1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche als Folterknechte im Dienste des IS?

15. April 2015

Der Generalbundesanwalt geht dem Verdacht nach, dass deutsche Dschihadisten an der Folter von Geiseln des "Islamischen Staates" beteiligt sind. Das meldet ein Rechercheverbund unter Berufung auf einen Ex-Häftling.

https://p.dw.com/p/1F96p
IS-Kämpfer (Foto: picture alliance)
Bild: picture alliance/ZUMA Press/Medyan Dairieh

Radikale deutsche Islamisten sollen sowohl als Wächter in Folter-Gefängnissen des "Islamischen Staates" (IS) arbeiten als auch selbst als Folterer aktiv sein, berichteten "Süddeutsche Zeitung" (SZ), NDR und WDR nach gemeinsamen Recherchen. Diesen Verdacht prüfe der Generalbundesanwalt. So sollen extremistische deutsche Staatsbürger auch in den IS-Gefängnissen zum Einsatz gekommen sein, in denen die später enthaupteten US-amerikanischen, britischen und japanischen Geiseln einsaßen.

Die Informationen gehen dem Bericht zufolge auf Angaben eines 27-jährigen Bundesbürgers zurück, der bis Juni 2014 selber in verschiedenen Gefängnissen der selbsternannten IS-Gotteskrieger saß. Er kam demnach unter bisher ungeklärten Umständen frei.

Augenzeuge bei Enthauptung

Wie der Rechercheverbund weiter berichtete, wird der Mann von Terrorismus-Experten des Bundeskriminalamtes vernommen. In seinen Vernehmungen soll der junge Deutsche detaillierte Angaben gemacht haben. So habe er berichtet, dass er in seiner fast einjährigen Haftzeit viele der später hingerichteten Geiseln - unter ihnen die US-Bürger James Foley und Steven Sotloff - kennengelernt habe. Die Exekution einer Geisel habe er beobachten müssen; sie sei erschossen worden. Auch sei er dem berüchtigten Henker "Dschihadi John" begegnet. Britische Behörden wollen ihn inzwischen als den in Kuwait geborenen Mohammed Emwazi, einen studierten Informatiker, identifiziert haben.

Nach Angaben des Ex-Häftlings sind deutsche Islamisten nicht nur als Wächter, sondern auch als Folterer in den IS-Gefängnissen aktiv. Bei einem von ihnen habe es sich nach den bisherigen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft um Philip B. gehandelt, einen der bekanntesten deutschen Islamisten. Der zum Islam konvertierte frühere Pizzabote aus Dinslaken soll im Sommer 2013 nach Syrien gegangen und inzwischen bei einem Selbstmordanschlag im Irak gestorben sein. Die Bundesanwaltschaft habe unter Verweis auf laufende Ermittlungen eine Stellungnahme abgelehnt, melden SZ, NDR und WDR.

qu/uh (afp, ARD, SZ)