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Deutsche Atomteile für den Iran

27. März 2006

Wegen des Verdachts illegaler Exporte für das iranische Atomprogramm hat die Polizei in zehn Bundesländern Unternehmen durchsucht - und offensichtlich umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt.

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Nuklearanlage im IranBild: dpa

Betroffen waren 41 Firmen. Die Staatsanwaltschaft Potsdam bestätigte am Montag (27.3.) einen entsprechenden Bericht des MDR-Magazins "Fakt".

Verstecktes Beschaffungssystem

An den Razzien waren nach Angaben des Zollkriminalamts Köln in der vergangenen Woche 250 Zollfahnder im Einsatz. Durchsuchungen gab es in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein. Das beschlagnahmte Datenmaterial werde nun ausgewertet. In einem Fall habe ein Unternehmen die Zollfahnder während der Durchsuchung über eine direkte Anfrage aus dem Iran für die Lieferung von Nukleartechnologie informiert. Mit der Durchsuchungsaktion und der Enttarnung eines verdeckt operierenden Beschaffungssystems habe ein umfangreicher Ermittlungskomplex seinen vorläufigen erfolgreichen Abschluss gefunden, hieß es.

"Hier geht es um das Atombeschaffungsprogramm des Iran", zitierte das Magazin am Montag vorab einen Sprecher der ermittelnden Staatsanwaltschaft Potsdam. "Wir haben festgestellt, dass die Mitarbeiter der Firma sich ganz gezielt an Firmen in Deutschland gewandt haben, um ganz bestimmte Bauteile für den Iran aufzukaufen", habe der Sprecher mit Blick auf eine mutmaßliche Tarnfirma in Berlin weiter gesagt, berichtete das TV-Magazin vorab aus seiner für den Montagabend geplanten Sendung.

Zentrum Berlin

Das Zentrum des Netzwerkes bilde die mutmaßliche deutsche Tarnfirma in Berlin. Sieben Beschuldigte, vorwiegend russischer Herkunft, sollen Material wie Pumpen und Transformatorteile besorgt haben. Mindestens eine Firma in Hessen habe das gewusst. In einem Fall seien versandfertige Spezialkabel und eine Summe von rund zwei Millionen Euro beschlagnahmt worden. Die Waren der illegalen Beschaffungsbemühungen reichten von hydraulischen Pumpen bis hin zu Transformatorenteilen. Die Waren sollen dem Magazin zufolge über weitere Tarnfirmen in Moskau und in Dubai in den Iran gelangen.

Die Beschuldigten hätten bundesweit versucht, so genanntes Dual-Use-Material - also sowohl zivil als auch militärisch nutzbar - zu beschaffen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Benedikt Welfens. Es habe sich eher um Rand- als um Spitzentechnologie gehandelt.

Die Firmen seien zunächst als "Zeugen" durchsucht worden, sagte Welfens. Umfangreiches Datenmaterial wurde beschlagnahmt. Von fünf bis sechs Firmen habe es Lieferungen gegeben. Die meisten Unternehmen hätten aber die Lieferaufträge abgelehnt. (sams)