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Deutsch-ungarischer Tourismus

8. Dezember 2001

– Für die Deutschen bleibt Ungarn beliebtestes Ziel in Mittelosteuropa

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Budapest, 7.12.2001, PESTER LLOYD, deutsch

Die Magyar Tourismus Rt. veranstaltete bereits zum sechsten Mal eine Präsentation für Fachleute der Branche zum deutsch-ungarischen Tourismus. Die Direktoratsleiterin für Markt- und Effektivitätsanalysen, Zsuzsanna Behringer, stellte die neuesten Forschungsergebnisse bezüglich der aus Deutschland eintreffenden Gäste vor, während Miklós Walkó, Leiter der ungarischen Fremdenverkehrsvertretungen in Deutschland, aktuelle und künftige Tendenzen auf dem deutschen Markt bewertete.

Von den 83 Mill. Deutschen reisten Zsuzsanna Behringer zufolge im Vorjahr ca. 76 Prozent ins Ausland. Damit bleiben die Deutschen Weltmeister im Verreisen. Unter den internationalen Zielen belegt Ungarn immerhin den 7. Platz nach Spanien, Italien, Österreich, der Türkei, Frankreich und Griechenland. Ungarn als das beliebteste Reiseziel in Mittelosteuropa zog insgesamt 3,2 Prozent der Deutschen mit Fernweh an. In heimischen Relationen bedeutete das einen Anteil an allen durch Ausländer gebuchten Übernachtungen von 41 Prozent bzw. 23,5 Prozent bei sämtlichen Übernachtungen in gewerblichen Unterkunftsstätten.

Wie die Statistiken zeigen, ist der deutsche Durchschnittstourist auf Ungarnurlaub entweder zwischen 30 und 50 Jahren oder über 60 Jahre alt, bringt ein mittleres Einkommen nach Hause und stammt vornehmlich aus Bayern, Sachsen oder Baden-Württemberg. In den östlichen Bundesländern gilt Ungarn allgemein als sehr beliebt und liegt auf Rang vier der dortigen Prioritätenliste.

Miklós Walkó zeigte Skepsis bezüglich bestimmter statistischer Angaben. So hielt er für fragwürdig, dass die Zahl der Einreisen deutscher Touristen nach Ungarn im August um 20% gesunken und die durch diese Gruppe gebuchte Zahl an Übernachtungen um 16 Prozent zurückgegangen sein sollen. Auf der Grundlage der in diesem Jahr gesammelten Erfahrungen meinte er, dass das am Balaton zu beobachtende Preisniveau in der Hauptsaison nicht mehr akzeptiert wird und nebenbei ebenda Probleme mit dem Dienstleistungsniveau und dem Umfeld auftreten.

Als wenig zufriedenstellend sah der Fachmann außerdem die Marketingarbeit bei der Markteinführung neuer Ferienobjekte an. Positiv sei hingegen die Entwicklung im Luftverkehr rund um den Balaton zu erwähnen, wo weitere Fortschritte zu erwarten sind. Auf dem Flughafen von Sármellék müssten freilich erst die Kapazitäten ausgebaut und das Dienstleistungsniveau angehoben werden.

Nach einer Prognose der Forschungsgesellschaft für Urlaub und Reisen könnte der deutsche Fremdenverkehr im kommenden Jahr um zehn Prozent zurückfallen, was sich teilweise aus der Beunruhigung im Nachfeld der Terroranschläge, teils aus der lahmenden Konjunktur erklärt. Der Rückgang dürfte mit einem Erstarken der großen Fremdenverkehrsbetriebe und einer materiellen Schwächung zahlreicher kleinerer und mittelgroßer Büros einhergehen. Deshalb sollte man auch in Finanzbelangen bei Letzteren besser auf der Hut sein. Dafür spricht auch, dass die Platzreservierungen immer später gemacht werden, sich also auf Zeitpunkte nahe am Reisetermin verlagern.

Walkó ist ungeachtet dessen der Ansicht, dass sich dieser Nachfrageeinbruch unter den gegebenen Umständen bei den Einreisen nach Ungarn nicht niederschlagen wird, ja hierzulande sogar einen Zuwachs ergeben kann. Im Übrigen hätten die großen deutschen Tourenveranstalter gerade berichtet, dass ihr Ungarngeschäft in dieser Saison häufig besser als im Vorjahr verlaufen sei. Zuversicht für das kommende Jahr ist auch deshalb erlaubt, weil die neue Schwerpunktsetzung seit September eine Touristikkampagne für Ungarn in Deutschland einleitet und ab 2002 erneut drei ungarische Touristikbüros in dem Land tätig sein werden. (fp)