professionellen Umgangsart der Musiker erfreut: "Wir sind ein Orchester und nicht 18 Türken und 22 Deutsche. Wir denken nicht so und das ist sehr angenehm." Darüber hinaus proben die jungen Musiker nicht nur zusammen, sondern unternehmen auch nach getaner Arbeit etwas gemeinsam. Der zwischenmenschliche Kontakt funktioniert auch, meint Mansur.

Wieder populär: osmanische Musik

Young Euro Classic Orchester in der Philharmonie Essen Konzert am 20.11.2010 (Foto: Christoph Müller-Girod)
Young Euro Classic in EssenBild: Christoph Müller-Girod

Während der Proben erfahren die Studenten Einiges über die deutsch-türkische Musikgeschichte. Die so genannte "Janitscharen-Sinfonie" des barocken Komponisten Johann Joseph Fux, die 1683 entstand, greift die Kriegsmusik der türkischen Belagerer Wiens auf. 100 Jahre später war der Krieg vor Wien längst Geschichte und "alla turca"-Klänge en vogue. Heute gilt diese Musik als antiquiert: "Die wird jetzt immer Freitags um vier Uhr am Militärmuseum von historisch kostümierten Leuten gespielt", sagt Cem Mansur. Klassische türkische Musik, die einst am osmanischen Hof erklang, erfreut sich aber bis heute großer Beliebtheit. Diese einstige Musik der Elite greift Evrim Demirel in seinem Stück "Fasil 1" auf und verarbeitet sie mit zeitgenössischen Klängen und Strukturen zu einer überraschender Synthese.

Gemeinsame Zukunftspläne

Young Euro Classic Orchester in der Philharmonie Essen Konzert am 20.11.2010 (Foto: Christoph Müller-Girod)
Young Euro ClassicBild: Christoph Müller-Girod

Dirigent Cem Mansur hofft, dass das Projekt mit dem Konzert noch nicht zu Ende ist: Anfang des kommenden Jahres ist eine Tournee der Ochesterakademie durch die Türkei geplant. Musiker für ein solches Gemeinschaftsprojekt zu finden sei keine Schwierigkeit, sagt Mansur; die Probleme liegen woanders. "Die Leute wollen spielen; Schwierigkeiten gibt es dagegen meist von administrativer und finanzieller Seite. Ich hoffe, wir haben ein paar Sponsoren mit unserem Konzert gewonnen."

Autor: Klaus Gehrke

Redaktion: Gudrun Stegen