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Deutsche Bank: Breuer legt Amt nieder

3. April 2006

Der Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank, Rolf Breuer, legt sein Amt nieder. Begründung: Er wolle die Bank von weiteren Diskussionen um seine Person entlasten.

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Rolf BreuerBild: AP

Er werde das Mandat zum Ablauf des 3. Mai aufgeben, teilte Breuer dem Aufsichtsrat am Sonntag in einer außerordentlichen Sitzung mit. Nachfolger soll der bisherige Finanzvorstand Clemens Börsig werden. Der Rücktritt Breuers erfolge im besten Interesse der Bank, sagte der Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann.

Hintergrund des Rücktritts ist Breuers Ärger mit der Justiz: Ende Januar hatte der Bundesgerichtshof (BHG) entschieden, der ehemalige Deutsche-Bank-Chef habe mit Äußerungen über die Finanzlage Kirchs zu dessen Pleite beigetragen. Zugleich machte der BGH den Weg frei für Schadenersatzforderungen gegen Breuer und die Bank.

Milliardenklage

Leo Kirch
Leo KirchBild: AP

Anlass des Verfahrens war ein Interview von Februar 2002. Darin hatte Breuer nach Ansicht Kirchs dessen Kreditwürdigkeit in Zweifel gezogen und damit den Zusammenbruch von dessen Imperium besiegelt. Breuer hatte einem Fernsehsender damals zu möglichen weiteren Finanzspritzen für den angeschlagenen Kirch gesagt: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Gut zwei Monate später, am 8. April, musste die KirchMedia als erste Gesellschaft des angeschlagenen Medienkonzerns Insolvenz anmelden.

Der Bundesgerichtshof (BGH) entschied nach einer Klage Kirchs am 24. Januar, die Deutsche Bank und ihrer früherer Chef Breuer müssten grundsätzlich für einen Teil der Milliardenpleite haften. Allerdings beschränkt sich der Schadenersatzanspruch Kirchs nur auf einen möglichen Verlust bei der Kirch-Tochter Printbeteiligungs GmbH, da die Deutsche Bank nur für sie einen Kredit gegeben hatte. Kirch hatte ursprünglich mehrere Milliarden Euro Schadenersatz gefordert, die tatsächliche Summe dürfte jedoch weitaus niedriger liegen. Der BGH regte an, die Parteien sollten sich außergerichtlich einigen.

Ärger mit Hedgefonds

Der promovierte Jurist Breuer war seit 1985 Vorstandsmitglied der Deutschen Bank, zwischen 1997 und 2002 leitete er das Institut. Der Schweizer Josef Ackermann wurde sein Nachfolger, Breuer wechselte zugleich in den Aufsichtsrat und leitete fortan das Kontrollgremium. Weitere Aufsichtsratsmandate hatte Breuer bei dem Energiekonzern Eon, der Münchener Rück, Lufthansa und Siemens. Ein Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Börse musste er 2005 im Rahmen von Auseinandersetzungen mit Hedgefonds aufgeben, die eine Übernahme der Londoner Börse durch die Frankfurter Konkurrentin verhindern wollten.

Breuers Nachfolger Börsig ist seit 1999 bei der Deutschen Bank. Zuvor war der heute 58-Jährige bei RWE, Bosch und dem Mannesmann-Konzern tätig. (wga)