1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Deutsche Bank müht sich um Trendwende

26. Oktober 2017

Die Erträge im Investmentbanking gehen zurück, das Handelsgeschäft ist schwach - trotzdem hat die Deutsche Bank im dritten Quartal überraschend gut verdient.

https://p.dw.com/p/2mWME
Frankfurt Zentrale der Deutschen Bank
Bild: picture-alliance/dpa/O. Stratmann

Wie das größte deutsche Finanzinstitut am Donnerstag in Frankfurt mitteilte, stieg das Vorsteuerergebnis im dritten Quartal im  Jahresvergleich um 51 Prozent auf 933 Millionen Euro.Unter dem Strich stand ein Nettoergebnis von 649 Millionen Euro - mehr als doppelt so viel wie im dritten Quartal des Vorjahres. Im Vorfeld befragte Analysten hatten weniger als der Hälfte erwartet.

Vorstandschef John Cryan zeigte sich zufrieden: "Wir sind überzeugt, dass die Früchte unserer Arbeit in den kommenden Quartalen und Jahren Schritt für Schritt sichtbarer werden", sagte der Brite.

Weniger Einnahmen

Allerdings lief das Geschäft schleppend. Die Deutsche Bank leidet, wie andere Institute auch, unter den niedrigen Zinsen, die das klassische Einlagen- und Kreditgeschäft weniger profitabel machen, sowie unter den anhaltend ruhigen Kapitalmärkten, was die Gebühreneinnahmen schmälert.

"Die Kunden handelten deutlich weniger rege", teilte die Bank mit. So fielen die Erträge - also die gesamten Einnahmen der Bank - um zehn Prozent auf 6,8 Milliarden Euro. Schon Goldman Sachs, Morgan Stanley und andere große US-Banken hatten für das dritte Quartal über ein anhaltend schwaches Handelsgeschäft mit Anleihen, Rohstoffen und Währungen berichtet. Allerdings verdiente die Konkurrenz wenigstens in anderen Sparten hervorragend.

Sparen, sparen

Deutsche Bank CEO Cryan bei der Hauptversammlung in Frankfurt
Immer auf der Suche nach Sparmöglichkeiten: John CryanBild: Reuters/R. Orlowski

Dass die Deutsche Bank in diesem Umfeld trotzdem Gewinn machen konnte, liegt vor allem an ihrem harten Sparkurs der vergangenen Jahre. Sie hat ihre Kosten deutlich verringert, inzwischen muss sie auch für Restrukturierung und Abfindungen weniger ausgeben vor einem Jahr.

Beim Abbau juristischer Altlasten kommt das Institut ebenfalls voran. "Von den 20 Fällen, auf die noch Anfang des vergangenen Jahres rund 90 Prozent unserer finanziellen Rechtsrisiken entfielen, haben wir inzwischen 13 ganz oder teilweise beigelegt - bei nur geringen zusätzlichen Kosten in diesem Jahr", sagte Cryan.

Ende September hatte das Institut für solche Fälle noch 2,3 Milliarden Euro zurückgelegt. Am Dienstag hatte konnte das Institut eine weitere juristische Affäre beenden. Gegen eine Zahlung von 220 Millionen Dollar erreichte die Bank in den USA einen Vergleich wegen ihrer Rolle bei der Manipulation des Libor-Zinssatzes. Im vierten Quartal dürften nach Erwartung des Vorstands noch
weitere Rechtsstreitigkeiten beigelegt werden.

Für das Gesamtjahr 2017 hatte Cryan nach zwei Jahren mit Milliardenverlusten schwarze Zahlen in Aussicht gestellt. Bei der Deutschen Bank läuft ein umfassendes Umbauprogramm samt Stellenstreichungen und Filialabbau.

Die zwischenzeitlich zum Verkauf stehende Tochter Postbank wird integriert, das Kapitalmarktgeschäft mit dem Investmentbanking verschmolzen und die Fondstochter Deutsche Asset Management teilweise an die Börse gebracht. Bis spätestens Ende des zweiten Quartals, also Mitte kommenden Jahres, will die Bank ihr Privat- und Firmenkundengeschäft mit der Postbank rechtlich verschmelzen. Durch den Zusammenschluss entsteht ein Institut mit mehr als 20 Millionen Kunden.

Weitere Einschnitte

Cryan hofft auf jährliche Synergien von rund 900 Millionen Euro ab 2022. Dafür werden aber noch weitere Jobs wegfallen und noch mehr Filialen dichtgemacht - zusätzlich zum schon erfolgten Abbau. Genaue Zahlen verriet die Bank noch nicht. Klar ist aber schon jetzt, dass betriebsbedingte Kündigungen für vier Jahre, bis 2021, ausgeschlossen sein werden. Das sieht eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften vor. Derzeit arbeiten bei der Postbank 17.000 Menschen und in der Privat- und Firmenkundensparte der Deutschen Bank 13.000 Mitarbeiter.

Die Deutsche Bank hatte Anfang des Jahres beschlossen, die Postbank, die fast zwei Jahren zum Verkauf stand, keinen Käufer fand und mit viel Aufwand und Geld vom Mutterhaus entflochten worden war, doch wieder komplett im Konzern aufgehen zu lassen. Das kostet zunächst weitere knapp zwei Milliarden Euro an Investitionen. 

Cryan will dadurch eine unangefochtene Stellung auf dem deutschen Heimatmarkt erreichen. Der Schritt ist eine wichtiger Pfeiler der im März verkündeten neuen Strategie der Bank, zu der auch der Umbau der Investmentbank und der Teilbörsengang der Vermögensverwaltung gehören.

bea/hb (rtr, dpa, Deutsche Bank -Pressemitteilung)