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Deutsche Bank beantwortet Führungsfrage

26. Juli 2011

Nach langem Gerangel hat die Deutsche Bank die Nachfolge ihres Chefs Ackermann geklärt: Mit Anshu Jain und Jürgen Fitschen bekommt das größte deutsche Geldhaus eine Doppelspitze. Auch Ackermann bleibt der Bank erhalten.

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Anshu Jain und Jürgen Fitschen (Foto: dpa)
Das künftige "Duo": Anshu Jain (l.) und Jürgen FitschenBild: picture alliance/dpa

Die wohl spannendste Führungsfrage in der deutschen Wirtschaft ist beantwortet - der Aufsichtsrat der Deutschen Bank setzte allen Spekulationen ein Ende: Der Top-Investmentbanker Anshu Jain und der bisherige Chef des Deutschlandgeschäfts der Bank, Jürgen Fitschen, werden künftig gemeinsam die Geschicke des größten Geldinstituts der Bundesrepublik leiten. Der Führungswechsel soll nach der für Ende Mai 2012 geplanten Hauptversammlung der Deutschen Bank erfolgen. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann wechselt dann aller Voraussicht nach an die Spitze des Aufsichtsrates.

Josef Ackermann (Foto: DW)
Soll bald den Aufsichtsrat führen: Josef Ackermann

Ackermanns Vertrag als Vorstandsvorsitzender wäre eigentlich erst im Mai 2013 ausgelaufen. Nun wird der Schweizer also vorzeitig nach zehn Jahren seinen Posten aufgeben. Als ein Kandidat für seine Nachfolge hatte der ehemalige Bundesbank-Chef Axel Weber gegolten, seitdem dieser im Februar überraschend seinen Rücktritt verkündet hatte. Anfang Juli hatte Weber dann aber erklärt, im kommenden Jahr zur Schweizer Großbank UBS wechseln zu wollen. Seitdem war die Personaldebatte bei der Deutschen Bank voll entbrannt.

"Zutiefst geehrt"

Am Montagabend (25.07.2011) verkündete der Aufsichtsrat schließlich die "einvernehmliche" Festlegung auf das neue Führungsduo Jain/Fitschen, das sich offensichtlich bestens versteht. Der 62 Jahre alte Fitschen betonte, er könne sich "keinen besseren Partner" als Jain vorstellen, "um den Erfolgskurs der Bank sowohl im Heimatmarkt wie weltweit fortzusetzen". Der 48-jährige Jain erklärte, er fühle sich "zutiefst geehrt", die Deutsche Bank künftig gemeinsam mit Fitschen "führen zu dürfen".

Der gebürtige Inder Jain, wohnhaft im Londoner Westen, hatte einst als kleiner Börsenmakler angefangen. In Diensten der Deutschen Bank steht der studierte Ökonom seit Mitte der 1990er Jahre. Seit vergangenem Jahr ist er dort der alleinige Chef des Investment-Geschäfts, und damit der "Goldesel" des größten deutschen Kreditinstituts und dessen heimlicher Star. Allein im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete seine Sparte knapp drei Viertel der 28,9 Milliarden Euro hohen Erträge der Bank. Jains Talent für Analysen und den richtigen Zusammenbau von Finanzprodukten zollen Kenner seit Jahren Respekt. Dennoch hat er vor allem in Deutschland nicht nur Unterstützer. Kritiker warfen ihm vor, der massive Ausbau des Investmentbankings verdränge zunehmend das klassische, heimische Geschäft der Kreditvergabe an die Industrie. Auch fehlen Jain, der die deutsche Sprache nicht beherrscht, die Drähte ins politische Berlin. Wohl vor allem deshalb stellte ihm der Aufsichtsrat mit Jürgen Fitschen einen erfahrenen und gut vernetzten Banker zur Seite.

Übergangslösung?

Deutsche Bank-Gebäude in Frankfurt am Main (Foto: dpa)
Imposant: Die Zentrale der Deutschen Bank in FrankfurtBild: picture alliance/dpa

Verglichen mit den Jungstars der Finanzbranche kam Fitschens Karriere erst relativ spät in Schwung. Nach einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, einem Studium der Wirtschaftswissenschaften und einer Tätigkeit beim Geldinstitut KKB kam er 1987 zur Deutschen Bank. Es folgten Stationen in Thailand, Japan, Singapur und London. Fitschen war zeitweise für das Investmentbanking und das Großkundengeschäft mitverantwortlich, also den Bereich, dem derzeit Anshu Jain vorsteht. Seit gut sechs Jahren leitet der bescheiden und sachlich auftretende Fitschen die weltweiten Regionalaktivitäten, aber vor allem auch das Deutschlandgeschäft der Deutschen Bank.

Insider rechnen damit, dass Jain in einigen Jahren alleine das Ruder bei der Deutschen Bank in der Hand haben wird - wenn er genügend eigene Kontakte gesammelt hat. Ein Signal hierfür gibt es bereits: Jains Vertrag wurde um fünf Jahre bis Ende März 2017 verlängert, Fitschens Kontrakt nur um drei Jahre bis 2015.

Autor: Christian Walz (rtr, dapd, dpa, afp)
Redaktion: Rolf Breuch